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Lfd Nr Jahr Monat Tag Eintrag Namen Referenz
836 1799 11 20 Ein heiterer Tag. Früh besuchte mich Kutschersfeld und erzählte mir den sicheren Tod des Kleinrath. Ich zog mich ganz schwarz an, fuhr um 9 h zu Theresen und wurde bei der Gräfin Traun aufgeführt. Wir wurden mit vielen Ehren aufgenommen, frühstückten da, man zeigte uns auch die Zimmer, welche sehr niedlich und mit vielem Geschmack möbliert sind. Um ½ 11 h gingen wir auf die Bastei, dann zu Brandl, wo die Müller Sanderl (?) und Grünwald (?) waren. Dann zu Klimbke und zum Speisen. Nach Mittag kam die Maurer mit Tochter, später auch Oeppinger, welcher mir sehr vieles Schöne sagte, und mich versicherte, dass meine physische Beschaffenheit mich nicht abhalten soll, zu heiraten, weswegen er der Mutter wacker zusetzte. Abends ging ich ins Kärntnertor-Theater, zum ersten Mal die „Seltsame Probe“, übersetzt von Lippert zu sehen, welche nach richtigem Vermuten missfiel. Dann ging ich ins Burgtheater „Donna volubile“ und Theresen zu sehen, welche ich auch auf dem Theater sprach. Nach der Oper ging ich gleich nach Hause. Die Kimlin kaufte mir heute Kuchleinrichtung von Holzsachen um 4 fl. Band 02 (II.), Seite 52r
837 1799 11 21 Den Morgen und Vormittag arbeitete ich sehr fleißig. Kutschersfeld und Liebisch besuchten mich, letzterer mit Charles, der mit Tonerl bei mir arbeitete. Ging in die Stadt, dann zu Klimbke; wir begleiteten Pfersmann nach Hause und Klimbke begleitete mich zum Speisen. Die Mama ist heute wieder in ihrer beinahe wahnsinnigen Laune. Nach Tische schrieb ich dem Gönner einen langen, langen Brief. Abends kam die Fritzin (?); sie und ich blieben bis 9 h, so ziemlich einförmig war unsere Unterhaltung. Ich eilte nach Hause und ins Bett. Heute kaufte die Kimlin den Nachtrag von Holzeinrichtung für die Küche. Die Galanterie vom Mittwoch von Schuhen und Strümpfen verursachte mir Heiterkeit. Band 02 (II.), Seite 52r
838 1799 11 22 Namensfest meiner lieben Mutter. Früh und am Vormittag arbeitete ich. Ein düsterer Tag, denn erst um 8 h konnte ich Licht entbehren. Es ist so unangenehm, so lange Licht zu brennen, ich mag die kurzen Tage nicht. Der Tante machte ich auch zum Namensfest meinen Glückwunsch. Vormittags um 12 h war ich bei Klimbke. Er war bei der Leseprobe und man zwang mich, hineinzugehen. Ich unterhielt mich mit Klingmann, welcher mir viel von der Herzensgüte und tätigen Verwendung der Traun erzählte, die sie für Therese und mich so liebreich äußerte. Nach Mittag schrieb ich dem Gönner, dass auch Ancona über und das Direktorium von Paris geflüchtet sein soll. Nachher ging ich zu Brandl, kaufte da 4 rot quadrillierte Halstücher für 6 fl. 15 x. Später mit Franz ins Marinellische Theater, die „Teufelsmühle“ zu sehen: eine hirnlose Posse, welche nur allein die Kleidung, Maschinerie und Dekoration soutenieren. Im Theater sah ich die Redlich mit ihrer Schwester, der Exner; wir plauderten zusammen und so verstrich die Zeit recht angenehm. Ich versprach gelegentlich einen Besuch. Nach dem Theater soupierten wir in dem neuen Bierhaus von Charles; unleidlich war da der Tabakrauch. Ich fand da Röckl, mit welchem ich mich eine Zeitlang unterhalten habe. Erst um ½ 12 h kam ich nach Hause und schlief gar nicht gut, so unruhig, dass ich mir vornahm, stets sehr wenig und am öftesten gar nichts zu soupieren. Band 02 (II.), Seite 52r
839 1799 11 23 Heute erhielt ich für den Flaschenkeller Slivovitza von Freund Stessel. Früh hatte hatte ich schon wieder Verdruss mit dem Tischler, nichts kann man von dem Menschen erhalten. Tonerl arbeitete bei mir. Auf Pauer und Klimbke wartete ich mit dem Frühstück; Pauer kam, Klimbke nicht. Ersterer versprach, mir alles zu besorgen, was zur Erlangung einer Dispensation erforderlich ist, auch noch alle Gänge und Zahlungen bei den Pfaffen zu machen. Ich begleitete ihn in die Stadt, ging zu Brandl, dann in die Theaterkanzlei. Zum Speisen; sehr ernsthaft ging es zu. Nach Mittag blieb ich bis ½ 6 h, dann ging ich ins Kärntnertor-Theater. Man gab den „Schreiner“ und „Alcina“; Therese sang recht schön. Nach der Oper sprach ich sie auf dem Theater und begleitete sie zum Wagen. Es war mir so angenehm, das liebe Mädchen zu sprechen. Klingmann versicherte mich auf dem Theater, dass Therese gewiss von der Gräfin Traun ein Atlas gestreiftes Kleid erhält; dies freute mich. Im Ballett schlief ich meistens und nur dem Tonerl zuliebe blieb ich. Wir eilten nach Hause und ins Bett. Band 02 (II.), Seite 52v
840 1799 11 24 Heute Nacht fror es zum ersten Mal. Früh arbeitete ich, schrieb an Pointner. Vetter Augustin brachte mir die Trauringe, für welche ich 8 fl. 12 x bezahlte; er frühstückte bei mir und wir gingen zusammen um 10 h in die Stadt. Im fürstlichen Haus kam eben Siess an; er gab mir gleich eine Kommission wegen Schiffs-Ankauf. Dann ging ich den Redoutensaal, um die Musikproben von den heutigen Redoute-Tänzen zu hören; da plauderte ich mit Fuchs, Burgerth, Hollmeyer (?) und der Kohl. Mit Klimbke ging ich in die Kanzlei, dann mit selbem ins Kaffeehaus. Bei Tisch waren Therese und Mama nicht; erstere speiste bei Braunmüller, letztere hielt es geheim, doch kam sie schon, als wir schon bei Tische saßen. Nach Tisch ging ich zum Schiffmeister in die Leopoldstadt, Klimbke begleitete mich; dann zu Siess, um ihm von allem Auskunft zu geben. Dann zu Therese, wo ich Ludwig Braunmüller fand, welcher sie nach Hause begleitete. Theresen gab ich die Trauringe, blieb da bis ½ 7 h. Nina spielte in „Nina“, Therese studierte. Ich ging zum Portier, las da die Kapitulation von Ancona. Ein sanfter Schlummer wiegte mich bis 9 h, da erwachte ich und ging schnurstracks nach Hause. Band 02 (II.), Seite 52v
Peter Prokop: Die Tagebücher des Joseph Carl Rosenbaum (ÖNB SN 194- 204) - eine Arbeitstransskription.

Die nachstehende Arbeitstransskription der in der Österreichischen Nationalbibliothek (Sammlung von Handschriften und Alten Drucken) in 11 Manuskriptbänden aufbewahrten Tagebücher des gräflich Esterházyschen Sekretärs Joseph Carl Rosenbaum (1757-1829) wurde vom Autor ursprünglich für private Zwecke als Findhilfe für architekturgeschichtliche Recherchen angefertigt, um das digitale Auffinden von Personen und Zusammenhängen zu erleichtern, die im Zusammenhang mit der Arbeit am „Architektenlexikon Wien 1770-1945“ relevant wurden. Es handelt sich demnach lediglich um eine Findhilfe, keineswegs aber um eine wissenschaftlichen Ansprüchen genügende Edition. Diesem Primärzweck entsprechend, weicht die Transskription vom Originaltext in folgenden Details ab:

  • Rosenbaums biedermeierliche Schreibweise wurde modernisiert, seine Syntax jedoch weitgehend beibehalten; seine nicht immer eindeutige Interpunktation (mittels Bindestrichen) jedoch durch die heute gebräuchliche ersetzt.
  • Innerhalb der einzelnen Tageseintragungen wurden die gelegentlich vorkommenden Wiederholungen ein und desselben Sachverhaltes zusammengezogen.
  • Die von Rosenbaum ausgeschriebenen Wochentagsnamen wurden weggelassen, da mit dem Datum des jeweiligen Tageseintrags redundant. Dieses wurde im Format Jahr / Monat / Tag wiedergegeben. Die Bezeichnungen von Feiertagen wurden beibehalten. •Die ab etwa 1816 stereotyp wiederkehrenden Notizen zum täglichen Wetter und zum jeweiligen Programm der Hoftheater und des Theaters an der Wien wurden an den Beginn des jeweiligen Tageseintrages gerückt.
  • Bei Personennamen, deren Schreibweise bei Rosenbaum nicht selten variiert, wurde eine einheitliche und möglichst dokumentarisch belegte Schreibweise angewendet.
  • Fragliche Lesungen von Personen-, Ortsnamen u. dgl. wurden durch nachgestellte Fragezeichen (?) gekennzeichnet, Rosenbaumsche Abkürzungen entweder ausgeschrieben oder ihre wahrscheinliche Ergänzung in eckige Klammern gesetzt. Abgesehen davon wurde auf möglichste inhaltliche Vollständigkeit der Textwiedergabe geachtet. Kleinere Auslassungen und Tippfehler sind bei einer manuellen Eingabe von rund 9 Millionen Zeichen trotz aller Sorgfalt nicht ganz auszuschließen. Wem aber mit der raschen Auffindbarkeit von Personen, Orten, Sachbegriffen etc. gedient ist, ist eingeladen, sich dieser Ressource zu bedienen.

Der Autor ersucht lediglich um Einhaltung der üblichen Zitierungsusancen (siehe obenstehender Titel oder abgekürzt, z B. in Fußnoten Datum des zitierten Eintrages, bzw. bei Einträgen ohne Datum mit Band und pagina).


(†) Peter Prokop, Wien, im Februar 2016

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