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Lfd Nr Jahr Monat Tag Eintrag Namen Referenz
796 1799 10 11 Anhaltendes feuchtes Wetter und Regen. Den ganzen Tag arbeitete ich. Bei Tisch erzählte ich meines Freundes Severin Tod; er blieb am 12. Juni d. J. bei Modena, als eine Musketenkugel ihm durch die linke Brust ins Herz fuhr. Später kam der Sekretär Burgerth zu mir, wir machten eine Promenade auf die Felder und die St. Georgener Straße. Abends war ich zu Hause, arbeitete, erwartete einen Brief von Therese, der aber nicht kam. Um 9 h machte ich Feierabend, legte mich ins Bett; da kam erst Röckl und blieb bis 10 h. Wir plauderten von Therese, der Mutter Eigensinn und dergleichen. Band 02 (II.), Seite 45v
797 1799 10 12 Um 7 h frühstückte ich bei Walther; da bekam ich einen Brief von Theresen; von meinem Bruder erhielt ich einen Brief und darin die Nachricht, dass er seinem Grafen den Dienst aufsagte; eine wahre Hiobspost. Dann ging ich zum Fürsten, in den Wagenschupfen und ins Zimmer arbeiten. Nach Tisch kam der Fürst in den Stall und sagte eine Menge Unangenehmes, und alles ohne Grund, das verdross mich sehr. Schrieb meinem Bruder einen derben Verweis und bat ihm um unserer Liebe willen, alles aufzuwenden, um wieder zu bleiben. Ich habe heute einen fatalen Tag ! Eben war auch Kampf bei mir; wegen diesen Silberfuchsen habe ich auch Verdruss. Wann werde ich mich einmal ruhiger, froher Tage freuen können ? Abends schrieb ich der Therese zum Namensfest, schickte ihr das niedliche Silberbesteck mit ihrem gestochenen Namen, etwas Zuckerwerk und Obst, worunter besonders schöne Äpfel. Nach 8 h besuchte ich Fuchs bei seiner Therese. Um ½ 10 h legte ich mich ins Bett, weil ich die Stunden des Schlafes für die glücklichsten halte. Band 02 (II.), Seite 45v
798 1799 10 13 Ein feuchter Herbsttag. Früh machte ich kleine Besuche bei François, Wolf und Fuchs; indessen wurde bei mir aufgeräumt. Nachher kam der italienische Meister und ich arbeitete bis 12 h im Italienischen. Walther kam zu mir und mit ihm machte ich eine Promenade durch den Garten, Menagerie, wo ich eben zur Entbindung einer Kuh recht kam; um die Stadt zum Speisen. Nach Tische fand ich Brauneis (?) bei Troll (?); wir plauderten von tempi passati und freuten uns, uns zu sehen. Nach Mittag arbeitete ich, abends kam wieder Roesler von Wien. Wir gingen ins Schloss, um die Quartette zu hören, dann in der Juden Stadt, um derselben Laubenfest zu sehen. Csekonics, Töchter und Tomasini gingen mit uns; dann alle zu mir, wo selbe bis 9 h blieben und sich empfahlen. Roesler und ich plauderten noch ein Weilchen, dann begaben wir uns in die Ruhe. Band 02 (II.), Seite 45v
799 1799 10 14 Kalt und windig. Früh 6 h fing ich zu arbeiten an, dies dauerte bis 12 h. Dann machten Roesler und ich eine Promenade durch den Garten in die Au, auf die Tiergartenstraße, nach Hause zum Speisen. Nach Mittag arbeitete ich bis 4 h, da besuchte mich Röckl. Später gingen Roesler und ich ins Theater, sahen alles an. Er ging zu Tomasini, ich machte einen Spaziergang nach Kleinhöflein. Abends waren wir bei Tomasini, wohin Csekonics, Rumfeld, Specht; wir scherzten mit Pfänderspielen. Um 9 h begaben wir uns jedes nach Hause. Band 02 (II.), Seite 46r
800 1799 10 15 Kalt und Regen. Theresienfest. Früh wurde gearbeitet, dann ging ich schwarz angezogen gratulieren, erstlich zu Röckl, dann zur Fröhlich, Zoller, Kandler, Siess und Csekonics; dann gleich nach Hause, um mich umzukleiden. Mittags waren Roesler und ich Gast bei Csekonics. Am Ende des Speisens kam die Tomasini schluchzend, sie hatte wieder eine Schreckensszene mit ihrem Vater, wovon selber plötzlich krank wurde. Nach Mittag arbeitete ich. Roesler malte die jüngere Tomasini. Abends sehnte ich mich schon nach einem Brief von meiner guten Therese. Bei Fajt war ich auch und erhielt von ihm zugerichtete Schildkrot auf Kreuze, Ringel, Anker; alles dieses gab ich gleich dem jungen Köstler (?). Meine Mutter besuchte ich; wir plauderten eine Weile zusammen und klagten über des unerbittlichen Schicksals Härte, und die traurigen Ausichten unseres Hauses. Den Abend brachten wir bei Csekonics zu. Ein hitziger Streit über den Wiener Theatergeschmack zwischen uns, Roesler und Tomasini brachte uns unvermerkt zu 9 h; wir empfahlen uns und gingen ins Bett. Nach 10 h erst weckte mich ein Trabant mit einem Brief von Theresen auf, welcher mir Vergnügen machte, mich aber nicht ganz beruhigte, weil mehreres unbeantwortet blieb. Band 02 (II.), Seite 46r
Peter Prokop: Die Tagebücher des Joseph Carl Rosenbaum (ÖNB SN 194- 204) - eine Arbeitstransskription.

Die nachstehende Arbeitstransskription der in der Österreichischen Nationalbibliothek (Sammlung von Handschriften und Alten Drucken) in 11 Manuskriptbänden aufbewahrten Tagebücher des gräflich Esterházyschen Sekretärs Joseph Carl Rosenbaum (1757-1829) wurde vom Autor ursprünglich für private Zwecke als Findhilfe für architekturgeschichtliche Recherchen angefertigt, um das digitale Auffinden von Personen und Zusammenhängen zu erleichtern, die im Zusammenhang mit der Arbeit am „Architektenlexikon Wien 1770-1945“ relevant wurden. Es handelt sich demnach lediglich um eine Findhilfe, keineswegs aber um eine wissenschaftlichen Ansprüchen genügende Edition. Diesem Primärzweck entsprechend, weicht die Transskription vom Originaltext in folgenden Details ab:

  • Rosenbaums biedermeierliche Schreibweise wurde modernisiert, seine Syntax jedoch weitgehend beibehalten; seine nicht immer eindeutige Interpunktation (mittels Bindestrichen) jedoch durch die heute gebräuchliche ersetzt.
  • Innerhalb der einzelnen Tageseintragungen wurden die gelegentlich vorkommenden Wiederholungen ein und desselben Sachverhaltes zusammengezogen.
  • Die von Rosenbaum ausgeschriebenen Wochentagsnamen wurden weggelassen, da mit dem Datum des jeweiligen Tageseintrags redundant. Dieses wurde im Format Jahr / Monat / Tag wiedergegeben. Die Bezeichnungen von Feiertagen wurden beibehalten. •Die ab etwa 1816 stereotyp wiederkehrenden Notizen zum täglichen Wetter und zum jeweiligen Programm der Hoftheater und des Theaters an der Wien wurden an den Beginn des jeweiligen Tageseintrages gerückt.
  • Bei Personennamen, deren Schreibweise bei Rosenbaum nicht selten variiert, wurde eine einheitliche und möglichst dokumentarisch belegte Schreibweise angewendet.
  • Fragliche Lesungen von Personen-, Ortsnamen u. dgl. wurden durch nachgestellte Fragezeichen (?) gekennzeichnet, Rosenbaumsche Abkürzungen entweder ausgeschrieben oder ihre wahrscheinliche Ergänzung in eckige Klammern gesetzt. Abgesehen davon wurde auf möglichste inhaltliche Vollständigkeit der Textwiedergabe geachtet. Kleinere Auslassungen und Tippfehler sind bei einer manuellen Eingabe von rund 9 Millionen Zeichen trotz aller Sorgfalt nicht ganz auszuschließen. Wem aber mit der raschen Auffindbarkeit von Personen, Orten, Sachbegriffen etc. gedient ist, ist eingeladen, sich dieser Ressource zu bedienen.

Der Autor ersucht lediglich um Einhaltung der üblichen Zitierungsusancen (siehe obenstehender Titel oder abgekürzt, z B. in Fußnoten Datum des zitierten Eintrages, bzw. bei Einträgen ohne Datum mit Band und pagina).


(†) Peter Prokop, Wien, im Februar 2016

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