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Lfd Nr Jahr Monat Tag Eintrag Namen Referenz
766 1799 9 11 Ein angenehmer Morgen. Voll Schmerzen stand ich auf, setzte mich an meinen Schreibtisch, weil mir da noch am leichtesten geschieht, wenn ich sitze. Erwartete den Röckl; er kam, verordnete mir Umschläge, Pulver und Dekokt. Der Druck der Umschläge verursachte, dass ich nicht sitzen konnte und große Schmerzen hatte. Um 6 h legte ich mich schon wieder ins Bett und war den ganzen Abend allein. Bis 10 h brauchte ich Umschläge. Auch diese Nacht brachte ich schlaflos zu; dreimal musste ich aufstehen, weil immer etwas anfiel. Band 02 (II.), Seite 41r
767 1799 9 12 Um 9 h stund ich auf und arbeitete bis Mittag 3 h; länger konnte ich es nicht aushalten und musste ins Bett. Früh brachte mir Burgerth ein Paket von Theresen mit Strümpfen, dem Buch „Die Siegesfeier“ und Briefen. Gleich darauf kaufte ich Pfirschen, 9 Pfund für 1 fl. 20 x, schrieb Theresen und schickte selbes gleich durch Stessel, welcher nach Tisch nach Wien fuhr. Im Bette las ich und arbeitete, was ich konnte. Abends besuchten mich Hoffmann und Packh. Um 10 h schlief ich ein, wachte aber gleich wieder auf und litt unglaubliche Schmerzen bis 3 h früh; dann linderte sich der Schmerz und ich schlief bis 7 h.In der Nacht regnete es. Band 02 (II.), Seite 41r
768 1799 9 13 Kalt und Regen. Heute kann ich doch ruhig liegen. Um 11 h stand ich auf, arbeitete, um 3 h legte ich mich wieder ins Bett. Mein Sprachmeister kam, später auch Packh. Ich las, arbeitete bis es dämmerte. Abends bekam ich Briefe von Therese und grau gefärbte seidene Strümpfe, welche Klob strickte, aber nicht hübsch ausfielen. Theresens Brief war mir recht angenehm. Um 7 h abends wurde ich zum Fürsten gerufen. Ich eilte aus dem Bett und zu ihm, dann aber gleich wieder ins Bett. Röckl und Packh besuchten mich; ersterer verordnete mir Klistier, weil der Zwang anhält; dann schlief ich so ziemlich die Nacht durch. Früh wurde noch eines appliziert. Band 02 (II.), Seite 41r
769 1799 9 14 Ein heiterer Tag. Um 10 h stand ich auf, bekam Besuch von Heidtl wegen der morgigen Forchtensteiner Reise. Meine Schmerzen wollen nicht ganz nachlassen; ein Zwang mit einem Reiz verbunden quälen mich noch immer. Nach Mittag besuchten mich Heidtl und Huber, blieben ein paar Stunden bei mir; ich bediente sie mit Tokajer und wir unterhielten uns recht angenehm. Abends kamen meine Mutter, Csekonics mit Anhang und Rumfeld; ich las ihnen den 1. Akt vom travestierten „Hamlet“ vor, worüber wir alle herzlich lachten. Nach 9 h gingen sie und ich machte Apparaten zu meiner Ruhe. Ich schlief sehr unruhig, war viel wach, denn ein gewisser stumpfer Schmerz quälte mich unaufhörlich. Band 02 (II.), Seite 41r
770 1799 9 15 Kalt und Regen. Heidtl und Huber fuhren früh 5 h nach Forchtenstein; ich schickte ihnen Höfleiner. Nach 7 h machte ich mir eine Unterhaltung mit einem kleinen Taubstummen. Ich kaufte ihm Beinkleider, Weste und so ein Jankerl, dann eine Haube; ließ ihm die Haare schneiden und so aufputzen. Der Bursche freute sich außerordentlich, ließ sich überall sehen, ging auch zu seinen Eltern. Später kam er mit seiner Mutter zu mir, welche mir mit Tränen dankte. Ich hatte in der Nacht und heute immer Kopfschmerzen und Mangel an Appetit. Um 11 h stund ich auf, arbeitete. Nach 1 h aß ich, aber sehr wenig, dann schrieb ich an Therese. Nach Mittag besuchte mich meine Mutter und blieb den Abend bei mir. Langeweile, der Schmerz und eine daher entstandene Alteration machten mir einen höchst traurigen Abend. Die Nacht war nicht besser; ich schlief wenig und sehr unruhig. Band 02 (II.), Seite 41v
Peter Prokop: Die Tagebücher des Joseph Carl Rosenbaum (ÖNB SN 194- 204) - eine Arbeitstransskription.

Die nachstehende Arbeitstransskription der in der Österreichischen Nationalbibliothek (Sammlung von Handschriften und Alten Drucken) in 11 Manuskriptbänden aufbewahrten Tagebücher des gräflich Esterházyschen Sekretärs Joseph Carl Rosenbaum (1757-1829) wurde vom Autor ursprünglich für private Zwecke als Findhilfe für architekturgeschichtliche Recherchen angefertigt, um das digitale Auffinden von Personen und Zusammenhängen zu erleichtern, die im Zusammenhang mit der Arbeit am „Architektenlexikon Wien 1770-1945“ relevant wurden. Es handelt sich demnach lediglich um eine Findhilfe, keineswegs aber um eine wissenschaftlichen Ansprüchen genügende Edition. Diesem Primärzweck entsprechend, weicht die Transskription vom Originaltext in folgenden Details ab:

  • Rosenbaums biedermeierliche Schreibweise wurde modernisiert, seine Syntax jedoch weitgehend beibehalten; seine nicht immer eindeutige Interpunktation (mittels Bindestrichen) jedoch durch die heute gebräuchliche ersetzt.
  • Innerhalb der einzelnen Tageseintragungen wurden die gelegentlich vorkommenden Wiederholungen ein und desselben Sachverhaltes zusammengezogen.
  • Die von Rosenbaum ausgeschriebenen Wochentagsnamen wurden weggelassen, da mit dem Datum des jeweiligen Tageseintrags redundant. Dieses wurde im Format Jahr / Monat / Tag wiedergegeben. Die Bezeichnungen von Feiertagen wurden beibehalten. •Die ab etwa 1816 stereotyp wiederkehrenden Notizen zum täglichen Wetter und zum jeweiligen Programm der Hoftheater und des Theaters an der Wien wurden an den Beginn des jeweiligen Tageseintrages gerückt.
  • Bei Personennamen, deren Schreibweise bei Rosenbaum nicht selten variiert, wurde eine einheitliche und möglichst dokumentarisch belegte Schreibweise angewendet.
  • Fragliche Lesungen von Personen-, Ortsnamen u. dgl. wurden durch nachgestellte Fragezeichen (?) gekennzeichnet, Rosenbaumsche Abkürzungen entweder ausgeschrieben oder ihre wahrscheinliche Ergänzung in eckige Klammern gesetzt. Abgesehen davon wurde auf möglichste inhaltliche Vollständigkeit der Textwiedergabe geachtet. Kleinere Auslassungen und Tippfehler sind bei einer manuellen Eingabe von rund 9 Millionen Zeichen trotz aller Sorgfalt nicht ganz auszuschließen. Wem aber mit der raschen Auffindbarkeit von Personen, Orten, Sachbegriffen etc. gedient ist, ist eingeladen, sich dieser Ressource zu bedienen.

Der Autor ersucht lediglich um Einhaltung der üblichen Zitierungsusancen (siehe obenstehender Titel oder abgekürzt, z B. in Fußnoten Datum des zitierten Eintrages, bzw. bei Einträgen ohne Datum mit Band und pagina).


(†) Peter Prokop, Wien, im Februar 2016

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