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Anzeige von 786 - 790 aus 11858
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Lfd Nr Jahr Monat Tag Eintrag Namen Referenz
786 1799 10 1 Ein finsterer Tag. Um 7 h ging ich zum Fürsten, von da ins Casino. Röckl und ich gingen um 9 h mit dem Fürsten in den Komitatssaal, wo die Magistratsrestauration des Komitats gefeiert wurde. Der Sekretär Eötvös wurde Vizegespan. Es ging sehr stürmisch und in hohem Grade republikanisch zu; schon wollte der Fürst wegen außerordentlichem Lärm die Sitzung aufheben. Mittags war im Casino Tafel für 300 Personen. Es wurde mit einer der ungarischen Adelschaft eigenen Art gegessen, getrunken und gelärmt. Der Fürst fuhr um 3 h weg und wir gleich nach. Ich arbeitete zu Hause bis 9 h, ordnete alles mit Frohsinn zur morgigen Reise und legte mich mit dem angenehmen Gedanken ins Bett, morgen Theresen zu sehen. Band 02 (II.), Seite 44r
787 1799 10 2 Reise nach Wien. Die Rosel, Fajt und ich fuhren um 6 h nach Wien. In Laxenburg hielten wir auf und gingen in den Garten. Man zeigte uns die Eremitage, welche sehr einfach, aber nicht weniger niedlich eingerichtet ist. Im ersten Zimmer beim Niederknien am Altar die Erscheinung einer Venus, dann beim Eintritt in des Einsiedlers Zelle das Aufstehen desselben, die Töne, welche beim Niedersitzen auf den Sesseln, dann die Wendung des Sophas, alles dies überrascht sehr angenehm. Der Holzstoß verbirgt ein angenehmes Kabinett blau mit verschiedenen komischen Gedanken von Zeichnungen und einer Art Stickerei, welche die Kaiserin gemacht haben soll. Das Haus der Laune schön, einzig mit den originellsten Gedanken. Zu ebener Erde ein Saal mit einem Billard, die Bordüren, der Spalier, dem Sopha und Sesseln sind eine Zusammensetzung von Karten (?), sowie die Kronleuchter eine von Billardkugeln. Das Toilettekabinett mit den Türen, die Retirade mit den so passend angebrachten Figuren, die Küche, alles zeigt den originellsten Geschmack an. Im ersten Stock ist das Musikalien- und Stroh(?)kabinett sehr artig, dann auf dem Boden der Keller mit allen dazu erforderlichen Requisiten. In den von außen angebrachten Türmen sind Täubeln, Singvögel und Nachteulen. Der chinesische Teich samt Brücke ist sehr hübsch. Das Fischerdörfl streitet an Geschmack und Neuheit der Gedanken um den Vorzug mit den anderen, das Salettl, der Tempel und das Zeughaus sind angenehm zu sehen. Auch sahen wir noch den von Quaderstein aufgeführten Bau einer Ritterburg, der eine große Summe kosten mag. Das Theater konnten wir nicht sehen, weil eben die Reitknechte eine Probe vom Kontertanz hatten, welcher zum Franzensfest aufgeführt wird. Wir speisten im Wirtshaus und kamen um 2 h nach Wien. Ich stieg im Hause ab, ging zu Theresen, welche mich mit ihrem liebevollem Herzen schon auf der Stiege empfing. Auch die Mama und Nina waren über meine Ankunft erfreut. Ich fand da die Tante krank und erhielt die Hiobspost, dass sie den ganzen Winter da bleiben wird. Therese sagte mir eine Menge Klatschereien in Bezug auf unsere Vermählung, auch dass dieselbe bis Ostern nach dem Willen der Mama verschoben bleiben soll; alles dies stimmte mich ganz um. Abends ging ich ins Kärntnertor-Theater. Zum ersten Mal gab man die „3 Sultaninnen“ Oper von Huber, mit Musik von Süssmayer. Eine recht artige Musik, mit schönen Dekorationen von Platzer und vielem Spektakel. Die Musik, überhaupt die Oper, gefiel nicht sehr. Willmann und Therese und Saal wurden nach dem ersten Abend herausgerufen. Therese sang sehr schön und schwere Musikstücke. Abends erhob sich ein gewaltiger Regen und Wind und machten das fatalste Wetter. Bis 11 h arbeitete ich zu Hause, dann legte ich mich ins Bett und schlief recht gut. Band 02 (II.), Seite 44r
788 1799 10 3 Kalt und windig. Um 7 h erst stund ich auf und arbeitete bis 10 h, dann ging ich in die Stadt, kaufte Verschiedenes ein, sah im Hause nach; zahlte auch meinen Holzrest mit 9 fl.. Besuchte die Theaterkanzlei, war eine Stunde in der Probe des neuen Stückes „Die Barmeciden“, ging von Klimbke begleitet zur Mama speisen. Nach Tische fing ich mit der Mama ernstlich von unserer Verbindung auf das Neue Jahr zu sprechen an. Es gab einen Sturm, der sich aber ziemlich wieder legte. Abends besuchten wir zusammen die Müllersche Kunstgalerie, als selbe eben beleuchtet wurde. Ein paar Stunden hielten wir uns auf, und fanden umfangreichen Stoff zur Unterhaltung und Bewunderung. Nachher soupierte ich bei der Mama und ging um 9 h nach Hause; mir war nicht ganz wohl. Band 02 (II.), Seite 44v
789 1799 10 4 Kalt, aber heiter. Früh 6 h stand ich auf, arbeitete bis 10 h und ging dann ins fürstliche Haus, wo ich Brandl und Rhode sprach. Sprach Rhode, welcher der Fürstin ihre Kabinetts malt, welche recht artig sind. Zu Klimbke ging ich auch, welcher mit mir einen Akt der Probe zusah. Nach Tische schrieb ich dem Gönner und Kárner. Abends ging ich ins Burgtheater, wo man zum ersten Male „Die Barmeciden“ gab, ein Schauspiel von Weissenbach. Die Sprache darin ist sehr schön, erhaben und kernig; nur war es nicht mit dem Fleiße studiert, als es das Publikum zu wünschen berechtigt war. Nina war auch im Theater; ich kam neben der Marie Kohl (?) und hinter Klimbke zu sitzen und unterhielt mich recht angenehm. Nach dem Theater warteten außen die Mama und Therese. Ich grüßte sie und jeder ging nach Hause. Band 02 (II.), Seite 44v
790 1799 10 5 Kalt und trübe. Jetzt bin ich 3 Tage in Wien und Kutschersfeld kömmt nicht zu mir. Früh fühlte ich Kopfschmerzen, arbeitete bis 10 h. Ging dann in die Reitschule, sprach mit Kutschersfeld in seinem gewöhnlichen misstraurischen Ton. Ging dann in die Stadt, sprach mit Stessel, welcher mir von der üblen Lage des Fürsten ein trauriges Bild entwarf. Klingmann, Klimbke und ich besuchten Weidmann, welcher noch von seinem Figaro-Sprung im Bette liegt. Ich fand die Mama, ging mit ihr zum Speisen. Die Hofmeisterin Müller war da und es fand sich eine ziemlich lustige Gesellschaft. Nach Tische ging ich zu Villar, wo ich Stessel fand und mit selbem auf die Bastei. Später zur Mama, abends mit Tonerl ins Burgtheater. Man gab zum dritten Mal den „Soliman“ und gefiel wieder. Nach dem Theater begleiteten wir die Müller nach Hause und taten das Nämliche. Band 02 (II.), Seite 44v
Peter Prokop: Die Tagebücher des Joseph Carl Rosenbaum (ÖNB SN 194- 204) - eine Arbeitstransskription.

Die nachstehende Arbeitstransskription der in der Österreichischen Nationalbibliothek (Sammlung von Handschriften und Alten Drucken) in 11 Manuskriptbänden aufbewahrten Tagebücher des gräflich Esterházyschen Sekretärs Joseph Carl Rosenbaum (1757-1829) wurde vom Autor ursprünglich für private Zwecke als Findhilfe für architekturgeschichtliche Recherchen angefertigt, um das digitale Auffinden von Personen und Zusammenhängen zu erleichtern, die im Zusammenhang mit der Arbeit am „Architektenlexikon Wien 1770-1945“ relevant wurden. Es handelt sich demnach lediglich um eine Findhilfe, keineswegs aber um eine wissenschaftlichen Ansprüchen genügende Edition. Diesem Primärzweck entsprechend, weicht die Transskription vom Originaltext in folgenden Details ab:

  • Rosenbaums biedermeierliche Schreibweise wurde modernisiert, seine Syntax jedoch weitgehend beibehalten; seine nicht immer eindeutige Interpunktation (mittels Bindestrichen) jedoch durch die heute gebräuchliche ersetzt.
  • Innerhalb der einzelnen Tageseintragungen wurden die gelegentlich vorkommenden Wiederholungen ein und desselben Sachverhaltes zusammengezogen.
  • Die von Rosenbaum ausgeschriebenen Wochentagsnamen wurden weggelassen, da mit dem Datum des jeweiligen Tageseintrags redundant. Dieses wurde im Format Jahr / Monat / Tag wiedergegeben. Die Bezeichnungen von Feiertagen wurden beibehalten. •Die ab etwa 1816 stereotyp wiederkehrenden Notizen zum täglichen Wetter und zum jeweiligen Programm der Hoftheater und des Theaters an der Wien wurden an den Beginn des jeweiligen Tageseintrages gerückt.
  • Bei Personennamen, deren Schreibweise bei Rosenbaum nicht selten variiert, wurde eine einheitliche und möglichst dokumentarisch belegte Schreibweise angewendet.
  • Fragliche Lesungen von Personen-, Ortsnamen u. dgl. wurden durch nachgestellte Fragezeichen (?) gekennzeichnet, Rosenbaumsche Abkürzungen entweder ausgeschrieben oder ihre wahrscheinliche Ergänzung in eckige Klammern gesetzt. Abgesehen davon wurde auf möglichste inhaltliche Vollständigkeit der Textwiedergabe geachtet. Kleinere Auslassungen und Tippfehler sind bei einer manuellen Eingabe von rund 9 Millionen Zeichen trotz aller Sorgfalt nicht ganz auszuschließen. Wem aber mit der raschen Auffindbarkeit von Personen, Orten, Sachbegriffen etc. gedient ist, ist eingeladen, sich dieser Ressource zu bedienen.

Der Autor ersucht lediglich um Einhaltung der üblichen Zitierungsusancen (siehe obenstehender Titel oder abgekürzt, z B. in Fußnoten Datum des zitierten Eintrages, bzw. bei Einträgen ohne Datum mit Band und pagina).


(†) Peter Prokop, Wien, im Februar 2016

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