Trübe. Früh arbeitete ich, ging zum Fürsten, dann fuhren der Hofmeister, Frau und ich nach Gschieß, um die ankommenden gefangenen Franzosen zu sehen. Es waren 900 Gefangene und 60 Commandierte mit 2 Offiziers. Elend und abgemattet sahen sie aus, doch der Geist der Nation und das gewisse Revolutionäre zeichnet sich bei jedem unverkennbar aus. Wir legten einige Gulden zusammen und den edlen Stolz, mit dem sie unser Geschenk annahmen, kann man nur bewundern. Sie sind in Alexandrien gefangen geworden und sind von dem Kern der französischen Truppen, durchaus gediente Leute, meistens von 30 bis 40 Jahren. In Preßburg werden sie bleiben, und da, weil die meisten bloßfüßig gehen, mit kleiner Montur versehen. Nach Mittag 4 h fuhren Walther und ich auf dem kleinen Würstl nach Hornstein; waren eine Zeitlang beim Verwalter, wohin auch der Müllendorfer Pfarrer kam, den wir nach Hause führten. Abends war ich beim Zehetner, soupierte da und um 10 h legte ich mich ins Bett.
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Ein angenehmer, heiterer Morgen. Früh ½ 7 h fuhren Krug und ich nach Baden. Ich wurde recht gut empfangen, arbeitete, zahlte die Leute; um 12 h ging ich zu Elsler und mit selbem in den Park. Die Gesellschaft war weder gewählt, noch zahlreich. Mittags aßen Krug und ich beim Hirschen und waren zufrieden. Nach Mittag gingen die drei Jungfern von uns, die Lisette, Schwester der Babett und die Cathon von der Fürstin Grassalkovich, der Geistliche Seitl, Krug und ich in die Klause zur Schleuse und bewunderten wieder die romantisch so schöne Gegend. Abends besuchten wir das Theater. Man gab „Die Fiaker von Wien“; ich sah nie eine elendere, schleppende Vorstellung. Im Theater sprach ich mit Wespin (?), Oberleutnant, der bei Verona drei Blessuren erhielt und nun das Bad braucht. Nach dem Theater soupierten wir beim Humpel, Bierwirt, mit Elsler, Merz (?) und Hirnschall. Dann war Harmonie vor der Wohnung des Fürsten Colloredo. Ich besuchte noch die Jungfern; dann ging ich in mein sehr elegantes Quartier, schlief aber nicht zum Besten.
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Früh ging ich in den Park, besah das Haus, wo meine liebe Therese wohnte. Um 10 h fuhren wir zurück. Ich fand Briefe von Kutschersfeld, welche mich sehr verdrossen, von Therese und Roesler, welcher mir der Tomasini Ninna Bild schickte. Nach Tisch schrieb ich Kutschersfeld einen derben Brief; auch Theresen, und schickte ihnen durch Mathias schöne Äpfel. Den übrigen Nachmittag arbeitete ich sehr fleißig. Abends besuchte mich Röckl, dann ging ich en visite zu Zehetner. Ich befinde mich dieser Tage recht wohl und freue mich dessen um Theresens willlen außerordentlich. Um 9 h legte ich mich ins Bett und schlief recht wohl.
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Ein angenehmer, warmer Tag. Ich zog mich zu Frack an, ging zum Fürsten, ließ unterschreiben und meldete ihm meine Badener, Ödenburger und Wiener Reise. Arbeitete bis 11 h, dann ging ich in die Kirche im Schloss. Nach Mittag bis 4 h arbeitete ich, dann führte ich Tomasini, Csekonics und Töchter in den Tiergarten, durch die Alleen nach Donnerskirchen und ließ sie alle zwitschen. Wir unterhielten uns recht gut, nach 7 h kamen wir zurück. Ich soupierte bei Zehetner und legte mich um 10 h schlafen.
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Kühl und starker Regen. Früh ging ich zum Fürsten, dann arbeitete ich mit anhaltendem Fleiße, um alles zu ordnen. Um 12 h aß ich, um 1 h fuhren Röckl und ich im stärksten Regen nach Ödenburg und stiegen in der Krone ab. Ich erwartete den Fürsten und machte dann mit dem Hofmeister meine Vorkehrungen. Besuchte die Kampf (?) und Ringer, ging dann in die Rose, wo ich Röckl fand, soupierten da; sahen die Adeligen ihren Plan zu der Restauration schmieden, blieben bis 10 h. Abends heiterte es sich aus; wir schlichen in unser schmutziges Schlafzimmer und schliefen sehr mittelmäßig.
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Peter Prokop: Die Tagebücher des Joseph Carl Rosenbaum (ÖNB SN 194- 204) - eine Arbeitstransskription.
Die nachstehende Arbeitstransskription der in der Österreichischen Nationalbibliothek (Sammlung von Handschriften und Alten Drucken) in 11 Manuskriptbänden aufbewahrten Tagebücher des gräflich Esterházyschen Sekretärs Joseph Carl Rosenbaum (1757-1829) wurde vom Autor ursprünglich für private Zwecke als Findhilfe für architekturgeschichtliche Recherchen angefertigt, um das digitale Auffinden von Personen und Zusammenhängen zu erleichtern, die im Zusammenhang mit der Arbeit am „Architektenlexikon Wien 1770-1945“ relevant wurden. Es handelt sich demnach lediglich um eine Findhilfe, keineswegs aber um eine wissenschaftlichen Ansprüchen genügende Edition. Diesem Primärzweck entsprechend, weicht die Transskription vom Originaltext in folgenden Details ab:
Rosenbaums biedermeierliche Schreibweise wurde modernisiert, seine Syntax jedoch weitgehend beibehalten; seine nicht immer eindeutige Interpunktation (mittels Bindestrichen) jedoch durch die heute gebräuchliche ersetzt.
Innerhalb der einzelnen Tageseintragungen wurden die gelegentlich vorkommenden Wiederholungen ein und desselben Sachverhaltes zusammengezogen.
Die von Rosenbaum ausgeschriebenen Wochentagsnamen wurden weggelassen, da mit dem Datum des jeweiligen Tageseintrags redundant. Dieses wurde im Format Jahr / Monat / Tag wiedergegeben. Die Bezeichnungen von Feiertagen wurden beibehalten. •Die ab etwa 1816 stereotyp wiederkehrenden Notizen zum täglichen Wetter und zum jeweiligen Programm der Hoftheater und des Theaters an der Wien wurden an den Beginn des jeweiligen Tageseintrages gerückt.
Bei Personennamen, deren Schreibweise bei Rosenbaum nicht selten variiert, wurde eine einheitliche und möglichst dokumentarisch belegte Schreibweise angewendet.
Fragliche Lesungen von Personen-, Ortsnamen u. dgl. wurden durch nachgestellte Fragezeichen (?) gekennzeichnet, Rosenbaumsche Abkürzungen entweder ausgeschrieben oder ihre wahrscheinliche Ergänzung in eckige Klammern gesetzt. Abgesehen davon wurde auf möglichste inhaltliche Vollständigkeit der Textwiedergabe geachtet. Kleinere Auslassungen und Tippfehler sind bei einer manuellen Eingabe von rund 9 Millionen Zeichen trotz aller Sorgfalt nicht ganz auszuschließen. Wem aber mit der raschen Auffindbarkeit von Personen, Orten, Sachbegriffen etc. gedient ist, ist eingeladen, sich dieser Ressource zu bedienen.
Der Autor ersucht lediglich um Einhaltung der üblichen Zitierungsusancen (siehe obenstehender Titel oder abgekürzt, z B. in Fußnoten Datum des zitierten Eintrages, bzw. bei Einträgen ohne Datum mit Band und pagina).