Kalt und windig. Um 8 h bezogen die Grenadiers ihre neue Hauptwache. Den Tag über arbeitete ich und machte Antichambre, um für Kutschersfeld das Geld zu bekommen, bekam aber nichts. Den ganzen Tag war ich sehr missmutig. Nach Mittag sah ich die Arbeit des Friedrich im Theater an, ging dann abends auf eine Viertelstunde in die französische Probe. Bekam einen Brief von Therese, worin sie mir die Kniffe Kutschersfelds, uns zu trennen, schrieb. Dies stimmte mich noch mehr um. Um 8 h legte ich mich ins Bett; da kam Rosel und sagte mir, dass Brandl mit der Resel gekommen sei. Mein Schlaf war sehr unruhig und schwitzte etwas.
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Kalt und trübe. Von 7 bis 9 h arbeitete ich, ging zu meiner Mutter frühstücken; Brandl stand erst auf, wir plauderten ein Weilchen. Dann ging ich zum Fürsten, aber fruchtlos. Mittags bei Tische waren alle guter Laune. Bis 4 h arbeitete ich, dann ging ich in den Segen, nachher in den großen Saal, um die Apparaturen des Physikus Tschernitz (?) zu sehen. Abends um 6 h war auf dem Platz türkische Musik, dann ins Theater. Die Franzosen in Karikaturen zogen truppenweise mit Grenadiers, Pfeifen und Trommeln auf. Die Spielenden, französisch angezogen, lasen stotternd Glückwünsche vor; eine wahre Satire an diesem festlichen Vorabend. Dann französisches Schauspiel, zu Ende eine Dekoration mit dem Bildnis der Fürstin. Nach dem Theater war eine Arrt Bogen, sehr arm und klein beleuchtet. Von da gingen wir in den großen Saal, um den Physikus zu bewundern. Um ½ 12 h war das Spektakel erst zu Ende; sehr müde legte ich mich gleich ins Bett und schlief ziemlich gut.
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Namensfeier der Fürstin. Erst um 7 h stand ich auf. Mich besuchten Brandl, dann Kutschersfeld; wir sprachen von dem nahen Fall, von der Nichtkunft des Gönners und fanden uns beide berechtigt, im höchsten Grade missmutig zu sein. Später machte ich der Fürstin meine Gratulation, war eine Zeitlang im Schlosse. Dann kam Stessel zu mir; wir dachten der Sache nach und fanden sie sehr schlimm. Um 12 h gingen Brandl und ich zu Zehetner, aßen da etwas und trollten uns erst um 1 h nach Hause. Kutschersfeld und Sohn speisten mit uns, so viel wie möglich aufgeräumt. Um 3 h sahen wir die Tafel im großen Saal, 54 Personen stark. Es wurden Gesundheiten getrunken, welche stets auf der Galerie Pauken und Trompeten und vor dem Schloss der Donner der Kanonen verkündigte. Der Fürst trank auch auf Haydns Wohlsein, welchem allgemein beigestimmt wurde. Ich dachte mir wohl, vielleicht ist dies der Leichenschmaus; ich konnte unmöglich froh dabei sein. Bis 5 h währte die Tafel, doch wahre Munterkeit fehlte trotz 80 Speisen und üppigen Weinen. Zu Hause las ich und arbeitete, bis Kutschersfeld, und etwas später Menzel (?) mit seiner Frau und ein paar ganz Fremde kamen. Sie blieben bei mir bis 8 h. Letztere schliefen in meinem Schlafzimmer; meine Mutter schickte ihnen Souper. Um 9 h ging ich auf den Ball, sah die sehr zahlreiche Gesellschaft an. Um ½ 10 h ins Bett; ich schlief gut, bis am anderen Morgen um 7 h.
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Kalt und trübe; ein unangenehmer Herbst. Früh arbeitete ich etwas, frühstückte bei meiner Mutter, schrieb Theresen. Dann machte ich Antichambre beim Fürsten, abermals vergebens. Auch peinigten mich die Schmerzen der Goldenen Ader außerordentlich; ich kann weder stehen noch gehen, nur beim Sitzen allein fühle ich Erleichterung. Nach Mittag plauderten Kutschersfeld, Stessel, Unteregger, Brandl und ich vor dem Stall durch 2 Stunden. Abends famoses französisches Spektakel und noch famosere schottische Pantomime, welche bis 11 h dauerte. Gleich eilte ich ins Bett und schlief gut.
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Ein schöner, angenehmer Tag. Früh war ich beim Fürsten. Brandl, dann Kutschersfeld fuhren nach Wien. Der Gönner war über Mittag ein paar Stunden hier, ich konnte ihn aber nicht sprechen, er fuhr wieder nach Baden zurück. Nach Tische führte ich den Kassier Huber und Heidtl nach Donnerskirchen. Wir unterhielten uns recht angenehm und kamen nach 8 h zurück. Die Schmerzen an der Goldenen Ader wurden so heftig, dass ich die ganze Nacht unglaublich litt und schlaflos zubrachte; bei mir verdrängt ein Leiden das andere.
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Peter Prokop: Die Tagebücher des Joseph Carl Rosenbaum (ÖNB SN 194- 204) - eine Arbeitstransskription.
Die nachstehende Arbeitstransskription der in der Österreichischen Nationalbibliothek (Sammlung von Handschriften und Alten Drucken) in 11 Manuskriptbänden aufbewahrten Tagebücher des gräflich Esterházyschen Sekretärs Joseph Carl Rosenbaum (1757-1829) wurde vom Autor ursprünglich für private Zwecke als Findhilfe für architekturgeschichtliche Recherchen angefertigt, um das digitale Auffinden von Personen und Zusammenhängen zu erleichtern, die im Zusammenhang mit der Arbeit am „Architektenlexikon Wien 1770-1945“ relevant wurden. Es handelt sich demnach lediglich um eine Findhilfe, keineswegs aber um eine wissenschaftlichen Ansprüchen genügende Edition. Diesem Primärzweck entsprechend, weicht die Transskription vom Originaltext in folgenden Details ab:
Rosenbaums biedermeierliche Schreibweise wurde modernisiert, seine Syntax jedoch weitgehend beibehalten; seine nicht immer eindeutige Interpunktation (mittels Bindestrichen) jedoch durch die heute gebräuchliche ersetzt.
Innerhalb der einzelnen Tageseintragungen wurden die gelegentlich vorkommenden Wiederholungen ein und desselben Sachverhaltes zusammengezogen.
Die von Rosenbaum ausgeschriebenen Wochentagsnamen wurden weggelassen, da mit dem Datum des jeweiligen Tageseintrags redundant. Dieses wurde im Format Jahr / Monat / Tag wiedergegeben. Die Bezeichnungen von Feiertagen wurden beibehalten. •Die ab etwa 1816 stereotyp wiederkehrenden Notizen zum täglichen Wetter und zum jeweiligen Programm der Hoftheater und des Theaters an der Wien wurden an den Beginn des jeweiligen Tageseintrages gerückt.
Bei Personennamen, deren Schreibweise bei Rosenbaum nicht selten variiert, wurde eine einheitliche und möglichst dokumentarisch belegte Schreibweise angewendet.
Fragliche Lesungen von Personen-, Ortsnamen u. dgl. wurden durch nachgestellte Fragezeichen (?) gekennzeichnet, Rosenbaumsche Abkürzungen entweder ausgeschrieben oder ihre wahrscheinliche Ergänzung in eckige Klammern gesetzt. Abgesehen davon wurde auf möglichste inhaltliche Vollständigkeit der Textwiedergabe geachtet. Kleinere Auslassungen und Tippfehler sind bei einer manuellen Eingabe von rund 9 Millionen Zeichen trotz aller Sorgfalt nicht ganz auszuschließen. Wem aber mit der raschen Auffindbarkeit von Personen, Orten, Sachbegriffen etc. gedient ist, ist eingeladen, sich dieser Ressource zu bedienen.
Der Autor ersucht lediglich um Einhaltung der üblichen Zitierungsusancen (siehe obenstehender Titel oder abgekürzt, z B. in Fußnoten Datum des zitierten Eintrages, bzw. bei Einträgen ohne Datum mit Band und pagina).