Heiter, aber kalt. Früh arbeitete ich, da kam Kutschersfeld. Ich putzte mich und ging in die Stadt, besuchte Stessel, die Babette und ging mit ersterem spazieren. Sprachen über den Verlust der Schlacht, der Schweiz, über Hotzes Tod und den weiteren traurigen Folgen. Mit Therese gab es etwas Zwist wegen der gestrigen Auslassung der Variationen in der Arie. Vormittags kam Salieri, nach Mittag der Klosterneuburger Geistliche Maurer, ein artiger Mensch, zum Pfaffen gar nicht geboren. Wir – Therese und ich, weil Nina spielte und die Mama grandpazientelte – unterhielten uns mit dem Italienischen, lachten viel und unvermerkt war es 7 h. Ich empfahl mich und fuhr mit Stessel ins neue Schottenfeld zum Saal zu Großen Kreuz. Eine sehr gemischte Gesellschaft fanden wir da; wir soupierten, ließen den Fiaker warten und trotz meines Mahnens, nach Hause zu fahren, kamen wir erst um 1 h ins Bett.
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Nass, kalt und anhaltender Regen. Reise nach Eisenstadt. Nach 5 h stand ich auf, ordnete meine Sachen, frühstückte um 7 h bei der Mama, empfahl mich. Um 8 h fuhren Fajt, Walther und ich weg. Äußerst schlimm war der Weg und stets regnete es; ganz durchnässt kamen wir um 2 h nach Eisenstadt. Ich ging zu meiner Mutter speisen und arbeitete den Nachmittag und Abend ununterbrochen; schrieb auch Theresen und schickte durch Mathias Milchbrot und schönes Mehl. Abends besuchte mich Röckl und freute sich, mich trotz des schlechten Wetters doch so wohl zu finden. Nach 8 h wiegte ich mich schon in Morpheus' Armen.
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So elende, ungesunde Witterung wie gestern. Früh war ich zweimal beim Fürsten; der Fürst und Fürstin fingen von meiner Heirat zu sprechen an und scherzten. Arbeitete den ganzen Vormittag mit aller Anstrengung. Nach Mittag arbeitete ich mit meinem Meister, abends besuchte ich Csekonics und übergab meine Kommissionen; soupierte da und ging, von Tomasini begleitet nach [Hause ?] und bald nachher ins Bett. Zu Hause fand ich noch einen Brief von Theresen.
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Trübe und feucht. Den ganzen Tag wurde gearbeitet. Um 12 h ging ich durch den Garten, Menagerie und die Stadt zu meiner Mutter speisen. Nach Tisch waren Walther und ich einen Augenblick bei Fuchs seiner Therese. Abends besuchte ich der Juden Tempel, welche heute ihren langen Tag feierten. Es erhob sich ein heftiger Sturm, es blitzte, donnerte und regnete. Röckl besuchte mich, auch Hoffmann; um ½ 10 h legte ich mich ins Bett und schlief so ganz mittelmäßig.
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Der Fürst ließ mich wegen der Fahrt nach Ödenburg rufen, wohin sie zum Speisen fuhren. Ich schrieb früh Theresen und Kutschersfeld, arbeitete bis 12 h. Machte eine Promenade in die Stadt und aß doch mit sehr mittelmäßigem Appetit. Abends war ich bei Kampf (?) und meiner Mutter. Um 9 h legte ich mich ins Bett; bekam noch einen Besuch von Röckl, welcher bis 10 h blieb.
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Peter Prokop: Die Tagebücher des Joseph Carl Rosenbaum (ÖNB SN 194- 204) - eine Arbeitstransskription.
Die nachstehende Arbeitstransskription der in der Österreichischen Nationalbibliothek (Sammlung von Handschriften und Alten Drucken) in 11 Manuskriptbänden aufbewahrten Tagebücher des gräflich Esterházyschen Sekretärs Joseph Carl Rosenbaum (1757-1829) wurde vom Autor ursprünglich für private Zwecke als Findhilfe für architekturgeschichtliche Recherchen angefertigt, um das digitale Auffinden von Personen und Zusammenhängen zu erleichtern, die im Zusammenhang mit der Arbeit am „Architektenlexikon Wien 1770-1945“ relevant wurden. Es handelt sich demnach lediglich um eine Findhilfe, keineswegs aber um eine wissenschaftlichen Ansprüchen genügende Edition. Diesem Primärzweck entsprechend, weicht die Transskription vom Originaltext in folgenden Details ab:
Rosenbaums biedermeierliche Schreibweise wurde modernisiert, seine Syntax jedoch weitgehend beibehalten; seine nicht immer eindeutige Interpunktation (mittels Bindestrichen) jedoch durch die heute gebräuchliche ersetzt.
Innerhalb der einzelnen Tageseintragungen wurden die gelegentlich vorkommenden Wiederholungen ein und desselben Sachverhaltes zusammengezogen.
Die von Rosenbaum ausgeschriebenen Wochentagsnamen wurden weggelassen, da mit dem Datum des jeweiligen Tageseintrags redundant. Dieses wurde im Format Jahr / Monat / Tag wiedergegeben. Die Bezeichnungen von Feiertagen wurden beibehalten. •Die ab etwa 1816 stereotyp wiederkehrenden Notizen zum täglichen Wetter und zum jeweiligen Programm der Hoftheater und des Theaters an der Wien wurden an den Beginn des jeweiligen Tageseintrages gerückt.
Bei Personennamen, deren Schreibweise bei Rosenbaum nicht selten variiert, wurde eine einheitliche und möglichst dokumentarisch belegte Schreibweise angewendet.
Fragliche Lesungen von Personen-, Ortsnamen u. dgl. wurden durch nachgestellte Fragezeichen (?) gekennzeichnet, Rosenbaumsche Abkürzungen entweder ausgeschrieben oder ihre wahrscheinliche Ergänzung in eckige Klammern gesetzt. Abgesehen davon wurde auf möglichste inhaltliche Vollständigkeit der Textwiedergabe geachtet. Kleinere Auslassungen und Tippfehler sind bei einer manuellen Eingabe von rund 9 Millionen Zeichen trotz aller Sorgfalt nicht ganz auszuschließen. Wem aber mit der raschen Auffindbarkeit von Personen, Orten, Sachbegriffen etc. gedient ist, ist eingeladen, sich dieser Ressource zu bedienen.
Der Autor ersucht lediglich um Einhaltung der üblichen Zitierungsusancen (siehe obenstehender Titel oder abgekürzt, z B. in Fußnoten Datum des zitierten Eintrages, bzw. bei Einträgen ohne Datum mit Band und pagina).