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Lfd Nr Jahr Monat Tag Eintrag Namen Referenz
771 1799 9 16 Ich war wirklich froh, wie es tagte; auf eine schlaflose Nacht ist die Sehnsucht nach dem Morgen groß. Ein kalter Tag, abwechselnd mit Regen. Bis 9 h blieb ich im Bette; später hielt ich Rat mit Röckl und Krug. Nach 10 h besuchten mich Huber und Heidtl; letzterer überraschte mich mit einem schönen Geschenk, nämlich „Das befreite Jerusalem“ von Torquato Tasso, welches mich außerordentlich freute. Mittags aß ich sehr wenig; nach Tische arbeitete ich mit meinem Meister. Dann schrieb ich meinem Bruder und machte mich wieder ins Bett. Die Nacht war schlimm. Mehrere Stunden wachte ich, welches mich außerordentlich schwächt. Band 02 (II.), Seite 41v
772 1799 9 17 Ein heiterer Tag. Mit Kopfschmerzen erwachte ich, arbeitete am Vormittag, ging gegen 12 h auf den Berg, um mit Appetit zu verschaffen; der Erfolg entsprach nicht, denn ich konnte nur Suppe essen. Nach Mittag fuhr ich spazieren. Abends richtete ich für die Mama gedörrtes Obst zusammen, schrieb ein Briefchen. Erhielt Besuche von Ringer, Packh, Hoffmann und meiner Mutter, blieb bis 8 h auf; schlief nach 10 h erst ein und war nach einer Stunde schon wieder wach. Da alle Versuche misslangen, wieder einzuschlafen, zündete ich Licht an und las ein paar Stunden; dann überfiel mich aus Mattigkeit ein Schlummer. Band 02 (II.), Seite 41v
773 1799 9 18 Ganz entkräftet und elend über so lange Dauer meiner Krankheit, und weil ich fühle, dass ich täglich an Kräften abnehme, stand ich auf. Setzte mich mit wahrem Ekel und zwang mich zur Arbeit. Ich bin beinahe für nichts empfänglich und habe solches Plageleben (?) in höchstem Grade satt. Nach 12 h machte ich eine Promenade zu Heidtl und Huber; sie waren von Esterháza schon zurück, wir plauschten. Nach 1 h ging ich zu Tische und aß mit mehr Appetit als sonst. Nach Tische war ich zu Hause und arbeitete. Abends 6 h überraschte mich Roesler mit seiner Ankunft. Es regnete, war aber nicht kalt; also gingen wir, um eine Promenade zu machen, in Garten und Menagerie, dann wieder nach Hause. Nach 7 h stieg ich in mein Bett, wir plauderten bis 9 h; meine Mutter war auch da. Dann ging Roesler schlafen. Ich hatte wieder eine fatale Nacht. Band 02 (II.), Seite 41v
774 1799 9 19 Um 6 h frühstückten Roesler und ich zusammen Schokolade. Um 9 h stand ich auf, schrieb an Therese und Kutschersfeld, arbeitete. Um 12 h machten wir eine Promenade zu Haydn, war aber nicht zu Hause. Dann gingen wir über die Stierwiese ins Schloss, sahen des Fürsten Zimmer, dann endlich zum Speisen. Nach Tisch saß Mericzay Roesler zum Malen. Ich hatte Stunde mit meinem italienischen Meister. Um 4 h führte ich dann Roesler in den Tiergarten, der ihm außerordentlich gefiel. Abends nahm ich ein Dunstbad und legte mich gleich ins Bett. Die Nacht war unruhig und ich schwitzte außerordentlich. Walther fuhr wegen Aufnahme zum Palatin; der Gönner empfahl ihn bei Szápáry. Als Walther mit ihm sprach, antwortete dieser, dass alle Plätze besetzt sind und niemand aufgenommen wird; welch ein Schlag für Walther ! Band 02 (II.), Seite 42r
775 1799 9 20 Regen. Mericzay frühstückte bei mir und saß dann zum Malen. Baron Braun kam gestern hier an, stieg beim Adler ab und brachte einen eleganten neumodischen Gesellschaftswagen auf 22 Personen mit, welcher hier allgemein bewundert wurde. Mittags fuhr Braun nach Esterháza weiter. Braun führte ich, als er vom Schloss kam, zuerst in den Stall und in den Wagenschupfen, dann begleitete ich ihn zum Adler. Er war sehr galant mit mir, ich gab ihm Tafeln mit unseren Pferdenamen mit. Wir sprachen vom Fürsten, er fragte mich um meinen Namen und lud mich ein, ihn in Wien zu besuchen, welches mich sehr freute. Den übrigen Vormittag arbeitete ich. Nach 12 h machten Roesler und ich trotz des Regens eine Promenade. Mittags aßen wir beide mit gutem Appetit. Nach Mittag konnten wir wegen dem anhaltenden Regen nicht aus dem Zimmer. Abends bekam ich einen Brief von Therese, worin sie mir eine Menge Neuigkeiten vom Theater schrieb. Roesler, meine Mutter und ich waren den Abend ganz allein. Um 10 h schlief ich ein, hatte eine mittelmäßige Nacht und schwitzte viel. Band 02 (II.), Seite 42r
Peter Prokop: Die Tagebücher des Joseph Carl Rosenbaum (ÖNB SN 194- 204) - eine Arbeitstransskription.

Die nachstehende Arbeitstransskription der in der Österreichischen Nationalbibliothek (Sammlung von Handschriften und Alten Drucken) in 11 Manuskriptbänden aufbewahrten Tagebücher des gräflich Esterházyschen Sekretärs Joseph Carl Rosenbaum (1757-1829) wurde vom Autor ursprünglich für private Zwecke als Findhilfe für architekturgeschichtliche Recherchen angefertigt, um das digitale Auffinden von Personen und Zusammenhängen zu erleichtern, die im Zusammenhang mit der Arbeit am „Architektenlexikon Wien 1770-1945“ relevant wurden. Es handelt sich demnach lediglich um eine Findhilfe, keineswegs aber um eine wissenschaftlichen Ansprüchen genügende Edition. Diesem Primärzweck entsprechend, weicht die Transskription vom Originaltext in folgenden Details ab:

  • Rosenbaums biedermeierliche Schreibweise wurde modernisiert, seine Syntax jedoch weitgehend beibehalten; seine nicht immer eindeutige Interpunktation (mittels Bindestrichen) jedoch durch die heute gebräuchliche ersetzt.
  • Innerhalb der einzelnen Tageseintragungen wurden die gelegentlich vorkommenden Wiederholungen ein und desselben Sachverhaltes zusammengezogen.
  • Die von Rosenbaum ausgeschriebenen Wochentagsnamen wurden weggelassen, da mit dem Datum des jeweiligen Tageseintrags redundant. Dieses wurde im Format Jahr / Monat / Tag wiedergegeben. Die Bezeichnungen von Feiertagen wurden beibehalten. •Die ab etwa 1816 stereotyp wiederkehrenden Notizen zum täglichen Wetter und zum jeweiligen Programm der Hoftheater und des Theaters an der Wien wurden an den Beginn des jeweiligen Tageseintrages gerückt.
  • Bei Personennamen, deren Schreibweise bei Rosenbaum nicht selten variiert, wurde eine einheitliche und möglichst dokumentarisch belegte Schreibweise angewendet.
  • Fragliche Lesungen von Personen-, Ortsnamen u. dgl. wurden durch nachgestellte Fragezeichen (?) gekennzeichnet, Rosenbaumsche Abkürzungen entweder ausgeschrieben oder ihre wahrscheinliche Ergänzung in eckige Klammern gesetzt. Abgesehen davon wurde auf möglichste inhaltliche Vollständigkeit der Textwiedergabe geachtet. Kleinere Auslassungen und Tippfehler sind bei einer manuellen Eingabe von rund 9 Millionen Zeichen trotz aller Sorgfalt nicht ganz auszuschließen. Wem aber mit der raschen Auffindbarkeit von Personen, Orten, Sachbegriffen etc. gedient ist, ist eingeladen, sich dieser Ressource zu bedienen.

Der Autor ersucht lediglich um Einhaltung der üblichen Zitierungsusancen (siehe obenstehender Titel oder abgekürzt, z B. in Fußnoten Datum des zitierten Eintrages, bzw. bei Einträgen ohne Datum mit Band und pagina).


(†) Peter Prokop, Wien, im Februar 2016

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