Sprung zur TabelleSprung zum MenüSprung zur SucheHotkey Referenz
Anzeige von 841 - 845 aus 11858
Sortiere nach 
Lfd Nr Jahr Monat Tag Eintrag Namen Referenz
841 1799 11 25 Kalt und neblig. Früh arbeitete ich und erwartete Siess, welcher mich abzuholen versprach; um 10 h kam er. Kutschersfeld erhielt von ihm Besuch, man sprach von Errichtung eines Steinkohlendepots, man schlug gleich meine Kuchl vor, was mich schrecklich ärgerte. Nachher fuhr ich mit Siess zum Schiffmeister Seiler, wegen Ankauf von 2 Schiffen. Ich schlug ihm für einstweilige Depots die Schupfen vom Brandmayer vor und mein Holzgewölb, welches ihm recht war und dabei blieb. Auch kündigte er mir die Verrechnung der Steinkohlen an, welche ich sehr gerne mache. Nach 12 h fuhr er nach Eisenstadt; ich ging zu Klimbke. Bei der Mama fand ich alles sehr aufgeräumt, sie selbst ungewöhnlich gut; dies freute mich sehr. Ich erzählte alles Geschehene, woran auch sie Anteil nahmen. Therese blieb bis ½ 4 h in der Probe von „Griselda“; ich sehnte mich so innig, das liebe Mädchen zu sehen. Wir gingen nachher alle zusammen um 5 h ins Burgtheater, um das Schauspiel „Die Elternschule (?)“ zum ersten Mal zu sehen. Wir unterhielten uns mit Plaudern, ich schlief ein Weilchen und hörte am Ende das Stück auszischen. Ich begleitete sie nach Hause und eilte dann meiner Heimat zu. Band 02 (II.), Seite 52v
842 1799 11 26 Ein sehr stinkender Nebel. Früh kam Kutschersfeld; ich dachte gerade über die Schikane über die Wegnahme meiner Küche nach und sagte ihm darob, dass so kein Freund handelt. Er entschuldigte sich, bei mir aber bleibt der Flecken immer. Mit Walz (?) verabredete ich mich wegen der Steinkohle, Qualität, Preis und Art der Abwaage, und bestellte ihn um 2 h nach Mittag zum Brandl. Ich ging zu Klimbke in die Kanzlei, dann zu Brandl speisen. Nach Tisch engagierten wir Brandl mitzufahren, fuhren zuerst in das Magazin auf die Wieden zum Roten Igel, dann zum Rennweg, den alten Brandl zu besuchen, tranken da Kaffee, sahen den Kanalbau und die Brücken an, und fuhren zum Schanzel, um da die Kohlen des Cameralmagazins zu sehen. Ich ging zur Mama, schrieb an den Siess einen ganzen Bericht über das Gesehene, blieb bis 9 h. Therese und Nina speisten bei Baron Müller; Therese kam erst um ½ 8 h nach Hause. Wir plauderten, Nina spielte im „Dorfbarbier“ und kam um ¼ auf 9 h zurück. Dann wurde etwas gegessen und gleich nach Hause geeilt. Band 02 (II.), Seite 52v
843 1799 11 27 Früh ging ich in den Stall, sprach mit dem Kutschersfeld, der wieder eine Menge Pläne im Kopf hat wegen der Anlegung eines Kohlenmagazins. Später kam Franz Brandl und Eisenfest; ersterer machte mir einen Glokkenzug auf und brachte mir die Beschläge samt Schloss zum Wandkasten des Schlafzimmers. Nach ½ 11 h ging ich in die Stadt zum Gönner, fand ihn wieder nicht zu Hause; Therese aber und der Mama begegnete er und lud sie ein, ihn morgen zu besuchen; übrigens war er sehr charmant. Theresen schickte ich durch Mayer in die Probe Zuckerwerk. Wir aßen heute allein, denn Therese hatte bis 4 h Probe. Ich besuchte die Petrowitz und fand die Clair elend. Abends ging ich mit dem Sohn des Mayer ins Kärntnertor-Theater, den „Marktschreier“ und „Cora“ zu sehen. Da fand ich Theresen mit Anhang; welch angenehme Überraschung ! Mit Therese sprach ich, gab ihr den niedlichen Taschenfeitel von Klimbke; nach der Oper gingen sie. Mit Zehetner und Tomasini sprach ich auch im Theater und erhielt von Köstler Schildkrotarbeit. Nach dem Theater fuhren wir gleich nach Haus. Ich fand den Wandkasten endlich einmal fertig angeschlagen. Band 02 (II.), Seite 53r
844 1799 11 28 Kalt und windig. Früh arbeitete ich, schrieb an den Pointner und an Köstler wegen meiner Nachtuhr, dann fuhr ich ins fürstliche Haus und zum Gönner. Der Gönner sagte mir, wenn ich etwas früher gekommen wäre, hätte ich die Frau Schwiegermama getroffen. Er war sehr charmant, versicherte mich, alles zu tun, was er zu meinem Besten vermag, doch verklagte sie mich bei ihm. Er sagte mir mit den besten Worten, ich soll sie nochmals um Vergebung bitten, welches ich auch versprach und richtig erfüllte. Bei Tische ging es anfangs sehr ernsthaft zu. Nach dem Essen aber kam es zu Erklärungen, da mischte sich das Herzliche dazu. Nach 4 h ging ich abermals zum Gönner; da sagte er mir, er wolle Sonnabend die Mama besuchen und gab mir 2 Fasanen für Pfersmann, welche ich ihm gleich brachte. Abends ging ich ins Kärntnertor-Theater, in „Bettelstudent“ und „Alcina“; fand da Tomasini und Zehetner. Therese sang im Burgtheater in „Molinara“; ich ging hinüber um ihre Arie zu hören, welche sie recht schön sang. Nach dem Theater soupierte ich beim Lothringer und ging dann gleich nach Hause; es war sehr kalt und der Wind war heftig Band 02 (II.), Seite 53r
845 1799 11 29 Sehr kalt. Gab der Kimlin 10 fl. um das Kupfergeschirr zu holen, dann 10 fl., um für die Eisensachen zur Kuchleinrichtung zu kaufen. Vormittags besuchte mich Brandl, welchem ich eine Bouteille Slivovitza gab, dann Thannhofer (?) und Wirth von Ozora, welches mich sehr freute. Um 10 h frühstückte ich erst, dann besuchte mich Zehetner. Zusammen gingen wir in die Stadt; ich ging ins fürstliche Haus, dann zu Klimbke. Zum Speisen; alles lebte in bester Harmonie und ich freute mich, alles so gut gestimmt zu finden. Nach Mittag arbeitete Therese noch an ihrem Kleide und ich saß bei ihr. Um ½ 6 h ging ich ins Kärntnertor-Theater. Man gab zum ersten Male „Griselda“ mit Musik von Paër; das Theater war leer. Ich sprach mit Zehetner, da kam Nina, Tonerl, später Agnes und noch später mein Bruder von Eisenstadt; herzlich freute ich mich, ihn zu sehen. Die Mama kam auch; ich führte ihn ihnen auf, die Mama lud ihn auf morgen zu Mittag. Nach dem Theater führten wir die Mädchen nach Hause. Therese kam eben auch gefahren, wir halfen ihr aus dem Wagen, begleiteten dann Agnes und trollten uns nach Hause. Mein Bruder und ich plauderten noch bis 12 h. Band 02 (II.), Seite 53r
Peter Prokop: Die Tagebücher des Joseph Carl Rosenbaum (ÖNB SN 194- 204) - eine Arbeitstransskription.

Die nachstehende Arbeitstransskription der in der Österreichischen Nationalbibliothek (Sammlung von Handschriften und Alten Drucken) in 11 Manuskriptbänden aufbewahrten Tagebücher des gräflich Esterházyschen Sekretärs Joseph Carl Rosenbaum (1757-1829) wurde vom Autor ursprünglich für private Zwecke als Findhilfe für architekturgeschichtliche Recherchen angefertigt, um das digitale Auffinden von Personen und Zusammenhängen zu erleichtern, die im Zusammenhang mit der Arbeit am „Architektenlexikon Wien 1770-1945“ relevant wurden. Es handelt sich demnach lediglich um eine Findhilfe, keineswegs aber um eine wissenschaftlichen Ansprüchen genügende Edition. Diesem Primärzweck entsprechend, weicht die Transskription vom Originaltext in folgenden Details ab:

  • Rosenbaums biedermeierliche Schreibweise wurde modernisiert, seine Syntax jedoch weitgehend beibehalten; seine nicht immer eindeutige Interpunktation (mittels Bindestrichen) jedoch durch die heute gebräuchliche ersetzt.
  • Innerhalb der einzelnen Tageseintragungen wurden die gelegentlich vorkommenden Wiederholungen ein und desselben Sachverhaltes zusammengezogen.
  • Die von Rosenbaum ausgeschriebenen Wochentagsnamen wurden weggelassen, da mit dem Datum des jeweiligen Tageseintrags redundant. Dieses wurde im Format Jahr / Monat / Tag wiedergegeben. Die Bezeichnungen von Feiertagen wurden beibehalten. •Die ab etwa 1816 stereotyp wiederkehrenden Notizen zum täglichen Wetter und zum jeweiligen Programm der Hoftheater und des Theaters an der Wien wurden an den Beginn des jeweiligen Tageseintrages gerückt.
  • Bei Personennamen, deren Schreibweise bei Rosenbaum nicht selten variiert, wurde eine einheitliche und möglichst dokumentarisch belegte Schreibweise angewendet.
  • Fragliche Lesungen von Personen-, Ortsnamen u. dgl. wurden durch nachgestellte Fragezeichen (?) gekennzeichnet, Rosenbaumsche Abkürzungen entweder ausgeschrieben oder ihre wahrscheinliche Ergänzung in eckige Klammern gesetzt. Abgesehen davon wurde auf möglichste inhaltliche Vollständigkeit der Textwiedergabe geachtet. Kleinere Auslassungen und Tippfehler sind bei einer manuellen Eingabe von rund 9 Millionen Zeichen trotz aller Sorgfalt nicht ganz auszuschließen. Wem aber mit der raschen Auffindbarkeit von Personen, Orten, Sachbegriffen etc. gedient ist, ist eingeladen, sich dieser Ressource zu bedienen.

Der Autor ersucht lediglich um Einhaltung der üblichen Zitierungsusancen (siehe obenstehender Titel oder abgekürzt, z B. in Fußnoten Datum des zitierten Eintrages, bzw. bei Einträgen ohne Datum mit Band und pagina).


(†) Peter Prokop, Wien, im Februar 2016

Copyright © 2024 Heraldisch-Genealogische Gesellschaft "ADLER", Wien. All Rights Reserved. Austria-1095 Wien, Postfach 7, Universitätsstraße 6/9b