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Anzeige von 806 - 810 aus 11858
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Lfd Nr Jahr Monat Tag Eintrag Namen Referenz
806 1799 10 21 Reise nach dem lieben Wien. Kalt; heute ziehts in die Winterquartiere. Früh 5 h war ich schon aus dem Bette. Um 7 h schickte ich die Suite fort, beurlaubte mich vom Kampf und meiner Schwester, führte dann meine Mutter mit dem Pirutsch bis [Ebreichsdorf ?]; dort bewirtete ich meine Mutter, den Röckl, Geyersperg, Walther, Hoffmann und Mathias. Von Ebreichsdorf bis Wien führte ich den Hoffmann auf dem Würstl. Wegen Ausbleiben der übrigen mussten wir von Achau bis Wien im Schritt fahren und noch auf dem Wienerberg eine Stunde warten. Um 5 h kamen wir im Roten Hause an. Ich packte meine Koffer (?) aus und führte meine Mutter zum Uhrmacher; dann ich allein zu Therese. Wie innig war meine Freude, das gute Mädchen zu sehen ! Ich übergab das Obst, Milchbrot und Wildpret. Therese zog sich eben als Bauernmädchen zu der neuen Oper „Die wankelmütige Frau“ an: ich ging ins Kärntnertor-Theater; Nina kam ins Parterre, denn die italienische Oper ennuyierte mich. Nina begleitete ich nach Hause, soupierten da und waren froh. Um 11 h kam ich nach Hause und legte mich erst um 12 h zu Bette. Zu Hause fand ich das Service Porzellan, welches mich sehr freute. Band 02 (II.), Seite 47r
807 1799 10 22 Ein heiterer Tag. Früh von 6 bis 9 h arbeitete ich, dann besuchte ich den Gönner, welcher mich sehr freundschaftlich aufnahm. Bei Menzel sprach ich auch ein und kaufte Theresen ein Musselintuch, um selbes auf den Kopf zu stecken. Ich brachte es ihr und mein erwünschter Lohn war ihre herzliche Freude. Ich fand da meine Mutter, begleitete sie ein Stückchen, ging dann nochmals zum Gönner. Mit Stessel ging ich ein Weilchen herum. Bei Hubner (?) kaufte ich meiner Mutter 3 Pfund Zucker und 2 Pfund Kaffee; dafür bezahlte ich 6 fl. 36 x. Mittags kam ich erst spät, nach Mittag blieb ich bei Theresen. Führte meine Mutter ins Kärntnertor-Theater; man gab den „Dorfbarbier“ und das neue Ballett von Salvatore Viganò „Clotilde, Herzogin von Amalfi“, welches wirklich mir Langeweile machte. Ins Theater kam auch die Generalin Mikovini, Quarins Schwester, welche nach Mittag zur Mama kam. Ich begleitete sie mit Nina nach Hause und tat ein Gleiches. Band 02 (II.), Seite 47r
808 1799 10 23 Ein sehr angenehmer Tag. Früh um 8 h ging ich gleich zum Gönner, beurlaubte mich, da er auf Galántha reiste; versprach, ihm zu schreiben. Meine Mutter fand ich beim Portier und machte eine Visite beim Brandl. Zum Röckl ging ich auch, holte sie ab und führte sie bei der Mama auf. Nach Mittag und abends blieb ich bei der Mama, so fatal sie mir auch war und jeden Tag mehr ist. Maurer aus Klosterneuburg kam und wir unterhielten uns bis nach 9 h. Er begleitete mich ins fürstliche Haus und wünschte mich bald wiederzusehen. Um ½ 11 fuhr der Fürst mit Walther nach der Schweiz, um dem Großfürsten Constantin den Großen Theresienorden zu bringen. Ich blieb im Hause bis selber fuhr und ging dann erst mit Kutschersfeld nach Hause. Band 02 (II.), Seite 47r
809 1799 10 24 Ein nebliger Tag. Die beiden Brüder Hoffmann frühstückten bei mir, Carl empfahl sich und Tonerl mit Rochus gingen in die Porzellanfabrik. Ich kaufte dort noch zu meinem Service 1 Plateau, 1 Obstkörbl samt Teller und 1 Salzfassl um 12 fl. 15 x, das vordem schon gekaufte kostete 46 fl., zusammen mit dem Service zahlte ich 58 fl. 15 x. In der Theaterkanzlei machte ich heute meine erste Visite, sprach Pfersmann, Mayer, Klingmann, Klimbke und Haim. Mittags aß ich bei der Mama. Nach Tische beantwortete ich meines Bruders Brief und schrieb ihm, er möchte über Eisenstadt nach Wien kommen. Nach Mittag ging ich zu Brandl, wohin mich Ringer bitten ließ; ging mit selbem, seiner Frau, Tonerl und dem Sohn vom Portier ins Kärntnertor-Theater. Man gab den „Gefangenen“ und „Alcina“, worin die Casentini nach einer Sommerreise wieder zum ersten Mal tanzt. Groß und einstimmig war der beifallsvolle Empfang vom Publikum, auch vor ihrem Solo wurde geklatscht, dann nach demselben und nach dem Ballett vorgerufen, welches auch der Meraveli (?) als Alcina und Julio Viganò geschah. Nach dem Theater machten Tonerl und ich gleich nach Haus und ins Bett; eine Weile las ich noch in Gabriela Baumbergs Gedichten. Band 02 (II.), Seite 47v
810 1799 10 25 Neblig. Um 8 h fuhr ich selbst in die Stadt zur Mama und mit selber, Therese und Nina nach Klosterneuburg. Um 10 h gingen sie in die Kirche, ich suchte Maurer auf und führte ihn in die Kirche. Nach der Messe zeigte uns der Schatzmeister Patrizius den Schatz mit den heiligen Gebeinen Leopolds, den Schleier der heiligen Agnes, dann den Stammbaum vom Erzherzog Leopold, das Grab, die Hollerstaude. Von da gingen wir in den Keller, sahen dort das 1000-eimerige Fass, worauf wir herabrutschten, die Hauptstiege, die Sala terrena. Bei Tisch waren der Pfarrer, Cooperator Aquilin, ein Professor, Patrizi, Maurer und wir; vortrefflich war die Bedienung. Nach Tisch wurde gesungen und beim Kellerschreiber Ebron (?) Klavier gespielt. Später besuchten wir den Pfarrer, das Naturalienkabinett, Bibliothek und Rüstkammer. In der Blbliothek hielten wir uns am längsten auf; die Sammlung enthält 13.000 Bände, worunter eine große Sammlung alter seltener Handschriften. Unausstehlich waren der Mama Launen; sie stimmte mich ganz und gar um. Ein höchst fatales Weib ! Ein heftiger Südwind erhob sich nach Mittag, ein Vorbote des morgigen Regens. Um 5 h empfahlen wir uns und fuhren nach Wien; Maurer begleitete uns bis Ende der Allee. Nach 6 h waren wir im Deutschen Haus. Ich wünschte allen Gute Nacht und fuhr gleich nach Hause, wo ich bis ½ 9 h arbeitete. Gerne wäre ich den Abend bei Therese geblieben, aber so ein von Launen lästiges Weib zu sehen war mir glatterdings nicht möglich. In Klosterneuburg glaube ich Schnupfen erhascht zu haben. Band 02 (II.), Seite 47v
Peter Prokop: Die Tagebücher des Joseph Carl Rosenbaum (ÖNB SN 194- 204) - eine Arbeitstransskription.

Die nachstehende Arbeitstransskription der in der Österreichischen Nationalbibliothek (Sammlung von Handschriften und Alten Drucken) in 11 Manuskriptbänden aufbewahrten Tagebücher des gräflich Esterházyschen Sekretärs Joseph Carl Rosenbaum (1757-1829) wurde vom Autor ursprünglich für private Zwecke als Findhilfe für architekturgeschichtliche Recherchen angefertigt, um das digitale Auffinden von Personen und Zusammenhängen zu erleichtern, die im Zusammenhang mit der Arbeit am „Architektenlexikon Wien 1770-1945“ relevant wurden. Es handelt sich demnach lediglich um eine Findhilfe, keineswegs aber um eine wissenschaftlichen Ansprüchen genügende Edition. Diesem Primärzweck entsprechend, weicht die Transskription vom Originaltext in folgenden Details ab:

  • Rosenbaums biedermeierliche Schreibweise wurde modernisiert, seine Syntax jedoch weitgehend beibehalten; seine nicht immer eindeutige Interpunktation (mittels Bindestrichen) jedoch durch die heute gebräuchliche ersetzt.
  • Innerhalb der einzelnen Tageseintragungen wurden die gelegentlich vorkommenden Wiederholungen ein und desselben Sachverhaltes zusammengezogen.
  • Die von Rosenbaum ausgeschriebenen Wochentagsnamen wurden weggelassen, da mit dem Datum des jeweiligen Tageseintrags redundant. Dieses wurde im Format Jahr / Monat / Tag wiedergegeben. Die Bezeichnungen von Feiertagen wurden beibehalten. •Die ab etwa 1816 stereotyp wiederkehrenden Notizen zum täglichen Wetter und zum jeweiligen Programm der Hoftheater und des Theaters an der Wien wurden an den Beginn des jeweiligen Tageseintrages gerückt.
  • Bei Personennamen, deren Schreibweise bei Rosenbaum nicht selten variiert, wurde eine einheitliche und möglichst dokumentarisch belegte Schreibweise angewendet.
  • Fragliche Lesungen von Personen-, Ortsnamen u. dgl. wurden durch nachgestellte Fragezeichen (?) gekennzeichnet, Rosenbaumsche Abkürzungen entweder ausgeschrieben oder ihre wahrscheinliche Ergänzung in eckige Klammern gesetzt. Abgesehen davon wurde auf möglichste inhaltliche Vollständigkeit der Textwiedergabe geachtet. Kleinere Auslassungen und Tippfehler sind bei einer manuellen Eingabe von rund 9 Millionen Zeichen trotz aller Sorgfalt nicht ganz auszuschließen. Wem aber mit der raschen Auffindbarkeit von Personen, Orten, Sachbegriffen etc. gedient ist, ist eingeladen, sich dieser Ressource zu bedienen.

Der Autor ersucht lediglich um Einhaltung der üblichen Zitierungsusancen (siehe obenstehender Titel oder abgekürzt, z B. in Fußnoten Datum des zitierten Eintrages, bzw. bei Einträgen ohne Datum mit Band und pagina).


(†) Peter Prokop, Wien, im Februar 2016

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