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Lfd Nr Jahr Monat Tag Eintrag Namen Referenz
816 1799 10 31 Ein heiterer Tag. Schon um 6 h brachte mir Sepherl einen Brief von Theresen, voll der Klagen und Bitten. Wie innig dauert mich das gute, edle Mädchen ! Achtung und Liebe verdient sie mit jedem Tage mehr. Alles was ich vermag, will ich für Therese tun; ich liebe und ehre sie. Meinem lieben Kárner schrieb ich heute und bat ihn bald nach Wien zu kommen. Tonerl arbeitete bei mir. Um 12 h ging ich in die Stadt, zu Klimbke, von da, mit selbem eine Promenade zu machen, auf den Graben. In der Kärntnerstraße traf ich mit Nina zusammen und wir gingen zum Speisen. Das böse Weib lag im Bette. Ich wünschte ihr guten Appetit, nicht einmal dankte sie mir. Es gab ein trauriges Mahl; Therese aß nichts und weinte. Dies griff mich schrecklich an. Ich tat mir äußersten Zwang an, sprach mit dem bösen Weib, sagte, dass ich morgen Gast sei, wünschte ihr baldige Besserung und nicht einmal die Miene eines Dankes äußerte sie. Dies brachte mich außer Fassung, solche Erniedrigung dulde ich nicht. Ich war fast rasend. Therese begleitete mich, wollte mit ihr an der Tür sprechen; sie voll Angst vor dem Scheusal, wagte es nicht einmal, ließ mich stehen und schloss die Tür ab. Dies vollendete meine Wut; ich irrte herum, suchte mich zu zerstreuen; ging zu Collet, dann ins Kärntnertor-Theater, wo man „Stumme Liebe“ von Ziegler und „Clotilde“ gab, fand aber nirgends Ruhe. Im Theater sprach ich mit Klimbke, Rubana (?) und Elise Ankermüller (?). Nach dem Theater soupierten Klimbke und ich beim Straußen. Um 11 h ging ich nach Hause und hatte eine elende Nacht. Band 02 (II.), Seite 48v
817 1799 11 1 Allerheiligenfest. Ein fataler, nebliger Tag. Die Nacht schlief ich wenig, der Morgen kam mir sehr erwünscht. Ich bin so gekränkt, und finde nirgends Ruhe, nirgends Aufheiterung. Um meiner Muhme eine Surprise zu machen, zog ich mich französisch an. Früh arbeitete ich; Charles und der Sohn von Mayer frühstückten bei mir. Kutschersfeld besuchte mich und war wie gewöhnlich sehr ernst. Um 10 h ging ich in die Stadt, mit dem Sohn des Mayer in die Hofkirche. Es wurde das Toisonfest gefeiert, Salieri schrieb ein neues Amt. Ich hörte Predigt und Amt, kam mit Tschepp (?) zusammen, wir machten eine Promenade auf die Bastei. Ich ging auf den Kohlmarkt, zum Speisen zur Muhme Hitzinger, wo die Nannerl des Martin war. Ich freute mich, sie zu sehen und lud sie samt Mutter für Sonntag zu Speisen ein. Nach Tisch führte ich meine Mutter, Hitzinger, Frau Eleonora nach Hütteldorf zur Muhme Wilmein. Wir fanden sie in der Kirche. Ich kaufte Wachsstöckeln und Kerzen, brachte auch Theresen und Nina welche, samt einem Bouquet frischer Blumen. Ich kutschierte selbst und waren um 5 h schon in der Stadt. Den Sohn des Mayer nahm ich mit in den „Don Juan“ im Kärntnertor-Theater, wo auch Hitzinger, Frau und meine Mutter waren. Therese sang recht schön und machte mir viel Vergnügen. Nach dem Theater eilte ich gleich nach Hause. Der gestrige Tag heiterte sich sehr angenehm aus. Band 02 (II.), Seite 49r
818 1799 11 2 Früh 6 h fing ich schon zum Arbeiten an, bis 12 h; Tonerl arbeitete bei mir. Um 12 h ging ich zu Liebisch, kaufte für des Martin Nani ein Halstuch; dann zu Klimbke. Bei Tische war es sehr ennuyant. Nach Mittag besuchte ich Petrowitz, wo meine Mutter speiste; spielte da eine Weile Mariage. Um ½ 6 h ging ich ins Kärntnertor-Theater. Man gab da die Allerseelenoper „Rudolph von Horneck“; sehr voll war es und so gab’s manchen Spaß. Klimbke und ich speisten im Michaeler Bierhaus, dann machten wir uns jeder nach Hause. Band 02 (II.), Seite 49r
819 1799 11 3 Ein unangenehmer Tag. Die Tischlerin samt Tochter, der kleine Wilhelm und Daffner (?) frühstückten bei mir und blieben bis 10 h. Beiden ersteren schenkte ich ein Halstuch. Dann ging ich ins fürstliche Haus Haus, die Stadt herum, zum Klimbke, mit selbem auf den Graben, wo uns Nina begegnete. Diese begleitete ich; wir machten noch eine kleine Promenade und gingen dann speisen. Das mir stets unerträgliche Weib wird mir es mit jeder Stunde mehr; mein Blut wallt heftiger, wenn ich sie nur sehe. Nach Tisch kam der Wagen; ich führte meine Mutter und Muhme in den Prater zum Lusthaus, dann ins Burgtheater zu den „Drei Sultaninnen“. Es war sehr voll und am Anfang hatten wir manchen Spaß. Therese sang wegen einem Katarrh nicht besonders gut. Nach dem Theater begleitete ich die Frauen nach Hause und tat ein gleiches. Band 02 (II.), Seite 49r
820 1799 11 4 Karlstag. Früh und am Vormittag arbeitete ich sehr fleißig. Nach 11 h ging ich zu Liebisch wegen Kaffeetuch und Schnupftüchern, kaufte ein Kaffeetuch für 3 fl. 30 x und eine Weste von englischem Casimir für 4 fl. 30 x. Dann ging ich zu Klimbke, zu meiner Mutter und zum Speisen. Bei Tische ging es wieder gewaltig düster zu; Therese beleidigte mich mit ihrer knechtischen Furcht, aber wir söhnten uns wieder aus. Nach Mittag kam Agnes zum Frisieren; ich freute mich, sie zu sehen. Nachher besuchte ich meine Mutter, ging ins fürstliche Haus, wo ich Köstler und seine Mutter von Eisenstadt sah. Ich trug beiden Quartier an, nahm Köstler mit ins Burgtheater, wo man zum ersten Mal „Ein seltener Freund (?)“, Schauspiel von Scholl (?) in 4 Aufzügen gab, welches ganz missfiel. Nach dem Theater erwarteten wir Kutschersfeld beim Taroni und gingen zusammen nach Hause. Band 02 (II.), Seite 49r
Peter Prokop: Die Tagebücher des Joseph Carl Rosenbaum (ÖNB SN 194- 204) - eine Arbeitstransskription.

Die nachstehende Arbeitstransskription der in der Österreichischen Nationalbibliothek (Sammlung von Handschriften und Alten Drucken) in 11 Manuskriptbänden aufbewahrten Tagebücher des gräflich Esterházyschen Sekretärs Joseph Carl Rosenbaum (1757-1829) wurde vom Autor ursprünglich für private Zwecke als Findhilfe für architekturgeschichtliche Recherchen angefertigt, um das digitale Auffinden von Personen und Zusammenhängen zu erleichtern, die im Zusammenhang mit der Arbeit am „Architektenlexikon Wien 1770-1945“ relevant wurden. Es handelt sich demnach lediglich um eine Findhilfe, keineswegs aber um eine wissenschaftlichen Ansprüchen genügende Edition. Diesem Primärzweck entsprechend, weicht die Transskription vom Originaltext in folgenden Details ab:

  • Rosenbaums biedermeierliche Schreibweise wurde modernisiert, seine Syntax jedoch weitgehend beibehalten; seine nicht immer eindeutige Interpunktation (mittels Bindestrichen) jedoch durch die heute gebräuchliche ersetzt.
  • Innerhalb der einzelnen Tageseintragungen wurden die gelegentlich vorkommenden Wiederholungen ein und desselben Sachverhaltes zusammengezogen.
  • Die von Rosenbaum ausgeschriebenen Wochentagsnamen wurden weggelassen, da mit dem Datum des jeweiligen Tageseintrags redundant. Dieses wurde im Format Jahr / Monat / Tag wiedergegeben. Die Bezeichnungen von Feiertagen wurden beibehalten. •Die ab etwa 1816 stereotyp wiederkehrenden Notizen zum täglichen Wetter und zum jeweiligen Programm der Hoftheater und des Theaters an der Wien wurden an den Beginn des jeweiligen Tageseintrages gerückt.
  • Bei Personennamen, deren Schreibweise bei Rosenbaum nicht selten variiert, wurde eine einheitliche und möglichst dokumentarisch belegte Schreibweise angewendet.
  • Fragliche Lesungen von Personen-, Ortsnamen u. dgl. wurden durch nachgestellte Fragezeichen (?) gekennzeichnet, Rosenbaumsche Abkürzungen entweder ausgeschrieben oder ihre wahrscheinliche Ergänzung in eckige Klammern gesetzt. Abgesehen davon wurde auf möglichste inhaltliche Vollständigkeit der Textwiedergabe geachtet. Kleinere Auslassungen und Tippfehler sind bei einer manuellen Eingabe von rund 9 Millionen Zeichen trotz aller Sorgfalt nicht ganz auszuschließen. Wem aber mit der raschen Auffindbarkeit von Personen, Orten, Sachbegriffen etc. gedient ist, ist eingeladen, sich dieser Ressource zu bedienen.

Der Autor ersucht lediglich um Einhaltung der üblichen Zitierungsusancen (siehe obenstehender Titel oder abgekürzt, z B. in Fußnoten Datum des zitierten Eintrages, bzw. bei Einträgen ohne Datum mit Band und pagina).


(†) Peter Prokop, Wien, im Februar 2016

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