Sprung zur TabelleSprung zum MenüSprung zur SucheHotkey Referenz
Anzeige von 826 - 830 aus 11858
Sortiere nach 
Lfd Nr Jahr Monat Tag Eintrag Namen Referenz
826 1799 11 10 Nass, kalt und Regen. Meine Schwester schrieb mir meiner Mutter glückliche Ankunft und schickte mir für Pfersmann Speck. Ich arbeitete zu Hause bis 9 h, ging dann zum Gönner, zu Klimbke. Köstler und ich speisen heute bei Brandl, weil Therese Gast bei Braunmüller ist. Mit Pfersmann und dem Gönner sprach ich über unsere Verbindung. Ersterer übernahm es, mit dem Baron Braun davon zu sprechen und uns beide bei ihm aufzuführen; letzterer versprach, die Mutter zu besuchen und mit ihr davon zu reden; an der Erfüllung des letzteren zweifle ich sehr. Bei Tische hatten wir mit Köstler, den ich für einen Italiener ausgab, manchen Spaß. Nach Tische spielte ich mit Brandl Mariage um einen Kreuzer. Abends führte ich Brandl und Köstler ins Kärntnertor-Theater zu den „Drei Sultaninnen“. Brandl Franz verlor durch einen äußerst groben Bengel seinen Platz, welches Lärm gab. Einen Augenblick sprach ich Weidmann, und ihn sah ich zum ersten Mal in der Theaterloge. Nach dem Theater gingen wir gleich nach Hause. Therese sprach ich heute den ganzen Tag nicht; ich liebe dies gute Mädchen so innig und muss sie so sehr leiden wissen. Band 02 (II.), Seite 50r
827 1799 11 11 Kalt, aber heiter. Früh brachte mir der Schneider das neue casimirene Gilet und die blauen Beinkleider. Köstler und ich frühstückten Tee. Ich schrieb mehrere Briefe, arbeitete bis 11 h, begleitete Köstler ins fürstliche Haus, welcher mit Stessel um 12 h nach Eisenstadt fuhr. In der Kanzlei erfuhr ich Klimbkes Unpässlichkeit, besuchte ihn; ging dann zu Brandl speisen. Nach Tische ging ich ins fürstliche Haus, mit Paur und Burgerth in ihr Arbeitszimmer, dann in die Sekretariatskanzlei, dann wieder zu Klimbke; Mayer traf ich am Tor, wir blieben bis ½ 6 h, dann ging ich in das Burgtheater „Bruderzwist“, sprach da mit unserem Stubenmädchen, der Collet, Casanova. Ging nach dem 2. Akt soupieren und nach dem Theater gleich nach Haus. Ich hatte eine äußerst fatale und unruhige Nacht. Ein schrecklicher Traum, welcher den Zwist mit der Mutter zum Gegenstand hatte, machte mich wach und äußerst düster. Ich dachte den Leiden nach, die Theresen und mich quälen, und fasste den festen Entschluss, alles zu wagen, um diese Leiden zu enden. Band 02 (II.), Seite 50v
828 1799 11 12 Ein kalter Tag. Matt und schwermutsvoll stand ich auf, wollte arbeiten und konnte nicht. Nach 7 h kam Sepherl, da schrieb ich an Therese, schilderte unsere Lage, unsere Leiden, und versicherte sie, dass es mein unabänderlicher Entschluss ist, diesem Leben auf eigene Macht ein Ende, und den Schritt zu machen, den jeder Mann von Kopf in meiner Lage machen würde. Nachher kam Kutschersfeld; Tonerl arbeitete bei mir. Ich füllte dann den vom Gönner erhaltenen Slivovitza in 20 kleine Bouteillen. Nach 11 h ging ich in die Stadt, nahm das für Nina gekaufte Gebetbuch von Eckartshausen (?) mit, um ihr damit ein Geschenk zu machen. Ging ins fürstliche Haus, zu Klimbke in die Kanzlei, dann zum Speisen, wo ich Maurer fand. Nach Tische sprach ich Therese bei der Tante; da kam die fatale Mutter, horchte, rufte Theresen ins Zimmer und suchte mehrere Wege, mich und Theresen zu quälen. Nina freute sich über das Buch und ging zu Eckartshausen speisen. Salieri kam, ich bat, ihn sprechen zu dürfen, begleitete ich zum Kopisten, dann nach Hause und sprach bald 2 Stunden mit ihm. Er flösste mir neuen Hass gegen das böse Weib ein, beruhigte mich, und versicherte, dass meine Verbindung keinen Anstand leide, dass ich nur ein paar Tage warten müsste, bis Nachricht aus Eisenstadt wegen meiner Gesundheit käme; das Weib macht Streiche ! Nachher führte ich den Buben von Mayer ins Kärntnertor-Theater. Man gab „Stumme Liebe“ und zum ersten Mal wieder das „Waldmädchen“. Band 02 (II.), Seite 50v
829 1799 11 13 Schon um 5 h früh kam Sepherl mit einem kläglichen Brief von Therese. Ich antwortete ihr und schrieb alles, was zwischen Salieri und mir gesprochen wurde. Dann schrieb ich Freund Röckl und forderte ihn als Freund und Arzt auf, der Mutter über meinen physischen Körperbau zu schreiben. Patsch kam zu mir, dem ich mein casimirenes Beinkleid mit Bändern schenkte. In der Kanzlei bat ich Klimbke mit Pauer (?) wegen unserer Vermählung zu sprechen, dass wir nicht nötig haben, öffentlich verkündet zu werden. Bei Tisch war Agnes. Nach Mittag verfolgte uns die Mutter auf jeden Schritt. Endlich brach der Sturm los und war von beiden Teilen heftig. Salieri wurde erwartet und nun ging’s von Neuem an. Salieri entschied wie jeder vernünftige Mann zu unseren Gunsten, welches die Mutter beinahe unsinnig machte. Nachher wurde bestimmt, dass Oeppinger an Röckl in Rücksicht meiner Gesundheitsumstände schreiben soll, und dass wir dann sicher bis Neues Jahr heiraten. Abends gingen Agnes und ich ins Kärntnertor-Theater; man gab „Rettung für Rettung“, ein ganz artiges Stück. Agnes begleitete ich nach Hause, da kam mir Koch entgegen, den ich ebenfalls begleitete und dann erst nach Hause ging. De halbe Nacht brachte ich mit Nachdenken zu, wegen meiner Verbindung. Band 02 (II.), Seite 50v
830 1799 11 14 Ein kalter Tag. Früh schrieb ich wieder an Röckl und forderte ihn auf, in Bezug meiner Gesundheitsumstände als Freund und Mann von Ehre zu handeln, dann ließ ich den Tischler kommen und bestellte 2 neue Kästen, die ich gleich mit 30 fl. bezahlte. Später kam Brandmayer, bei diesem bestellte ich 2 neue große Matratzen und gab ihm 10 fl. daran. Charles arbeitete bei mir; mit selbem ging ich um 11 h in die Probe zur Kantate in den Redoutensaal. Diese dauerte bis 1 h. Therese, das edle Mädchen, begleitete ich zum Wagen und ging dann zum Speisen. Mama war krank, doch ziemlich erträglich. Ich erzählte ihr, dass ich heute die 8 neuen kammertüchernen Decken erhielt, dass ich die zwei Kästen bestellte und dergleichen. Oeppinger war bei der Mama und versicherte sie, dass es nicht notwendig sei, an Röckl zu schreiben, und dass er wünsche, mich bei ihm aufgeführt zu sehen. Nach Mittag fuhr ich mit dem Sattelknecht auf die Wien, bestellte da Sopha, 6 Sesseln, 2 Betten, Fußchemel für 76 fl, dann kaufte ich bei Seiler den Beschlag zum zweiten Kasten für 5 fl., welcher sehr niedlich ist. Theresen zeigte ich das Beschläg, welches ihr sehr gefiel. Dann ging ich ins Kärntnertor-Theater, wo man den „Dorfbarbier“ und „Waldmädchen“ gab. Ich sprach auf der Bühne mit Weinmüller wegen unserer morgigen Klosterneuburger Fahrt. Klimbke und ich soupierten zwischen dem Theater im Bierhaus im Komödiengassl. Nach dem Theater ging ich gleich nach Hause. Band 02 (II.), Seite 51r
Peter Prokop: Die Tagebücher des Joseph Carl Rosenbaum (ÖNB SN 194- 204) - eine Arbeitstransskription.

Die nachstehende Arbeitstransskription der in der Österreichischen Nationalbibliothek (Sammlung von Handschriften und Alten Drucken) in 11 Manuskriptbänden aufbewahrten Tagebücher des gräflich Esterházyschen Sekretärs Joseph Carl Rosenbaum (1757-1829) wurde vom Autor ursprünglich für private Zwecke als Findhilfe für architekturgeschichtliche Recherchen angefertigt, um das digitale Auffinden von Personen und Zusammenhängen zu erleichtern, die im Zusammenhang mit der Arbeit am „Architektenlexikon Wien 1770-1945“ relevant wurden. Es handelt sich demnach lediglich um eine Findhilfe, keineswegs aber um eine wissenschaftlichen Ansprüchen genügende Edition. Diesem Primärzweck entsprechend, weicht die Transskription vom Originaltext in folgenden Details ab:

  • Rosenbaums biedermeierliche Schreibweise wurde modernisiert, seine Syntax jedoch weitgehend beibehalten; seine nicht immer eindeutige Interpunktation (mittels Bindestrichen) jedoch durch die heute gebräuchliche ersetzt.
  • Innerhalb der einzelnen Tageseintragungen wurden die gelegentlich vorkommenden Wiederholungen ein und desselben Sachverhaltes zusammengezogen.
  • Die von Rosenbaum ausgeschriebenen Wochentagsnamen wurden weggelassen, da mit dem Datum des jeweiligen Tageseintrags redundant. Dieses wurde im Format Jahr / Monat / Tag wiedergegeben. Die Bezeichnungen von Feiertagen wurden beibehalten. •Die ab etwa 1816 stereotyp wiederkehrenden Notizen zum täglichen Wetter und zum jeweiligen Programm der Hoftheater und des Theaters an der Wien wurden an den Beginn des jeweiligen Tageseintrages gerückt.
  • Bei Personennamen, deren Schreibweise bei Rosenbaum nicht selten variiert, wurde eine einheitliche und möglichst dokumentarisch belegte Schreibweise angewendet.
  • Fragliche Lesungen von Personen-, Ortsnamen u. dgl. wurden durch nachgestellte Fragezeichen (?) gekennzeichnet, Rosenbaumsche Abkürzungen entweder ausgeschrieben oder ihre wahrscheinliche Ergänzung in eckige Klammern gesetzt. Abgesehen davon wurde auf möglichste inhaltliche Vollständigkeit der Textwiedergabe geachtet. Kleinere Auslassungen und Tippfehler sind bei einer manuellen Eingabe von rund 9 Millionen Zeichen trotz aller Sorgfalt nicht ganz auszuschließen. Wem aber mit der raschen Auffindbarkeit von Personen, Orten, Sachbegriffen etc. gedient ist, ist eingeladen, sich dieser Ressource zu bedienen.

Der Autor ersucht lediglich um Einhaltung der üblichen Zitierungsusancen (siehe obenstehender Titel oder abgekürzt, z B. in Fußnoten Datum des zitierten Eintrages, bzw. bei Einträgen ohne Datum mit Band und pagina).


(†) Peter Prokop, Wien, im Februar 2016

Copyright © 2024 Heraldisch-Genealogische Gesellschaft "ADLER", Wien. All Rights Reserved. Austria-1095 Wien, Postfach 7, Universitätsstraße 6/9b