Die Tagebücher des Joseph Carl Rosenbaum [849]

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1799
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Nach 5 h stunden wir auf. Ich arbeitete, frühstückte mit meinem Bruder bei Walther. Um 7 h ging ich zum Fürsten; beim Fürsten kam ich mit Kutschersfeld zusammen. Er ließ mich hineinrufen und sagte in einem ungewöhnlich rauen Ton: „Was sind das für Geschäften, bei der Garde um Dispens der Verkündigung einzukommen und mir nichts zu sagen ?“ Ich sagte ihm, dass ich dies nicht wüsste und dass ich es nicht ohne des Fürsten Wissen tun würde. „Gut, das glaube ich, ich werde es also aktenmäßig untersuchen lassen.“ Kutschersfeld blieb noch, auch diesen beschwor er zu sagen, ob er nichts wüsste. Ich ging zur Babett, zu gratulieren, die fielen mich auch mit den Heiratsgeschäften an und sagte, der Gardepater wäre bei der Fürstin gewesen um sich zu erkundigen, ob ich die Heiratserlaubnis hätte. Außerordentlich frappierte mich dies und ich ging nochmals zum Fürsten, um mit ihm zu sprechen und wartete vergebens bis 3 h. Dann ging ich in den Gardehof zum Feldpater und erfuhr, dass mittels des Hofrates Lorenz und Feldsuperior Pauer in meinem Namen eine Bittschrift um Verkündigungsdispens zu seinen Handen kamen. Von da, ohne etwas gegessen zu haben ging ich zu Theresen und fand dort Gelegenheit, mit ihr allein zu sprechen. Ich sagte ihr alles Geschehene; auch sie wusste nicht mehr, als Hofrat Lorenz versprach, unseren Wunsch auszuführen. Beide waren wir sehr bestürzt; ein Schlag verdrängt den anderen ! Abends ging ich mit meinem Bruder ins Kärntnertor-Theater zu „Beide Figaro“; ich schlief meistens. Nach dem Theater ging ich zum Sekretär Burgerth, erklärte ihm den Hergang des ganzen unendlich fatalen Geschäftes. Die ganze Nacht brachte ich wach zu; Qualen aller Art foltern mich.
Band 02 (II.), Seite 54r
03.12.1799
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