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Lfd Nr Jahr Monat Tag Eintrag Namen Referenz
271 1798 5 5 Früh um 5 h stand ich auf, ging ich zu Klimbke und mit selbem in unseren Garten auf die Landstraße. Ich führte ihn zum Garten, machte meine Geschäfte mit Siess, dann zeigte ich Klimbke den Garten, Tempel und die neue Anlage. Nach 9 h frühstückten wir in der Stadt. Ich ging zu Stessel, v. Kárner und später nach Hause, wo ich bis 2 h arbeitete. Ich speiste beim Traiteur, ging nach Tisch wieder zum Stessel und von da mit der neuen Berechnung wieder zum Siess auf die Landstraße. Am Rückweg besuchte ich Therese, wo ich eine Stunde blieb und dann ins Burgtheater ging, wo man „Leichtsinn und gutes Herz“ und ein neues Stück von Jünger (?) „Ein seltener Fall“ gab. Das Stück hat viel Angenehmes, wenig Interessantes; besonders unterhielt mich das angenehme Spiel der Madame Adamberger. Nach dem Theater trollte ich mich gleich nach Hause, und da ich sehr müde war, gleich ins Bett. Band 01 (I.), Seite 35v
272 1798 5 6 Ein kühler, regnerischer Morgen. Um 6 h arbeitete ich schon; dann richtete ich zum Frühstück, weil ich Herrn Pauer (?), Frau und Bruder, ein Kaufmann von Lemberg, dann die Frau Kurz, Kaufmann Peresutti (?) und Klimbke zu selbem erwartete. Nach 8 h kamen alle, nur Klimbke blieb weg. Wir frühstückten, sahen unsere Galawägen an und fuhren dann auf die Landstraße in unseren Garten; Peresutti und ich fuhren zusammen. In der Stadt hielten wir auf, ich ging wegen Geld zum Grafen Carl, fuhren dann auf die Landstraße in den Garten, sahen da alles an, besonders gefiel dem Pauer (?) der Tempel und das Ruhebett. Nach 11 h fuhren wir in die Stadt, ging zu Haydn, welchen ich nicht in seinem Quartier, sondern in Gumpendorf fand, dann zu Kárner, welchen ich in einer unangenehmen Stimmung fand, welches mich noch mehr beunruhigte. Später kam ich auf dem Michaelerplatz durch Zufall mit einem sicheren Prex (?) zusammen, dieser ging mit mir zum Haydn nach Gumpendorf, wir unterhielten uns angenehm, fanden aber Haydn nicht. Ich sagte der Frau wegen dem Billett des v. Kárner zur Musik auf morgen den 7. beim Schwarzenberg und wegen Aufnahme der Bandisten. Nachher ging ich zur speisen, fand da die Thebich (?), schwätzten und blieb bis nach 3 h. Dann ging ich zu Theresen. Herzlich freute ich mich, das gute Mädchen zu sehen, und fand sie allein mit Nina. Die Mutter schlief, als sie erwachte, gab es wieder scheele Gesichter. Beide Mädchen spielten in der „Pietra simpatica“. Ich besuchte Klimbke, dann spazierten wir auf der Bastei, es wurde kühl. Wir soupierten zusammen bei den Drei Hacken. Um 10 h war ich schon zu Hause. Band 01 (I.), Seite 36r
273 1798 5 7 Es war heute der erste angenehme Morgen im Mai. Früh um 6 h war ich schon beim Schreibtisch, arbeitete bis 9 h, dann ritt ich mit dem Stallmeister gegen den Augarten, an die Donau. Ritt den Rappen des Pollak (?), der ein mutiges Pferd, etwas scheu, aber voll Spaß ist, kam aber doch gut daraus. Dann arbeitete ich wieder bis ½ 11 h, wo ich zum Fürsten ging und bis nach 12 h blieb. Ich sprach mit v. Kárner, unterhielt mich mit selbem von seinen Unterhaltungen, teilte auch einer dem anderen seine Sorge mit und haben einstimmig gesagt, die Krankheit des Hauses ist beinahe unheilbar. Mittags aß ich bei Brandl, nach Tische besuchte ich Theresen, die Mutter machte scheele Gesichter und so war ich ganz umgestimmt. Später kam Salieri, Cipriani und Frau, dann fuhren wir in den Schwarzenbergischen Garten, suchten da zwei Stunden lang den Cipriani. Dann trollten wir uns in das Marinellische Theater, wo man „Das Donauweibchen“, 2. Teil, gab. Ich sprach mit Ignaz Sartory, der elend und beinahe blind ist, mich dauerte er herzlich. Später kam Brandl an. Nach dem Theater begleitete ich Therese nach Hause und hatten wir zusammen wegen dem Brandl einen kleinen Zank. Da ich hungrig war, speiste ich etwas beim Steindl und kam erst um ¼ auf 12 h nach Hause. Heute hatte ich einen ziemlich erträglichen Tag. In der Nacht fuhr der Fürst nach Ozora. Band 01 (I.), Seite 36r
274 1798 5 8 Ein schöner, heiterer Morgen. Ich war vor 6 h wach, setze mich an den Schreibtisch und arbeitete mit nicht viel Laune. Um 1 h ging ich in die Stadt, speiste beim Brandl; dann sah ich im Hause den Arbeiten nach. Später besuchte ich Klimbke und Therese wo ich bis 6 h blieb. Es fand sich Gelegenheit, mit Therese ein paar Augenblicke allein zu sprechen und ich erhielt neue Beweise, wie gut Therese ist und des besten Mannes wert ist. Dann ging ich ins Wiedner Theater, wo man „Babylons Pyramiden“ gab. Ich fand da Agnes mit der Mad. Fuchs und ihrem Schönen, dem Dr. Kleiner. Die Oper unterhielt mich nicht, denn ich wünschte mir Therese an meiner Seite. Nach dem Theater begleitete ich Agnes zur Fuchs, soupierte etwas beim Steindl und war mit dem Schlage 11 h zu Hause. Band 01 (I.), Seite 36r
275 1798 5 9 Ein heiterer, aber windiger Morgen. Wie gewohnt, stand ich um ½ 6 h auf, erhielt Besuch vom Stallmeister, Elsler; letzterer frühstückte mit mir Schokolade. Dann arbeitete ich an meiner Rechnung bis 1 h. Ich speiste bei Therese; wir waren ziemlich munter; später kam Agnes, auch die war in unseren Zirkel passend. Abends ging ich in das Kärntnertor-Theater. Man gab „Pyrrhus, König von Epirus“, Oper von Zingarelli, wo Marchesi zum ersten Mal auftrat. Vor dem Theater ennuyierte ich mich mit den Wälschen, noch mehr aber unter dem Spiel selbst wegen ihrem ungestümen, äußerst fatalen Betragen. Therese hatte 2 elende Arien, und doch erhielt sie Beifall. Die Oper gefiel nicht sehr und wird sich nicht oft erhalten. Marchesi hat sich über den Beifall mit Crescentini zu streiten, denn die Meinungen sind geteilt: seine Tiefe, sein Spiel, seine schöne Figur sind angenehm. Nach dem Theater begleitete ich Nina und Agnes nach Hause, dann ging ich mit Nina hinauf, soupierte und kam erst um ½ 12 h nach Hause. Band 01 (I.), Seite 36r
Peter Prokop: Die Tagebücher des Joseph Carl Rosenbaum (ÖNB SN 194- 204) - eine Arbeitstransskription.

Die nachstehende Arbeitstransskription der in der Österreichischen Nationalbibliothek (Sammlung von Handschriften und Alten Drucken) in 11 Manuskriptbänden aufbewahrten Tagebücher des gräflich Esterházyschen Sekretärs Joseph Carl Rosenbaum (1757-1829) wurde vom Autor ursprünglich für private Zwecke als Findhilfe für architekturgeschichtliche Recherchen angefertigt, um das digitale Auffinden von Personen und Zusammenhängen zu erleichtern, die im Zusammenhang mit der Arbeit am „Architektenlexikon Wien 1770-1945“ relevant wurden. Es handelt sich demnach lediglich um eine Findhilfe, keineswegs aber um eine wissenschaftlichen Ansprüchen genügende Edition. Diesem Primärzweck entsprechend, weicht die Transskription vom Originaltext in folgenden Details ab:

  • Rosenbaums biedermeierliche Schreibweise wurde modernisiert, seine Syntax jedoch weitgehend beibehalten; seine nicht immer eindeutige Interpunktation (mittels Bindestrichen) jedoch durch die heute gebräuchliche ersetzt.
  • Innerhalb der einzelnen Tageseintragungen wurden die gelegentlich vorkommenden Wiederholungen ein und desselben Sachverhaltes zusammengezogen.
  • Die von Rosenbaum ausgeschriebenen Wochentagsnamen wurden weggelassen, da mit dem Datum des jeweiligen Tageseintrags redundant. Dieses wurde im Format Jahr / Monat / Tag wiedergegeben. Die Bezeichnungen von Feiertagen wurden beibehalten. •Die ab etwa 1816 stereotyp wiederkehrenden Notizen zum täglichen Wetter und zum jeweiligen Programm der Hoftheater und des Theaters an der Wien wurden an den Beginn des jeweiligen Tageseintrages gerückt.
  • Bei Personennamen, deren Schreibweise bei Rosenbaum nicht selten variiert, wurde eine einheitliche und möglichst dokumentarisch belegte Schreibweise angewendet.
  • Fragliche Lesungen von Personen-, Ortsnamen u. dgl. wurden durch nachgestellte Fragezeichen (?) gekennzeichnet, Rosenbaumsche Abkürzungen entweder ausgeschrieben oder ihre wahrscheinliche Ergänzung in eckige Klammern gesetzt. Abgesehen davon wurde auf möglichste inhaltliche Vollständigkeit der Textwiedergabe geachtet. Kleinere Auslassungen und Tippfehler sind bei einer manuellen Eingabe von rund 9 Millionen Zeichen trotz aller Sorgfalt nicht ganz auszuschließen. Wem aber mit der raschen Auffindbarkeit von Personen, Orten, Sachbegriffen etc. gedient ist, ist eingeladen, sich dieser Ressource zu bedienen.

Der Autor ersucht lediglich um Einhaltung der üblichen Zitierungsusancen (siehe obenstehender Titel oder abgekürzt, z B. in Fußnoten Datum des zitierten Eintrages, bzw. bei Einträgen ohne Datum mit Band und pagina).


(†) Peter Prokop, Wien, im Februar 2016

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