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Lfd Nr Jahr Monat Tag Eintrag Namen Referenz
276 1798 5 10 Ein heiterer Morgen. Hoffmann besuchte mich, Knittl brachte mir Strümpfe. Ich arbeitete fleißig; mit Brandmayer schloss ich sein Konto ab. Um 1 h ging ich in die Stadt zum Stessel, erhob da meine Gelder, sprach mit v. Kárner und hörte von ihm höchst unangenehme Aussichten für die Zukunft, welches meine ganze Stimmung wendete. Ich speiste bei der Gassmann, nach Tisch bestimmten wir, nach Hütteldorf zu fahren. Da aber die Mutter Billetts zur Musik „Die Schöpfung“ von Haydn erhielt, so ward der schöne Plan vereitelt. Wir fuhren mit den Rappen des Stallmeisters durch die Weissgärber, den Prater, die Brigittenau zum Jägerhaus, spazierten die kleinen Wäldchen durch, tranken Milch, schlichen in die Maissen an der Donau, legten uns ins Gras und schäkerten. Blieben bis nach 5 h, da wurde der nämliche Weg nach Hause gefahren. Die Mädchen zogen sich zur Musik an, und ich schlenderte ins Marinellische Theater, wo Pfeiffer zu seiner Einnahme eine Oper von Hensler mit Musik von Müller gab „Wer den Schaden hat, darf für den Spott nicht sorgen“; eine elende, äußerst niedrige, langweilige Farce, die aber auch so aufgenommen wurde, wie sie es verdiente. Im Theater kam ich mit den Brandlischen zusammen, mit diesen ging ich zum Igel soupieren. Da waren die Saurweinschen (?), Spiess (?), LaRoche und mehrere andere. Brandl war nicht zum Nachhause gehen zu bereden; man blieb bis 1 h und so kam ich erst um 2 h nachts ins Bett. Band 01 (I.), Seite 36r
277 1798 5 11 Früh um ½ 4 h wurde ich durch ein heftiges Läuten aufgeweckt. Ich sperrte auf und wurde außerordentlich überrascht, als ich v. Kárner sah. Ich freute mich herzlich und musste mit ihm in den Augarten gehen. Der Morgen war kalt; als wir zum Tor kamen, war selbes noch geschlossen. Wir kehrten um, spazierten in die Brigittenau und waren um 5 h beim Augarten. Wir unterhielten uns von mehrerlei, schwatzten von unserer fatalen Lage, unseren Liebschaften, später frühstückten wir. Um 8 h zu Herrn v. Toth, später ich allein zu Toschen (?), dann nach Hause, wo ich von 9 bis 1 h arbeitete Ich speiste beim Brandl, arbeitete noch bis 5 h, besuchte Therese und brachte ihr einen ganz artigen Fächer, der sie ungemein freute. Ich blieb bei Therese bis sie ins Theater fuhr, dann ging ich bei dem Johannsteigel auf die Bastei gegen das Stubentor, Nina entgegen. Wir trafen da richtig zusammen; ich begleitete sie ins Kärntnertor-Theater und trollte mich um 7 h nach Hause, wo ich noch bis 9 h arbeitete. Schlaf und Müdigkeit siegten und ich wiegte mich in Morpheus’ Arme. Band 01 (I.), Seite 36v
278 1798 5 12 Von 5 h bis 5 h abends arbeitete ich ununterbrochen, dann ging ich ins fürstliche Haus und erfuhr des Fürsten Rückkunft aus Ozora. Der Stallmeister und ich schwätzten zusammen; auch er erzählte mir, dass man ihn vor mir warnte und eine Menge solcher unangenehmer Sachen. Später ging ich zu Therese, wo der Vorschlag zur morgigen Spazierfahrt nach Nussdorf bestätigt wurde. Ich blieb, bis sie ins Theater fuhren, sie spielten in der „Pietra simpatica“; ging dann zum Klimbke und mit selbem in die Theatermalerei und auf die Bastei spazieren. Beim Steindl soupierten wir, dann begleitete er mich bis halben Weg nach Hause. Ich ging gleich schlafen. Band 01 (I.), Seite 36v
279 1798 5 13 Um 5 h stand ich auf. Es regnet, ist kühl und der ganze Horizont mit Regen umzogen; ein garstiger Strich durch unsere Rechnung. So wird jedes kleine Vergnügen verbittert ! Ich arbeitete bis 9 h, ging dann zum Fürsten unterschreiben, und alles was ich Hochselben vorlegte, war gut und wurde unterschrieben. Kárner sprach auch mit dem Fürsten sehr ernsthaft über seine künftige Bestimmung und der Fürst versicherte ihn aller möglichen Delikatesse. Kárner wird deswegen dem Fürsten und Grafen ein Promemoria schicken, von welchem seine künftige Bestimmung abhängt. Es ist sehr weit mit uns gekommen! Mittags aß ich bei den Gassmannischen, da wurde beschlossen, nach Hütteldorf zu fahren, welches auch gleich nach Tisch geschah. Wir hatten einen ziemlich angenehmen Nachmittag und unterhielten uns vortrefflich. Wir schlenderten den Garten in der Länge und Quere durch, besuchten jedes schöne Plätzchen zweimal. Gingen auch außer dem Garten, sahen dort der Frau v. Bartenstein ihr Haus und Garten an, letzterer gefiel uns ausnehmend gut; und endlich vom Wasser zurück in den Garten, wo wir treffliches Obers tranken. Wir blieben bis nach 7 h, empfahlen uns und fuhren bis zum Tor. Da stiegen wir ab, gingen um den Paradeplatz und über die Bastei zur Gassmann, wo ich soupierte und mich um 10 h nach Hause trollte. Sehr angenehm wäre unsere kleine Fahrt gewesen, wenn nicht die Mutter mit ihrer äußerst fatalen Laune und dem fatalen Despotismus, mit welchem sie die beiden Mädchen behandelt, unsere Freude etwas getrübt hätte. Band 01 (I.), Seite 36v
280 1798 5 14 Ein heiterer, kühler Morgen. Heute ist Gardemusterung. Um ½ 6 h stand ich auf und arbeitete bis 2 h mittags, ging in die Stadt zu Klimbke und mit selbem zur Frau Stessel speisen. Nach Tisch tranken wir zusammen Tokajer; trollten uns zusammen in die Stadt und ich zur Gassmann. Da fand ich einen Piaristen Hoffmann, ein unangenehmer Mensch. Um 6 h spazierten wir in den Schwarzenbergischen Garten; die Frauenzimmer fuhren, ich ging. Wir plauderten im Garten bis 8 h herum, aßen Cervelatwürste und Kipfeln und schlichen beim Neubautor durch die Allee nach Hause. Abends um 10 h war ich zu Hause und legte mich gleich schlafen. Band 01 (I.), Seite 37r
Peter Prokop: Die Tagebücher des Joseph Carl Rosenbaum (ÖNB SN 194- 204) - eine Arbeitstransskription.

Die nachstehende Arbeitstransskription der in der Österreichischen Nationalbibliothek (Sammlung von Handschriften und Alten Drucken) in 11 Manuskriptbänden aufbewahrten Tagebücher des gräflich Esterházyschen Sekretärs Joseph Carl Rosenbaum (1757-1829) wurde vom Autor ursprünglich für private Zwecke als Findhilfe für architekturgeschichtliche Recherchen angefertigt, um das digitale Auffinden von Personen und Zusammenhängen zu erleichtern, die im Zusammenhang mit der Arbeit am „Architektenlexikon Wien 1770-1945“ relevant wurden. Es handelt sich demnach lediglich um eine Findhilfe, keineswegs aber um eine wissenschaftlichen Ansprüchen genügende Edition. Diesem Primärzweck entsprechend, weicht die Transskription vom Originaltext in folgenden Details ab:

  • Rosenbaums biedermeierliche Schreibweise wurde modernisiert, seine Syntax jedoch weitgehend beibehalten; seine nicht immer eindeutige Interpunktation (mittels Bindestrichen) jedoch durch die heute gebräuchliche ersetzt.
  • Innerhalb der einzelnen Tageseintragungen wurden die gelegentlich vorkommenden Wiederholungen ein und desselben Sachverhaltes zusammengezogen.
  • Die von Rosenbaum ausgeschriebenen Wochentagsnamen wurden weggelassen, da mit dem Datum des jeweiligen Tageseintrags redundant. Dieses wurde im Format Jahr / Monat / Tag wiedergegeben. Die Bezeichnungen von Feiertagen wurden beibehalten. •Die ab etwa 1816 stereotyp wiederkehrenden Notizen zum täglichen Wetter und zum jeweiligen Programm der Hoftheater und des Theaters an der Wien wurden an den Beginn des jeweiligen Tageseintrages gerückt.
  • Bei Personennamen, deren Schreibweise bei Rosenbaum nicht selten variiert, wurde eine einheitliche und möglichst dokumentarisch belegte Schreibweise angewendet.
  • Fragliche Lesungen von Personen-, Ortsnamen u. dgl. wurden durch nachgestellte Fragezeichen (?) gekennzeichnet, Rosenbaumsche Abkürzungen entweder ausgeschrieben oder ihre wahrscheinliche Ergänzung in eckige Klammern gesetzt. Abgesehen davon wurde auf möglichste inhaltliche Vollständigkeit der Textwiedergabe geachtet. Kleinere Auslassungen und Tippfehler sind bei einer manuellen Eingabe von rund 9 Millionen Zeichen trotz aller Sorgfalt nicht ganz auszuschließen. Wem aber mit der raschen Auffindbarkeit von Personen, Orten, Sachbegriffen etc. gedient ist, ist eingeladen, sich dieser Ressource zu bedienen.

Der Autor ersucht lediglich um Einhaltung der üblichen Zitierungsusancen (siehe obenstehender Titel oder abgekürzt, z B. in Fußnoten Datum des zitierten Eintrages, bzw. bei Einträgen ohne Datum mit Band und pagina).


(†) Peter Prokop, Wien, im Februar 2016

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