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Lfd Nr Jahr Monat Tag Eintrag Namen Referenz
301 1798 6 4 Ein schwüler, düsterer Tag; mir war auch nicht wohl, ich hatte Magenschmerzen. Nach 8 h kam zu mir Mericzay wegen Abwägung des Heus, wir wogen bis 5 h; speiste mittags bei Frau Nannerl. Abends besuchte ich Stessel, welcher mir die vielen und undankbaren Verleumdungen der Burgerth’schen Familie erzählte. Die Zollerin kam auch zu ihm. Wir aßen Gefrorenes und später besuchte ich Therese, mit welcher ich über die Glacis spazieren ging. Abends soupierte ich da, aß aber nichts und ging früh nach Hause schlafen. Nach ½ 12 h weckte man mich. Bürgmayer (?) kam und bat um Herberge. Er kam mir sehr ungelegen, da ich schon gut schlief. Band 01 (I.), Seite 40v
302 1798 6 5 Klimbke. Kurz, Mericzay und Burgmayer frühstückten bei mir. Den ganzen Tag bis abends 8 h wurde Heu gewogen und Haber gemessen, ein unerträglicher Staub. Mittags aß ich mit Mericzay im Garten beim Adler. Da ich keinen Appetit hatte, aß ich nichts. Um 8 h ging ich zu Therese und Stessel, der mir die Büste des Fürsten in Wachs zeigte. Ich sprach mit ihm über unsere Angelegenheiten; er hat Hoffnung zum Besseren. Therese war nicht zu Hause, so kehrte ich um und wandte mich dem Roten Hause zu; auf dem Rückwege begegnete mir die Ruschitzka. Um 9 h lag ich schon im Bett. Ich war sehr matt und hatte heftige Magenschmerzen. Band 01 (I.), Seite 40v
303 1798 6 6 Früh um 5 h stand ich auf und arbeitete bis 8 h, als ich zum Fürsten ging. Ich ließ vom Fürsten unterschreiben, sprach dann mit dem Grafen, er war sehr gnädig, welches mich beruhigte. Stessel erzählte mir auch, dass er sicher hörte, dass nun alle Einschränkungen schon gemacht und nichts mehr geschehen wird. Um 1 h ging ich nach Hause und arbeitete bis 4 h, besuchte die Ruschitzka und wir aßen beim Adler im Garten gebackene Hähnel, welches mir sehr gut schmeckte. Abends ging ich ins Bad an der Donau, fand die Mutter mit Therese und Stessel. Zusammen wandelten wir in die Stadt; Stessel empfahl sich beim Quartier und ich soupierte mit ihnen. Der Fürst fuhr heute nach Baden und auf der Straße fiel sein englischer Brauner tot zusammen. Band 01 (I.), Seite 41r
304 1798 6 7 Um 6 h stand ich auf, um 8 h ging ich in die Stadt, zum Grafen, dann zu Kárner, welcher vor ein paar Stunden aus Preßburg ankam. Ich sprach mit ihm über mehrere Sachen, später sah ich den Umgang an. Mittags aß ich bei Theresen. Das fatale Betragen der Mutter stimmte mich ganz um und machte mich wider meinen Willen mürrisch. Nach Mittag wurde über Penzing nach Schönbrunn gefahren, im Garten spaziert. Suchten den Reyher (?) auf, welcher ein Weilchen bei uns blieb. Therese, Nina und ich gingen in das Gloriett auf dem Berg, ließen uns in dem Spiegelkabinett bis auf die Terrasse aufziehen, welches uns eine herrliche Aussicht gewährte. Wir sahen alles, uns nach allen Gegenden um, eine herrliche, reizende Aussicht. Bei unserer Rückkunft machte die Mutter scheele Gesichter, lärmte und keifte, und verbitterte uns auch diese kleine Unterhaltung. Abends soupierten wir in Hietzing gebratene und gebackene Hähnel und wurden wieder froh. Um ¾ auf 10 h kamen wir zu Hause. Band 01 (I.), Seite 41r
305 1798 6 8 Heute frühstückte Ruschitzka bei mir; dann ging ich auf die Heuwaage wegen dem Kittseer Heulieferung, nachher arbeitete ich bis 2 h. Bei der Frau Nannerl speiste ich. Nach Mittag arbeitete ich wieder, dann auf ein Viertelstündchen zu Therese, welche im „Pirro“ sang und dann zu Seiler wegen meinem silbernen Etui, zu Siess auf die Landstraße, mit welchem ich in Geschäften arbeitete, dann in den Garten. Bis 9 h war ich schon zu Hause, da sprach ich mit dem Tonerl, der brachte mir Salat, dann kam auch der Stallmeister. Wir schwätzten ein Weilchen zusammen bis ½ 11 h, er erzählte, dass der Post-Heysl, der uns beiden Wohltaten zu danken hat, schändlich über uns schmälte. Band 01 (I.), Seite 41r
Peter Prokop: Die Tagebücher des Joseph Carl Rosenbaum (ÖNB SN 194- 204) - eine Arbeitstransskription.

Die nachstehende Arbeitstransskription der in der Österreichischen Nationalbibliothek (Sammlung von Handschriften und Alten Drucken) in 11 Manuskriptbänden aufbewahrten Tagebücher des gräflich Esterházyschen Sekretärs Joseph Carl Rosenbaum (1757-1829) wurde vom Autor ursprünglich für private Zwecke als Findhilfe für architekturgeschichtliche Recherchen angefertigt, um das digitale Auffinden von Personen und Zusammenhängen zu erleichtern, die im Zusammenhang mit der Arbeit am „Architektenlexikon Wien 1770-1945“ relevant wurden. Es handelt sich demnach lediglich um eine Findhilfe, keineswegs aber um eine wissenschaftlichen Ansprüchen genügende Edition. Diesem Primärzweck entsprechend, weicht die Transskription vom Originaltext in folgenden Details ab:

  • Rosenbaums biedermeierliche Schreibweise wurde modernisiert, seine Syntax jedoch weitgehend beibehalten; seine nicht immer eindeutige Interpunktation (mittels Bindestrichen) jedoch durch die heute gebräuchliche ersetzt.
  • Innerhalb der einzelnen Tageseintragungen wurden die gelegentlich vorkommenden Wiederholungen ein und desselben Sachverhaltes zusammengezogen.
  • Die von Rosenbaum ausgeschriebenen Wochentagsnamen wurden weggelassen, da mit dem Datum des jeweiligen Tageseintrags redundant. Dieses wurde im Format Jahr / Monat / Tag wiedergegeben. Die Bezeichnungen von Feiertagen wurden beibehalten. •Die ab etwa 1816 stereotyp wiederkehrenden Notizen zum täglichen Wetter und zum jeweiligen Programm der Hoftheater und des Theaters an der Wien wurden an den Beginn des jeweiligen Tageseintrages gerückt.
  • Bei Personennamen, deren Schreibweise bei Rosenbaum nicht selten variiert, wurde eine einheitliche und möglichst dokumentarisch belegte Schreibweise angewendet.
  • Fragliche Lesungen von Personen-, Ortsnamen u. dgl. wurden durch nachgestellte Fragezeichen (?) gekennzeichnet, Rosenbaumsche Abkürzungen entweder ausgeschrieben oder ihre wahrscheinliche Ergänzung in eckige Klammern gesetzt. Abgesehen davon wurde auf möglichste inhaltliche Vollständigkeit der Textwiedergabe geachtet. Kleinere Auslassungen und Tippfehler sind bei einer manuellen Eingabe von rund 9 Millionen Zeichen trotz aller Sorgfalt nicht ganz auszuschließen. Wem aber mit der raschen Auffindbarkeit von Personen, Orten, Sachbegriffen etc. gedient ist, ist eingeladen, sich dieser Ressource zu bedienen.

Der Autor ersucht lediglich um Einhaltung der üblichen Zitierungsusancen (siehe obenstehender Titel oder abgekürzt, z B. in Fußnoten Datum des zitierten Eintrages, bzw. bei Einträgen ohne Datum mit Band und pagina).


(†) Peter Prokop, Wien, im Februar 2016

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