Sprung zur TabelleSprung zum MenüSprung zur SucheHotkey Referenz
Anzeige von 331 - 335 aus 11858
Sortiere nach 
Lfd Nr Jahr Monat Tag Eintrag Namen Referenz
331 1798 7 4 Von 5 h früh bis 7 h arbeitete ich, dann bekam ich Besuch von Elsler und Bondi (?). Wir frühstückten zusammen und gingen in den Garten auf die Landstraße; ich ließ beim Fürsten unterschreiben und gingen wieder in die Stadt. Elsler und ich besuchten den Oboisten Mayer, dann gingen wir nach Hause. Ich arbeitete bis 1 h, Elsler war mein Gast bei Frau Nannerl. Nach Mittag arbeitete ich bis 6 h. Besuchte Therese, welche in „Pirro“ spielte. Ging später mit Klimbke am Wasser spazieren, dann soupierten wir beim Adler und trennten uns um 10 h. Band 01 (I.), Seite 44r
332 1798 7 5 Mein Geburtsfest. Ein trauriger, düsterer Morgen. Um 5 h stand ich auf, fuhr um 7 h mit Kutschersfeld in den Augarten, da erzählte er mir selber, dass auf’s neue große Veränderungen und Einschränkungen im Stall geschehen sollen. Gott im Himmel ! Wann wird einmal der Einschränkungen Ende sein. Man plagt und kümmert sich und weiß nicht warum, man schleudert an der Kette des Elends fort - zum Grabe. Bis 9 h arbeitete ich, dann ging ich in die Stadt zu Stessel, holte mein Geld, speiste beim Brandl und arbeitete später noch fort. Abends besuchte ich Therese und ging dann in „Un passo ne fa cento“. Bondi, Kraus und ich tranken Bier, aßen Würste und hatten unseren Spaß. Walther und später auch Klimbke kamen ins Theater; nach dem Theater ging ich gleich nach Hause. Band 01 (I.), Seite 44v
333 1798 7 6 Früh um 5 h stand ich auf, zahlte den Leuten ihre Trinkgelder und expedierte den Zug nach Eisenstadt. Arbeitete bis nach Mittag um 5 h, fuhr dann in die Stadt zu Therese, wo der junge Kutschersfeld mich zum Theater abholte. Ich küsste Therese innig und heiß und es gab wonnevolle Minuten. Im Kärntnertor-Theater gab man „Hamlet“, ein neues Ballett von Clerico, in welchem beide Brüder ein erstes Mal tanzten. Ballett, Ballettmeister und Bruder wurden nicht mit besonderem Beifall aufgerufen. Ich fand das Ballett zu tragisch; übrigens gefiel es mir. Ich unterhielt mich im Theater mit Casanova. Nach dem Theater aßen wir auf der Bastei Gefrorenes, begleitete Jeanette nach Hause und tat ein Gleiches. Band 01 (I.), Seite 44v
334 1798 7 7 Früh nach 5 h setzte ich mich zur Arbeit. Um 7 h fuhr ich zur Musik in den Augarten, unterhielt mich da mit dem Kutschersfeld, Wisenfeld, Mändel, Prex, sah die Stadler und unterhielt mich angenehm. Nach der Musik fuhr ich nach Hause, arbeitete bis 2 h und speiste bei der Frau Nannerl. Nach Tisch ging ich ins fürstliche Haus, zum Winkler (?), kaufte meiner Mutter Handschuhe, besuchte Therese, wo ich wieder eine Hiobspost erfuhr, dass ich in Eisenstadt mit 400 fl. angestellt werden und meine Stelle eingehen sollte. Schrecklich, qualvoll ist meine Lage. Nach 8 h spazierten wir auf die Glacis bis 10 h; ich begleitete sie und ging dann in meinem gerechten Verdruss nach Hause. Fürst und Fürstin fuhren nach Eisenstadt. Band 01 (I.), Seite 44v
335 1798 7 8 Um 5 h ritten Tonerl und ich zum Klimbke in die Stadt. Von Hietzing weg bis St. Veit ritt Klimbke in seidenen Strümpfen den Cirkassier, das gab viel Spaß. Bei Senestri weckten wir alles auf, frühstückten da und waren sehr lustig. Um 9 h ritten wir nach Hause, ich ließ mich frisieren. Winkler besuchte mich und erwartete um 11 h den Kutschersfeld. Ich führte ihn bei den Gassmannischen auf, wo Siccards Lotte war. Wir blieben bis 12 h, sie fuhren in die Probe und ich ging spazieren. Mittags speiste ich da, wir sprachen von meiner Bestimmung, dass man meinen Platz eingehen und mich mit 400 fl. nach Eisenstadt geben will, so äußerte Baron Seltenhof zu Gassmann. Schrecklich, abscheulich! So sind meine Tage im Elend bestimmt und ich lebe nur, um mich zu kränken ! Nach Tisch blieb ich bis 6 h, Seltenhof kam auch, Therese sprach mit ihm von mir und unsere Verbindung; er scheint es nicht zu billigen. O Gott! Das sind Aussichten in die Zukunft, die den entschlossensten Menschen zur Verzweiflung bringen können ! Abends war ich im Kärntnertor-Theater; man gab dort den 2. Akt von „Doktor und Apotheker“ und das Ballett „Hamlet“. Das Theater war leer und das Ballett missfiel abermals. Nach dem Theater ging ich voll Wehmut auf die Bastei, ging ein paar Mal um den Platz, aß Gefrorenes und schlich traurig und düster nach Hause. Band 01 (I.), Seite 44v
Peter Prokop: Die Tagebücher des Joseph Carl Rosenbaum (ÖNB SN 194- 204) - eine Arbeitstransskription.

Die nachstehende Arbeitstransskription der in der Österreichischen Nationalbibliothek (Sammlung von Handschriften und Alten Drucken) in 11 Manuskriptbänden aufbewahrten Tagebücher des gräflich Esterházyschen Sekretärs Joseph Carl Rosenbaum (1757-1829) wurde vom Autor ursprünglich für private Zwecke als Findhilfe für architekturgeschichtliche Recherchen angefertigt, um das digitale Auffinden von Personen und Zusammenhängen zu erleichtern, die im Zusammenhang mit der Arbeit am „Architektenlexikon Wien 1770-1945“ relevant wurden. Es handelt sich demnach lediglich um eine Findhilfe, keineswegs aber um eine wissenschaftlichen Ansprüchen genügende Edition. Diesem Primärzweck entsprechend, weicht die Transskription vom Originaltext in folgenden Details ab:

  • Rosenbaums biedermeierliche Schreibweise wurde modernisiert, seine Syntax jedoch weitgehend beibehalten; seine nicht immer eindeutige Interpunktation (mittels Bindestrichen) jedoch durch die heute gebräuchliche ersetzt.
  • Innerhalb der einzelnen Tageseintragungen wurden die gelegentlich vorkommenden Wiederholungen ein und desselben Sachverhaltes zusammengezogen.
  • Die von Rosenbaum ausgeschriebenen Wochentagsnamen wurden weggelassen, da mit dem Datum des jeweiligen Tageseintrags redundant. Dieses wurde im Format Jahr / Monat / Tag wiedergegeben. Die Bezeichnungen von Feiertagen wurden beibehalten. •Die ab etwa 1816 stereotyp wiederkehrenden Notizen zum täglichen Wetter und zum jeweiligen Programm der Hoftheater und des Theaters an der Wien wurden an den Beginn des jeweiligen Tageseintrages gerückt.
  • Bei Personennamen, deren Schreibweise bei Rosenbaum nicht selten variiert, wurde eine einheitliche und möglichst dokumentarisch belegte Schreibweise angewendet.
  • Fragliche Lesungen von Personen-, Ortsnamen u. dgl. wurden durch nachgestellte Fragezeichen (?) gekennzeichnet, Rosenbaumsche Abkürzungen entweder ausgeschrieben oder ihre wahrscheinliche Ergänzung in eckige Klammern gesetzt. Abgesehen davon wurde auf möglichste inhaltliche Vollständigkeit der Textwiedergabe geachtet. Kleinere Auslassungen und Tippfehler sind bei einer manuellen Eingabe von rund 9 Millionen Zeichen trotz aller Sorgfalt nicht ganz auszuschließen. Wem aber mit der raschen Auffindbarkeit von Personen, Orten, Sachbegriffen etc. gedient ist, ist eingeladen, sich dieser Ressource zu bedienen.

Der Autor ersucht lediglich um Einhaltung der üblichen Zitierungsusancen (siehe obenstehender Titel oder abgekürzt, z B. in Fußnoten Datum des zitierten Eintrages, bzw. bei Einträgen ohne Datum mit Band und pagina).


(†) Peter Prokop, Wien, im Februar 2016

Copyright © 2024 Heraldisch-Genealogische Gesellschaft "ADLER", Wien. All Rights Reserved. Austria-1095 Wien, Postfach 7, Universitätsstraße 6/9b