Die Tagebücher des Joseph Carl Rosenbaum [335]

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1798
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Um 5 h ritten Tonerl und ich zum Klimbke in die Stadt. Von Hietzing weg bis St. Veit ritt Klimbke in seidenen Strümpfen den Cirkassier, das gab viel Spaß. Bei Senestri weckten wir alles auf, frühstückten da und waren sehr lustig. Um 9 h ritten wir nach Hause, ich ließ mich frisieren. Winkler besuchte mich und erwartete um 11 h den Kutschersfeld. Ich führte ihn bei den Gassmannischen auf, wo Siccards Lotte war. Wir blieben bis 12 h, sie fuhren in die Probe und ich ging spazieren. Mittags speiste ich da, wir sprachen von meiner Bestimmung, dass man meinen Platz eingehen und mich mit 400 fl. nach Eisenstadt geben will, so äußerte Baron Seltenhof zu Gassmann. Schrecklich, abscheulich! So sind meine Tage im Elend bestimmt und ich lebe nur, um mich zu kränken ! Nach Tisch blieb ich bis 6 h, Seltenhof kam auch, Therese sprach mit ihm von mir und unsere Verbindung; er scheint es nicht zu billigen. O Gott! Das sind Aussichten in die Zukunft, die den entschlossensten Menschen zur Verzweiflung bringen können ! Abends war ich im Kärntnertor-Theater; man gab dort den 2. Akt von „Doktor und Apotheker“ und das Ballett „Hamlet“. Das Theater war leer und das Ballett missfiel abermals. Nach dem Theater ging ich voll Wehmut auf die Bastei, ging ein paar Mal um den Platz, aß Gefrorenes und schlich traurig und düster nach Hause.
Band 01 (I.), Seite 44v
08.07.1798
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