Früh um 4 h stand ich auf und arbeitete bis 9 h, dann frühstückte ich mit Elsler; es war ein kalter, regnerischer Morgen Ich ging zu Klimbke in sein Quartier und begleitete ihn zum Kärntnertor; er fuhr nach St. Veit zur Feier von Senestris Namensfest. Ich ging in das fürstliche Haus und von da zum Brandl, dann auf Kohlmarkt und Graben spazieren, wo ich Andreaczy, Obermayer (?), Ruhietl (?) und Seiler sprach. Mittags aß ich beim Brandl, nach Mittag besuchte ich Therese, welche in „Pietra“ spielte. Ich unterhielt mich den Abend mit „Nebenbuhler und Liebhaber in einer Person“, sprach mit Boni, der Saal, seiner Tochter und ging dann mit zwei Offizieren, welche ich im Theater kennenlernte, nach Hause. Heute starb um ¼ auf 8 h die Ehzin. Christine im Garten des Fürsten Kaunitz zu Mariahilf.
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Um 6 h früh ging ich zum Stallmeister in die Reitschule, in die Schmiede und dann in mein Zimmer arbeiten. Ich bin heute so verdrießlich, habe zu nichts Mut und Liebe und gehe wahrhaftig mit Abneigung an meine Geschäfte. Ich ließ mir zu Hause kochen und blieb da bis 5 h; dann besuchte ich Therese, soupierte da und ging nach Haus. Das Fräulein Schmidtmayer kam auf ein Viertelstündchen zu Besuch, sonst waren die Mutter, Therese und ich allein.
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Der Tonerl und ich ritten spazieren, unterhielten uns zusammen eine Stunde. Dann arbeitete ich bis 12 h und fuhr dann mit Tonerl in die Stadt, sahen in der Hofkapelle die Ehzin. Christine auf dem Paradebette, ging ins fürstliche Haus, zum Gio, dann in die Kanzlei und mit Lichtscheindl und Marton zum Grünen Gitter am Salzgries speisen. Nach Tische tranken wir Kaffee und spielten Billard im Kaffeehaus des Passauerhofes. Um 5 h besuchte ich Therese, später Klimbke, sahen die Leiche der Christine an und spazierten mit den Gassmannischen zum Wasser, beim Schanzel herein und nach Hause. Ich ging dann auf die Bastei mit Terputez (?), spät hinein. Erst um 12 h kam ich nach Hause und legte mich ins Bett.
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Früh legte ich mich an, da aber der Barbier und der Friseur nicht kamen, blieb ich zu Hause und konnte erst nach 9 h zum Fürsten auf die Landstraße gehen, schlich im Garten herum, sprach mit dem Postkontrollor, dem Travaglia, welcher mit dem Beverely (?) wegen Malen des Gotischen Gebäudes Händel hatte. Ließ den Fürsten unterschreiben und speiste beim Brandl. Nach Tische hatte ich wieder beim Fürsten zu tun, besuchte Klimbke in der Kanzlei, ging abends zu Therese, soupierte und war um 10 h schon zu Hause.
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Früh war der Morgen kühl und regnerisch. Kutschersfeld, Sohn und ich fuhren in den Augarten zur Musik, wo die Ascher mit Raffaels Akkompagnement auf dem Fortepiano die „Ariadna“ auf welsch sang, ziemlich mittelmäßig. Wir frühstückten im Augarten Schokolade und gingen um 10 h nach Hause. Ich unterhielt mich mit Wisenfeld (?) und arbeitete nachher zu Hause bis 2 h. Später besuchte ich Klimbke im Bureau, dann Therese und die Tante Görlitz. Mit ersterer ging ich in den Schwarzenbergischen Garten, auf die Bastei und ein Stückchen ins Theater „Leichter Sinn“, wo ich Klimbke fand und mit selbem dann beim Steindl soupierte. Er begleitete mich bis halben Weg nach Hause.
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Peter Prokop: Die Tagebücher des Joseph Carl Rosenbaum (ÖNB SN 194- 204) - eine Arbeitstransskription.
Die nachstehende Arbeitstransskription der in der Österreichischen Nationalbibliothek (Sammlung von Handschriften und Alten Drucken) in 11 Manuskriptbänden aufbewahrten Tagebücher des gräflich Esterházyschen Sekretärs Joseph Carl Rosenbaum (1757-1829) wurde vom Autor ursprünglich für private Zwecke als Findhilfe für architekturgeschichtliche Recherchen angefertigt, um das digitale Auffinden von Personen und Zusammenhängen zu erleichtern, die im Zusammenhang mit der Arbeit am „Architektenlexikon Wien 1770-1945“ relevant wurden. Es handelt sich demnach lediglich um eine Findhilfe, keineswegs aber um eine wissenschaftlichen Ansprüchen genügende Edition. Diesem Primärzweck entsprechend, weicht die Transskription vom Originaltext in folgenden Details ab:
Rosenbaums biedermeierliche Schreibweise wurde modernisiert, seine Syntax jedoch weitgehend beibehalten; seine nicht immer eindeutige Interpunktation (mittels Bindestrichen) jedoch durch die heute gebräuchliche ersetzt.
Innerhalb der einzelnen Tageseintragungen wurden die gelegentlich vorkommenden Wiederholungen ein und desselben Sachverhaltes zusammengezogen.
Die von Rosenbaum ausgeschriebenen Wochentagsnamen wurden weggelassen, da mit dem Datum des jeweiligen Tageseintrags redundant. Dieses wurde im Format Jahr / Monat / Tag wiedergegeben. Die Bezeichnungen von Feiertagen wurden beibehalten. •Die ab etwa 1816 stereotyp wiederkehrenden Notizen zum täglichen Wetter und zum jeweiligen Programm der Hoftheater und des Theaters an der Wien wurden an den Beginn des jeweiligen Tageseintrages gerückt.
Bei Personennamen, deren Schreibweise bei Rosenbaum nicht selten variiert, wurde eine einheitliche und möglichst dokumentarisch belegte Schreibweise angewendet.
Fragliche Lesungen von Personen-, Ortsnamen u. dgl. wurden durch nachgestellte Fragezeichen (?) gekennzeichnet, Rosenbaumsche Abkürzungen entweder ausgeschrieben oder ihre wahrscheinliche Ergänzung in eckige Klammern gesetzt. Abgesehen davon wurde auf möglichste inhaltliche Vollständigkeit der Textwiedergabe geachtet. Kleinere Auslassungen und Tippfehler sind bei einer manuellen Eingabe von rund 9 Millionen Zeichen trotz aller Sorgfalt nicht ganz auszuschließen. Wem aber mit der raschen Auffindbarkeit von Personen, Orten, Sachbegriffen etc. gedient ist, ist eingeladen, sich dieser Ressource zu bedienen.
Der Autor ersucht lediglich um Einhaltung der üblichen Zitierungsusancen (siehe obenstehender Titel oder abgekürzt, z B. in Fußnoten Datum des zitierten Eintrages, bzw. bei Einträgen ohne Datum mit Band und pagina).