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Lfd Nr Jahr Monat Tag Eintrag Namen Referenz
341 1798 7 14 Erst nach 7 h stand ich auf und arbeitete bis ½ 1 h. Ich erhielt von Therese, dem edlen Mädchen, 2 Briefe auf einmal. Gott ! Ich liebe sie so innig und bin so von ganzer Seele vom Vergnügen ihres Besitzes überzeugt, und doch noch so ferne vom Ziele meines Glückes ! Ich antwortete ihr und folgte der Stimmung meines Herzens vollkommen. Auch schrieb ich dem Siess einen sehr verbindlichen Brief und bat ihn dringend, sich für mich zu verwenden. Nach der Arbeit ging ich auf den Platz, sprach da Marton, Röckl und Kutschersfeld, welche vom Raberischen (?) Garten kamen. Später besuchten mich Eberl und Zehetner und um 10 h legte ich mich ins Bett. Band 01 (I.), Seite 45v
342 1798 7 15 Früh um 6 h stand ich auf und setzte mich gleich zur Arbeit; es war ein kühler Morgen. Ich arbeitete den ganzen Tag, mittags aß ich bei meiner Mutter und nach Tische besuchte ich auf einen Augenblick die Kammerjungfern. Abends fuhr ich mit Kutschersfeld zur Schießstatt und dann über Höflein nach Hause. Nach 8 h besuchte ich meine Mutter. Sie, die Hausfrau, Hausherr und Tochter begleiteten mich in mein Quartier und blieben bis 10 h. Ich zeigte ihnen meine kleinen Etuis von Silber und dergleichen. Alles gefiel ihnen besonders; dann schwätzten wir zusammen. Als sie gingen, legte ich mich gleich ins Bett und schlief mit dem Gedanken an Theresens Besitz ein. Das Mädchen ist so engelsgut; ich liebe sie so schrecklich und kenne nur einen einzigen Wunsch: unsere Verbindung. Band 01 (I.), Seite 45v
343 1798 7 16 Um 6 h stand ich auf. Ich war sehr düster, denn ich entbehrte Theresen. und suchte mich gleich an meinen Geschäften zu zerstreuen. Mittags aßen der Stallmeister und ich zusammen und sprachen so recht offenherzig zusammen. Da versicherte er mich, dass er den fürstlichen Dienst verlassen und den kaiserlichen als Kabinettskurier annehmen wird; dass in unserem Haus ein Stallmeister, der noch zugleich ein geschickter Rechnungsführer ist, in Vorschlag ist, dass mein Platz gewiss aufgehoben wird. Wir schwätzten lange zusammen und beinahe wurde ich zur Verzweiflung gebracht. Ich war so traurig und fühlte, dass mein Leben die schrecklichste Last ist. Abends war ein fürchterliches Gewitter, so stürmisch, als meine Seele ist. Ich säß mit dem Stallmeister auf unserer Bank, meine Mutter besuchte ich einen Augenblick und um 9 h legte ich mich schlafen. Band 01 (I.), Seite 46r
344 1798 7 17 Früh um 5 h stand ich auf und ging düster und schwermutsvoll auf dem Platz herum; es war ein trüber, regnerischer Morgen. Nachher schrieb ich an Therese und Klimbke. Beiden schilderte ich das Elend meiner Lage; Theresen schickte ich Milchbrot. Mittags aßen der Stallmeister und ich zusammen, welcher um 12 h nach Wien fuhr und meinen Brief und Brot gleich selber zu übergeben versprach. Um 2 h mittags kam Graf Carl an; ich arbeitete bis 7 h, da kam Graf Carl mit dem Fürsten in den Stall und fuhren nach Großhöflein. Mit Graf Carl sprach ich von Geschäften und sagte ihm, dass ich Hochselbem morgen früh aufwarten werde. Um 8 h erhielt ich einen Brief von Klimbke und Therese, worin sie mir viel Gutes und Tröstliches schrieb und mich etwas beruhigte. Abends soupierte ich bei meiner Mutter, las ihr Theresens Brief vor und legte mich um 11 h beruhigt schlafen. Wie gut ist Therese ! Dieses Mädchen verdient gewiss den besten Mann und ich kann mir in ihren Armen die seligsten Tage versprechen. Band 01 (I.), Seite 46r
345 1798 7 18 Um 6 h stand ich erst auf, weil es sehr stark regnete und kalt war; fing an zu arbeiten. Um 7 h ging ich zum Gönner, war lange bei ihm, sprach viel von Theresen. Er war gütig und versprach mir seine Unterstützung. Ging dann zum Fürsten wegen Postgelder; da kam der Postbote und brachte mir einen Brief von Therese, welcher mich unendlich erfreute. Mittags aß ich bei meiner Mutter, nach Mittag arbeitete ich zu Hause, sah den Wägen nach und sprach wieder mit dem Gönner. Abends besuchte ich meine Mutter, ging um 9 h nach Hause und begegnete Eberl und Zehetner. Da erfuhr ich die Abreise nach Linz und Prag, welche mich dauerte. Um 10 h legte ich mich im Gedanken an meine Therese schlafen, dachte mir die Seligkeit des Vergnügens unserer Verbindung aus und so schlief ich ein. Band 01 (I.), Seite 46r
Peter Prokop: Die Tagebücher des Joseph Carl Rosenbaum (ÖNB SN 194- 204) - eine Arbeitstransskription.

Die nachstehende Arbeitstransskription der in der Österreichischen Nationalbibliothek (Sammlung von Handschriften und Alten Drucken) in 11 Manuskriptbänden aufbewahrten Tagebücher des gräflich Esterházyschen Sekretärs Joseph Carl Rosenbaum (1757-1829) wurde vom Autor ursprünglich für private Zwecke als Findhilfe für architekturgeschichtliche Recherchen angefertigt, um das digitale Auffinden von Personen und Zusammenhängen zu erleichtern, die im Zusammenhang mit der Arbeit am „Architektenlexikon Wien 1770-1945“ relevant wurden. Es handelt sich demnach lediglich um eine Findhilfe, keineswegs aber um eine wissenschaftlichen Ansprüchen genügende Edition. Diesem Primärzweck entsprechend, weicht die Transskription vom Originaltext in folgenden Details ab:

  • Rosenbaums biedermeierliche Schreibweise wurde modernisiert, seine Syntax jedoch weitgehend beibehalten; seine nicht immer eindeutige Interpunktation (mittels Bindestrichen) jedoch durch die heute gebräuchliche ersetzt.
  • Innerhalb der einzelnen Tageseintragungen wurden die gelegentlich vorkommenden Wiederholungen ein und desselben Sachverhaltes zusammengezogen.
  • Die von Rosenbaum ausgeschriebenen Wochentagsnamen wurden weggelassen, da mit dem Datum des jeweiligen Tageseintrags redundant. Dieses wurde im Format Jahr / Monat / Tag wiedergegeben. Die Bezeichnungen von Feiertagen wurden beibehalten. •Die ab etwa 1816 stereotyp wiederkehrenden Notizen zum täglichen Wetter und zum jeweiligen Programm der Hoftheater und des Theaters an der Wien wurden an den Beginn des jeweiligen Tageseintrages gerückt.
  • Bei Personennamen, deren Schreibweise bei Rosenbaum nicht selten variiert, wurde eine einheitliche und möglichst dokumentarisch belegte Schreibweise angewendet.
  • Fragliche Lesungen von Personen-, Ortsnamen u. dgl. wurden durch nachgestellte Fragezeichen (?) gekennzeichnet, Rosenbaumsche Abkürzungen entweder ausgeschrieben oder ihre wahrscheinliche Ergänzung in eckige Klammern gesetzt. Abgesehen davon wurde auf möglichste inhaltliche Vollständigkeit der Textwiedergabe geachtet. Kleinere Auslassungen und Tippfehler sind bei einer manuellen Eingabe von rund 9 Millionen Zeichen trotz aller Sorgfalt nicht ganz auszuschließen. Wem aber mit der raschen Auffindbarkeit von Personen, Orten, Sachbegriffen etc. gedient ist, ist eingeladen, sich dieser Ressource zu bedienen.

Der Autor ersucht lediglich um Einhaltung der üblichen Zitierungsusancen (siehe obenstehender Titel oder abgekürzt, z B. in Fußnoten Datum des zitierten Eintrages, bzw. bei Einträgen ohne Datum mit Band und pagina).


(†) Peter Prokop, Wien, im Februar 2016

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