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Lfd Nr Jahr Monat Tag Eintrag Namen Referenz
306 1798 6 9 Lange schlief ich nicht so wohl wie in der verflossenen Nacht. Früh um 6 h stand ich auf und arbeitete bis ½ 3 h, dann ging ich zur Frau Nannerl speisen. Um 7 h nach einem heftigen Donnerwetter fuhr ich selbst mit den Fuchsen des Gio in die Stadt, besuchte Kárner und begleitete ihn bis zum Roten Turm. Wir sprachen über seine künftige Bestimmung, er scheint sehr viel Lust zu haben, in Preßburg Stadtrichter zu werden. Nachher ging ich zur Gassmann und fand sie allein zu Hause; beide Mädchen waren bei Schmidtmayer. Ich schwätzte ein Weilchen mit der Mutter, dann ging ich, um meine liebe Therese zu sehen, auf die Kärntnerstraße, sah sie am Fenster und grüßte sie. Später ging ich zum Brandl, mit selbem zum Steindl und um 10 h nach Hause; es war angenehm kühl. Das Patent wegen der 30 fl. Aufschlag zu Banco-Obligationen und eine noch stärkere Rekrutierung macht alle bange; noch immer fürchterliche Aussichten ! Band 01 (I.), Seite 41r
307 1798 6 10 Ein angenehmer Morgen, den ich nützte, schon um 5 h aufstand und bis 8 h arbeitete. Dann ging ich den Umgang ansehen zur Muhme Reyher (?). Zum Mittagsmahl aufheitern nahm ich eine Bouteille Tokajer mit. Da fand ich Krupka (?), Guglbauer (?) und Zabisch (?), bis um 10 h meine Therese kam. Mit dieser unterhielt ich mich den ganzen Tag, bis sie nach Hause fahren und sich zur „Pietra simpatica“ umziehen musste. Therese ist vortrefflich und mit jedem Tage fühle ich mehr Neigung zu ihr. Wenn die Mutter nicht so unerträglich wäre und jeden frohen Augenblick verbitterte ! Ich, Krupka und Charles machten über das Lerchenfeld, Ottakring eine Promenade auf den Galitzinberg. Die schönen, großen Aussichten beschäftigten das Auge sehr angenehm. Der Tempel, die Ruinen, das Grab des Galitzin und einige Lustgebäude sind merkwürdige Plätze und gewähren vortreffliche, reizende Aussichten. Um ½ 9 h waren wir schon zurück, soupierten zusammen. Krupka (?) begleitete mich noch ein Stück Weges. Ich schlich nach Hause, gleich ins Bett und schlief sehr sanft. Band 01 (I.), Seite 41v
308 1798 6 11 Früh kamen Krupka und Charles, später Elsler; sie frühstückten und blieben bis nach 8 h. Ich arbeitete bis 2 h, dann erst speiste ich bei Frau Nannerl. Um 4 h ging ich zu Reyher (?), um da für den morgigen Vorabend des Antonsfestes eine Musik für Kutschersfeld zu bestellen; später zu v. Kárner, welchen ich nicht zu Hause fand. Dann zur Gassmann, welche aber ausgingen. Ich machte mit ihnen eine Promenade ins Bad, spazierte an der Donau, da kamen Fajt und Marton zu uns, endlich Nanette, welche bei der Reyher (?) war. Abends soupierte ich bei ihnen und um 10 h war ich schon bei ihnen (?). Band 01 (I.), Seite 41v
309 1798 6 12 Früh um 6 h kamen Krupka und Charles, um mich mit ihnen wegen der heutigen Nachtmusik zu verabreden; dann arbeitete ich bis 1 h Mittag. Nach Mittag wollte ich v. Kárner besuchen, fand ihn aber nicht zu Hause. Als ich zu Therese kam, schlief sie. Ich sprach mit der Mutter, dann mit Therese; später ging ich zu Salieri und gab zu seinem Namensfest ein Billett ab. Um ½ 6 h ging ich ins Wiedner Theater; es wurde zum ersten Mal „Das Labyrinth, oder der Kampf mit den Elementen“ gegeben, als 2. Teil der „Zauberflöte“, mit Musik von Winter. Die Oper gefiel durchgehends und allgemein. Im Theater sprach ich mit Mericzay, Therese Siess, Fajt und Kutschersfeld, mit dem ich nach der Oper nach Hause eilte. Nach dem Theater ging ich mit Tonerl nach Hause, wo schon die ganze Musik in meinem Quartier wartete. Kutschersfeld war sehr überrascht, freute sich außerordentlich und kam später sogar selbst in den Hof. Die Musik dauerte bis ½ 12 h, dann trank die Gesellschaft bei mir Ofner und weißen Wein und Slivovitza; gut benebelt gingen sie. Charles schlief bei mir, Obermayer besuchte mich auch und hörte bei mir die Musik. Band 01 (I.), Seite 41v
310 1798 6 13 Um 8 h stand ich auf. Tonerl frühstückte mit Charles bei mir; dann arbeitete ich bis 2 h mittags und beförderte meine Rechnung für Mai. Therese hätte ich mir gestern zu der Musik gewunschen, es würde mich außerordentlich gefreut haben, sie bei mir zu haben. Mittags aßen v. Kárner und ich beim Stallmeister, waren munter und tischelten bis 5 h. Kutschersfeld und ich gingen in die Stadt, ich zum Klimbke, von da zu Therese, welche sich zur „Molinara“ anzog. Sie war über mein langes Ausbleiben böse; dann betrug sich die Mutter wieder unausstehlich. Sie spähte und horchte nach jeder Miene, jedem Laut und machte sich mir ganz verächtlich. Von Therese weg begegnete ich v. Genzinger (?), mit diesem fuhr ich ins Wiedner Theater zum „Labyrinth“, wo ich mit Kutschersfeld in der Loge war. Später schlich ich noch auf dem Parterre herum, kam mit Weidmann und Lippert zusammen, schwätzte und ging mit ihnen in die Stadt und gleich nach Hause. Heute kam von Eisenstadt ein chinesisches Feuerwerk an. Band 01 (I.), Seite 41v
Peter Prokop: Die Tagebücher des Joseph Carl Rosenbaum (ÖNB SN 194- 204) - eine Arbeitstransskription.

Die nachstehende Arbeitstransskription der in der Österreichischen Nationalbibliothek (Sammlung von Handschriften und Alten Drucken) in 11 Manuskriptbänden aufbewahrten Tagebücher des gräflich Esterházyschen Sekretärs Joseph Carl Rosenbaum (1757-1829) wurde vom Autor ursprünglich für private Zwecke als Findhilfe für architekturgeschichtliche Recherchen angefertigt, um das digitale Auffinden von Personen und Zusammenhängen zu erleichtern, die im Zusammenhang mit der Arbeit am „Architektenlexikon Wien 1770-1945“ relevant wurden. Es handelt sich demnach lediglich um eine Findhilfe, keineswegs aber um eine wissenschaftlichen Ansprüchen genügende Edition. Diesem Primärzweck entsprechend, weicht die Transskription vom Originaltext in folgenden Details ab:

  • Rosenbaums biedermeierliche Schreibweise wurde modernisiert, seine Syntax jedoch weitgehend beibehalten; seine nicht immer eindeutige Interpunktation (mittels Bindestrichen) jedoch durch die heute gebräuchliche ersetzt.
  • Innerhalb der einzelnen Tageseintragungen wurden die gelegentlich vorkommenden Wiederholungen ein und desselben Sachverhaltes zusammengezogen.
  • Die von Rosenbaum ausgeschriebenen Wochentagsnamen wurden weggelassen, da mit dem Datum des jeweiligen Tageseintrags redundant. Dieses wurde im Format Jahr / Monat / Tag wiedergegeben. Die Bezeichnungen von Feiertagen wurden beibehalten. •Die ab etwa 1816 stereotyp wiederkehrenden Notizen zum täglichen Wetter und zum jeweiligen Programm der Hoftheater und des Theaters an der Wien wurden an den Beginn des jeweiligen Tageseintrages gerückt.
  • Bei Personennamen, deren Schreibweise bei Rosenbaum nicht selten variiert, wurde eine einheitliche und möglichst dokumentarisch belegte Schreibweise angewendet.
  • Fragliche Lesungen von Personen-, Ortsnamen u. dgl. wurden durch nachgestellte Fragezeichen (?) gekennzeichnet, Rosenbaumsche Abkürzungen entweder ausgeschrieben oder ihre wahrscheinliche Ergänzung in eckige Klammern gesetzt. Abgesehen davon wurde auf möglichste inhaltliche Vollständigkeit der Textwiedergabe geachtet. Kleinere Auslassungen und Tippfehler sind bei einer manuellen Eingabe von rund 9 Millionen Zeichen trotz aller Sorgfalt nicht ganz auszuschließen. Wem aber mit der raschen Auffindbarkeit von Personen, Orten, Sachbegriffen etc. gedient ist, ist eingeladen, sich dieser Ressource zu bedienen.

Der Autor ersucht lediglich um Einhaltung der üblichen Zitierungsusancen (siehe obenstehender Titel oder abgekürzt, z B. in Fußnoten Datum des zitierten Eintrages, bzw. bei Einträgen ohne Datum mit Band und pagina).


(†) Peter Prokop, Wien, im Februar 2016

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