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Lfd Nr Jahr Monat Tag Eintrag Namen Referenz
316 1798 6 19 Früh um 6 h machte ich mich zur Arbeit und arbeitete bis 10 h, dann ritt ich mit Kutschersfeld durch die Alstergassen, Roßau, dann Josephstadt bei der Muhme Reyher (?) vorbei, mit welcher ich sprach. Später kam Stroh und vereitelte meinen ganzen Plan; ich blieb beim Abliefern. Um 5 h besuchte ich Theresen; bei ihr fand ich eine Frau v. Klob, eine sehr artige, liebreiche Frau; ging ins Burgtheater, wo man „Leichten Sinn“ von Iffland gab. Im Theater sprach ich Klimbke, Senestri und Andreaczy; da wurde beschlossen, morgen in die Brühl zu fahren. Lange konnte ich mich nicht entschließen, dann sagte ich doch zu. Im Lustspiel wurde ich mittelmäßig unterhalten; am Ende gefielen mir besonders die 3 Buben des Kommerzienrats Bollmann, in welchen ich ganz die jüngeren Erzherzoge erkannte. Nach dem Theater soupierten Fajt, Hoffmann und ich im Michaeler Bierhaus, schwätzten über unsere traurige Lage und trollten uns nach Hause. Band 01 (I.), Seite 42v
317 1798 6 20 Ein schöner, heiterer Morgen. Nach 4 h stand ich auf und war mit dem Schlag ½ 6 h beim Senestri. Erst um 7 h wurde über den Schellenhof, Brunn, Enzersdorf in die Brühl gefahren. Ich war von der romantisch schönen Gegend sehr entzückt. Wir besuchten das Landhaus des Hebenstreit, welcher zum Vergnügen des Publikums und Vereinigung der vorderen mit der hinteren Brühl den Felsen sprengen und einen Weg bahnen ließ; den Banitza; den Garten, Wald und Haus des Malers Casanova und verschiedene schöne Plätze. Bei der Bäuerin Gradwohlin tranken wir vortreffliches Obers und beim Steyger(?)wirt zu den 2 Raben aßen wir zu Mittag recht geschmackvoll. Um 5 h fuhren wir noch nach Laxenburg und bei des Klimsch Haus vorbei, wo die Siccartischen waren. In Laxenburg gingen wir zu Kollmanns Schwester Louise, wo sein Bruder, der Doktor, dann seine Schwester samt dem Mann Hambucher (?) waren. Später besuchten wir den Garten, sahen das Fischerdörfchen an, das Ringelspiel, die Eremitage, wo die Aufschrift ist: „Mensch, König der Erde, Meisterstück der Schöpfung: Von Gottes Hauch beseelt, fühle deine hohe Bestimmung !“, das Ringelspiel, den Rosenberg, das Vogelschießen und noch mehr andere schöne Partien Nach 8 h empfahlen wir uns und fuhren nach Wien. Senestri begleitete mich noch bis zum Tor; da fing es zu regnen an und ich kam ganz durchnässt nach Hause. Band 01 (I.), Seite 42v
318 1798 6 21 Ein regnerischer, trüber Morgen. Um 6 h stand ich auf und arbeitete bis 2 h nach Mittag. Beim Brandl speiste ich und sprach da die Amalie, welche ich nach Tisch besuchte. Von da ging ich zu Therese, wo ich wegen meines Ausbleibens mit scheelem Gesicht empfangen wurde. Frau Mutter sah mich auch nicht so günstig an; da ich’s aber schon gewohnt bin, machte ich mir aus dem nichts. Abends ging ich ins Burgtheater, „Der Oberamtmann und die Soldaten“ von Stephanie; das Stück unterhielt mich mittelmäßig. Nach dem Theater regnete es heftig; ich soupierte mit Giáy beim Lamm und kam dann im größten Regen nach Hause. Band 01 (I.), Seite 43r
319 1798 6 22 So trübe und traurig wie gestern. Ich war auch sehr missmutig; bange Aussichten in die Zukunft, Betrug unserer Leute von allen Seiten, dann der Gedanke, dass ich auch mit allem Fleiße und Anstrengung meinen Zweck erreichen kann, machten mich missmutig. Ich arbeitete bis 2 h; der junge Brandl Vinzenz war mein Gast bei der Frau Nannerl. Nach Tische besuchte ich Therese, ging auf die Landstraße zu Siess, welchen ich nicht zu Hause fand, dann in den Garten, wo ich den Franz Bedl (?) antraf. Mit selbem in die Stadt und ins Theater zum „Hausarzt“; über Weidmanns komisches Spiel musste ich herzlich lachen. Wir klatschten ihn auch aus dem Theater heraus. Therese begleitete ich nach Hause und tat ein Gleiches. Band 01 (I.), Seite 43r
320 1798 6 23 Ein windiger, kühler Tag. Um 7 h ritten Joël, Mauthner (?) und ich in den Prater, dann auf die Stadt. Um ½ 9 h war ich zu Hause und arbeitete bis 2 h Mittag, speiste beim Brandl. Nach Tisch ging ich ins Majoratshaus, wegen Geschäften, dann zum Seiler, zum Jahn wegen Pferde-Lizitationszetteln, zur Senestri, ihrem Mann zu gratulieren zum Johannsfeste. Da lernte ich die Kollmann, ihre Mutter kennen und wurde engagiert, das morgige Johannsfest in St. Veit zu feiern, lehnte aber in guter Art ab. Ging zu Therese, wo Pasqua war. Da blieb ich bis ½ 7 h und unterhielt mich mit der Mutter und Therese; ging dann zum Marinelli in die „Wilden“, eine Oper von Dalayrac; eine gewisse Dem. Dossart (?) sang als Prosper und gefiel trotz der Komplotte, die man gegen sie anzettelte. Heute erhielt ich meine Schatulle in Silber, wofür ich 24 fl. zahlte. Band 01 (I.), Seite 43r
Peter Prokop: Die Tagebücher des Joseph Carl Rosenbaum (ÖNB SN 194- 204) - eine Arbeitstransskription.

Die nachstehende Arbeitstransskription der in der Österreichischen Nationalbibliothek (Sammlung von Handschriften und Alten Drucken) in 11 Manuskriptbänden aufbewahrten Tagebücher des gräflich Esterházyschen Sekretärs Joseph Carl Rosenbaum (1757-1829) wurde vom Autor ursprünglich für private Zwecke als Findhilfe für architekturgeschichtliche Recherchen angefertigt, um das digitale Auffinden von Personen und Zusammenhängen zu erleichtern, die im Zusammenhang mit der Arbeit am „Architektenlexikon Wien 1770-1945“ relevant wurden. Es handelt sich demnach lediglich um eine Findhilfe, keineswegs aber um eine wissenschaftlichen Ansprüchen genügende Edition. Diesem Primärzweck entsprechend, weicht die Transskription vom Originaltext in folgenden Details ab:

  • Rosenbaums biedermeierliche Schreibweise wurde modernisiert, seine Syntax jedoch weitgehend beibehalten; seine nicht immer eindeutige Interpunktation (mittels Bindestrichen) jedoch durch die heute gebräuchliche ersetzt.
  • Innerhalb der einzelnen Tageseintragungen wurden die gelegentlich vorkommenden Wiederholungen ein und desselben Sachverhaltes zusammengezogen.
  • Die von Rosenbaum ausgeschriebenen Wochentagsnamen wurden weggelassen, da mit dem Datum des jeweiligen Tageseintrags redundant. Dieses wurde im Format Jahr / Monat / Tag wiedergegeben. Die Bezeichnungen von Feiertagen wurden beibehalten. •Die ab etwa 1816 stereotyp wiederkehrenden Notizen zum täglichen Wetter und zum jeweiligen Programm der Hoftheater und des Theaters an der Wien wurden an den Beginn des jeweiligen Tageseintrages gerückt.
  • Bei Personennamen, deren Schreibweise bei Rosenbaum nicht selten variiert, wurde eine einheitliche und möglichst dokumentarisch belegte Schreibweise angewendet.
  • Fragliche Lesungen von Personen-, Ortsnamen u. dgl. wurden durch nachgestellte Fragezeichen (?) gekennzeichnet, Rosenbaumsche Abkürzungen entweder ausgeschrieben oder ihre wahrscheinliche Ergänzung in eckige Klammern gesetzt. Abgesehen davon wurde auf möglichste inhaltliche Vollständigkeit der Textwiedergabe geachtet. Kleinere Auslassungen und Tippfehler sind bei einer manuellen Eingabe von rund 9 Millionen Zeichen trotz aller Sorgfalt nicht ganz auszuschließen. Wem aber mit der raschen Auffindbarkeit von Personen, Orten, Sachbegriffen etc. gedient ist, ist eingeladen, sich dieser Ressource zu bedienen.

Der Autor ersucht lediglich um Einhaltung der üblichen Zitierungsusancen (siehe obenstehender Titel oder abgekürzt, z B. in Fußnoten Datum des zitierten Eintrages, bzw. bei Einträgen ohne Datum mit Band und pagina).


(†) Peter Prokop, Wien, im Februar 2016

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