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Lfd Nr Jahr Monat Tag Eintrag Namen Referenz
336 1798 7 9 Um 5 h stand ich auf und arbeitete, aber mit welchem Mut, das kann sich jeder leicht denken, und jener am besten, der in einer ähnlichen Lage war. Um 9 h besuchten mich Senestri, Kollmann und Klimbke, dann kam auch die Ruschitzka. Wir sahen im Hause alles an, um 10 h fuhren wir zusammen in die Stadt; ich ging zu Stadler (?) in die Schlange (?). Mittags aßen wir zusammen in der Ungarischen Krone. Auf dem Graben begegnete uns Sophie mit der wunderlichen Tante; wir begleiteten sie ins Gasthaus zur Schwann und versprachen, sie abends in den Garten auf die Landstraße zu führen, welches wir auch treulich hielten. Nach Tische besuchten wir den Hofsekretär Palocsay, erwarteten da den Bruder samt Sophie und der Tante von Ödenburg. Als sie ankamen, empfahl ich mich und ging zu Therese, die heute in „Un passo“ spielen musste. Um 6 h ging ich zur Bastei, später zu Klimbke mit Andreaczy und wir fuhren alle zusammen in den Garten auf der Landstraße; der Abend war windig, regnerisch und im Garten war es kein Vergnügen. In meiner Seele war es auch so stürmisch, dass ich von nichts warmen Anteil nehmen konnte. Wir retirierten uns bald vom Garten in die Zimmer und fuhren dann nach Hause. Klimbke, Senestri und ich soupierten im Seitzerhof und um 10 h ging jeder nach Hause. Band 01 (I.), Seite 45r
337 1798 7 10 Ein schöner, heiterer Morgen. Ich hatte eine düstere, schreckliche Nacht; der mögliche Verlust von Therese, meine Bestimmung nach Eisenstadt, verbunden mit allen Qualen eines unzufriedenen Lebens, brachten mich bald zur Verzweiflung. Ich arbeitete bis 9 h und ging zum Grafen Carl, suchte ihn dreimal vergebens. Später besuchte ich v. Kárner, der gestern von Preßburg kam, fuhr mit ihm in den Prater, speisten da in Gesellschaft Amaliens und der Brandlischen und feierten Amaliens Namensfest. Zum Salieri und Weidmann ging ich ebenfalls und fand niemanden. Nach 4 h fuhren v. Kárner und ich in die Stadt, v. Kárner zu Sophie, ich zu Theresen. Abends gab man mit mozartischer Musik zum ersten Mal „Die Hochzeit des Figaro“ deutsch. Zu meinem Vergnügen gefiel die Oper allgemein und wurden am Ende alle herausgeklatscht. Nach dem Theater gingen Tonerl und ich nach Hause. Band 01 (I.), Seite 45r
338 1798 7 11 Ein sehr merkwürdiger Tag. Früh um 8 h ging ich zum Grafen Carl und war länger als eine Stunde bei ihm. Es gelang mir, sein Herz zu rühren, und versprach mir, zu meiner sicheren Existenz und zu meinem Hierbleiben sich zu verwenden. Nachher ging ich zu Therese, teilte ihr meine Freude mit und sagte ich der Mutter, dass sie den Grafen besuchen möchte, setzte ihr auch ein Billett an selben auf. Später ging ich zum Fürsten auf die Landstraße. Speiste bei Therese, heute gab es einen frohen Tag. Nachher besuchte ich v. Kárner bei Steindl und ging mit ihm Tücheln kaufen für die Sepherl der Gassmann, dann für unsere Dienstmägde. Abends ging ich ins Burgtheater, man gab den 3. Akt der „Doppelten Erkenntnis“ und das Ballett „Hamlet“. Nach der Oper kam Therese und Nina auf das Parterre, wir schwätzten zusammen und Therese teilte mir ihre Furcht in Bezug auf den wandelbaren Charakter des Grafen Carl mit. Zu meiner Beruhigung will ich es nicht glauben. Nach dem Theater gingen Klimbke und ich zu Taroni, aßen Gefrorenes und jeder ging nach Hause. Obermayer begleitete mich bis zum Schottentor. Band 01 (I.), Seite 45r
339 1798 7 12 Der Tag meiner Abreise nach Eisenstadt. Früh um 6 h stand ich auf; einmal hatte ich seit langer Zeit eine ruhige Nacht. Ich packte meine Kleinigkeiten zusammen und fuhr mit Kutschersfeld morgens in den Augarten zur Musik, frühstückte da, sprach mit Klimbke, dem Bruder des Peresutti (?), dem jungen Mayer, Wisenfeld, v. Kárner und mehr anderen. Nach der Musik ging ich spazieren, dann nach Hause, arbeitete bis 12 h, dann in die Stadt zu Klimbke, mich zu beurlauben. Ich begegnete v. Kárner, beurlaubte mich von selbem, ging zu Therese und speiste da. Ich unterhielt mich mit Therese, sprach von unserer Liebe, unserem Glück, um ½ 5 h nahm ich Abschied, bat die Mutter dringend, morgen beim Grafen Carl alles zu versuchen, was das Glück unserer Bestimmung fördern kann. Eilte nach Hause; um ½ 6 h fuhren Kutschersfeld und ich vom Roten Hause weg und kamen um ½ 10 h an. Ich fing an auszupakken, alles zu ordnen und arbeitete bis 12 h nachts. Band 01 (I.), Seite 45r
340 1798 7 13 In Eisenstadt. Früh um 6 h stand ich auf, zahlte einige Leute, besuchte meine liebe Mutter. Der Empfang war recht herzlich. Ich gab meiner Mutter und Schwester den gestickten Musselin, Handschuhe, Strickkörbl und dergleichen und freute mich, dass ihnen alles so gut gefiel. Mittags aß ich bei meiner Mutter und fand da den Boitel, Wolf und Geyersperg als Kostgeher; nachher ging ich zum Stessel und Pointner und sagte ihnen einen freundlichen Willkomm. Alle Postgelder fing ich zu zahlen an und arbeitete bis nach 8 h. Theresen schrieb ich ein Briefchen und freute mich, Gelegenheit dazu zu haben. Csekonics machte ich auch einen Besuch; sie staunte mich zu sehen. Abends war ich beim Stallmeister. Um 10 h besuchte ich Hoffmann, dann legte ich mich schlafen und schlief recht gut. Band 01 (I.), Seite 45v
Peter Prokop: Die Tagebücher des Joseph Carl Rosenbaum (ÖNB SN 194- 204) - eine Arbeitstransskription.

Die nachstehende Arbeitstransskription der in der Österreichischen Nationalbibliothek (Sammlung von Handschriften und Alten Drucken) in 11 Manuskriptbänden aufbewahrten Tagebücher des gräflich Esterházyschen Sekretärs Joseph Carl Rosenbaum (1757-1829) wurde vom Autor ursprünglich für private Zwecke als Findhilfe für architekturgeschichtliche Recherchen angefertigt, um das digitale Auffinden von Personen und Zusammenhängen zu erleichtern, die im Zusammenhang mit der Arbeit am „Architektenlexikon Wien 1770-1945“ relevant wurden. Es handelt sich demnach lediglich um eine Findhilfe, keineswegs aber um eine wissenschaftlichen Ansprüchen genügende Edition. Diesem Primärzweck entsprechend, weicht die Transskription vom Originaltext in folgenden Details ab:

  • Rosenbaums biedermeierliche Schreibweise wurde modernisiert, seine Syntax jedoch weitgehend beibehalten; seine nicht immer eindeutige Interpunktation (mittels Bindestrichen) jedoch durch die heute gebräuchliche ersetzt.
  • Innerhalb der einzelnen Tageseintragungen wurden die gelegentlich vorkommenden Wiederholungen ein und desselben Sachverhaltes zusammengezogen.
  • Die von Rosenbaum ausgeschriebenen Wochentagsnamen wurden weggelassen, da mit dem Datum des jeweiligen Tageseintrags redundant. Dieses wurde im Format Jahr / Monat / Tag wiedergegeben. Die Bezeichnungen von Feiertagen wurden beibehalten. •Die ab etwa 1816 stereotyp wiederkehrenden Notizen zum täglichen Wetter und zum jeweiligen Programm der Hoftheater und des Theaters an der Wien wurden an den Beginn des jeweiligen Tageseintrages gerückt.
  • Bei Personennamen, deren Schreibweise bei Rosenbaum nicht selten variiert, wurde eine einheitliche und möglichst dokumentarisch belegte Schreibweise angewendet.
  • Fragliche Lesungen von Personen-, Ortsnamen u. dgl. wurden durch nachgestellte Fragezeichen (?) gekennzeichnet, Rosenbaumsche Abkürzungen entweder ausgeschrieben oder ihre wahrscheinliche Ergänzung in eckige Klammern gesetzt. Abgesehen davon wurde auf möglichste inhaltliche Vollständigkeit der Textwiedergabe geachtet. Kleinere Auslassungen und Tippfehler sind bei einer manuellen Eingabe von rund 9 Millionen Zeichen trotz aller Sorgfalt nicht ganz auszuschließen. Wem aber mit der raschen Auffindbarkeit von Personen, Orten, Sachbegriffen etc. gedient ist, ist eingeladen, sich dieser Ressource zu bedienen.

Der Autor ersucht lediglich um Einhaltung der üblichen Zitierungsusancen (siehe obenstehender Titel oder abgekürzt, z B. in Fußnoten Datum des zitierten Eintrages, bzw. bei Einträgen ohne Datum mit Band und pagina).


(†) Peter Prokop, Wien, im Februar 2016

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