Sprung zur TabelleSprung zum MenüSprung zur SucheHotkey Referenz
Anzeige von 261 - 265 aus 11858
Sortiere nach 
Lfd Nr Jahr Monat Tag Eintrag Namen Referenz
261 1798 4 25 Früh stand ich um 6 h auf, arbeitete bis 12 h und fuhr dann zu v. Kárner in die Stadt. Ich erfuhr nichts Neues; Kárner ritt in den Prater speisen, und ich ging zu Gassmann speisen. Therese kam mir entgegen, empfing mich mit Küssen; alles freute sich, mich zu sehen. Nach Tisch kam die Muhme Reyher (?), schwätzte auch mit uns. Ich blieb bis 6 h abends, ging dann zu Klimbke und erfuhr, dass das so sehnlich erwartete Theaterjournal nicht herauskommt; das verdross mich sehr. Klimbke begleitete mich ein Weilchen; ich gab ihm das Schauspiel zurück, welches mir nicht gefallen wollte und ging nach Hause. Heyssan kam zu mir, brachte mir 6 Bouteillen Tokajer, die ich mit 7 fl. 20 x zahlte. Trank Suppe und Gerstenschleim und legte mich um ½ 10 h ins Bett. Band 01 (I.), Seite 34r
262 1798 4 26 Ein kalter, windiger, regnerischer Tag, der mir sehr unangenehm ist. Ich schlief die Nacht recht gut, fühlte mich gestärkt und fing um 6 h schon zu arbeiten an. Charles besuchte mich ein Weilchen, ging aber schon um 8 h zu Hause. Um 1 h ging ich zu v. Kárner fand ihn im Bette, die rechte Seite seines Gesichts zerschlagen, weil er tags zuvor im Wagen im Prater umgeworfen. Ich erschrak nicht wenig, denn gerade jetzt ist er am notwendigsten an der Seite des Fürsten, und muss liegen ! Der Kontrakt des Grafen, das Bleiben des Siess machten mich vollends missmutig; es ist nichts Gutes zu hoffen, man soll sein Leben hassen ! Bei Therese speiste ich. Von meinem Unmut ließ ich nichts als so viel in Bezug auf Kárners Unglück merken; blieb bis nach 6 h, ging ins Kärntnertor-Theater, wo man die Oper von Paër „Intrighi amorosi“ zum ersten Mal gab und seine Frau Francesca Riccardi zum ersten Mal auftrat. Sie gefiel allgemein, nur merkte man an, ihre Stimme sei nicht ganz rein, und manche Töne hat sie, die nicht angenehm waren. Nach dem Theater trollte ich mich nach Hause. Band 01 (I.), Seite 34r
263 1798 4 27 Früh um 6 h stand ich auf, arbeitete, ging um 9 h zum Fürsten, wartete bis 11 h, dann kam Hochderselbe. Ich referierte, und als es ihm zu lange dauerte, befahl er mir, es wegzulegen. Er wird es schon expedieren, sagte ich mir und ging zu v. Kárner, wo ich den Rosenberger (?) antraf, der mir schon einen Besuch machte. Ich blieb bis 1 h, dann ging ich zur Gassmann speisen. Therese war noch bei der Probe, ich unterhielt mich mit Nina und der Mutter. Abends ging ich in das Konzert der Mozart, das ziemlich voll war. Sie gab „Clemenza di Tito“, sang selbst, dann Therese, Perschl (?), Umlauf, Stengel und Rathmayer. Clementi spielte ein Violinkonzert und spielte schön. Therese sang trotz ihres Katarrhs artig und gefiel allgemein. Ich hätte sie so gerne geküsst und ihr für das Vergnügen gedankt, welches uns ihr schöner Gesang bereitete; ich will es morgen tun. Ich unterhielt mich im Theater mit Nina, mit Agnes und Klimbke; letzterer begleitete mich bis zur Johann-Kapelle nach Hause. Band 01 (I.), Seite 34r
264 1798 4 28 Früh stand ich um 6 h auf und arbeitete. Ich bin heute sehr missmutig; tausend Gedanken, die gewisse Aussicht, dass es mit uns immer schlimmer wird, dann das Ungewisse meines Schicksals, meine Liebe zu Therese, all dieses quälen mich sehr und machen mich traurig. Ich war zu Hause bis nach 1 h, dann besuchte ich v. Kárner, erfuhr von selbem mit Gewissheit, dass Siess nicht nach Pest gehe und dass man sagt, der Graf werde das Hauswesen übernehmen; ein neuer Schlag ! Später ging ich zu Therese speisen. Wir waren nicht gut gestimmt und klagten eines dem anderen. Abends ging ich zu v. Kárner, schwätzte mit ihm ein Weilchen, besuchte dann im Kärntnertor-Theater das Paukenkonzert, das ein gewisser Rath (?) aus Nürnberg spielte, der im Schlagen schrecklich viel Luftstreiche, Wendungen und Harlekinaden machte. Dann schlug er auf 16 Pauken Regimentsschläge, welche aber den gehofften großen Lärm nicht machten. Er war angezogen wie ein Luftspringer, Scharlach mit Gold, und benahm sich auch so. Am Ende kam Klimbke hinein. Er begleitete mich nach Hause. Wir tranken Tokajer und dann wünschten wir uns gute Nacht. Band 01 (I.), Seite 34v
265 1798 4 29 Ein trüber, kühler Tag, ganz um den düstern Menschen noch mehr umzustimmen. Vor 6 h stand ich auf, arbeitete, ging um 9 h zum Fürsten in die Stadt und blieb bis 11 h. Dann besuchte ich v. Kárner, wo ich Klimbke und den Tuchfabrikanten Moro fand. Ich blieb bis nach 12 h, ging ein Weilchen spazieren auf den Kohlmarkt und Graben, dann zu Gassmann speisen. Nach Tische gingen wir in den Schwarzenbergischen Garten und blieben bis nach 5 h. Therese und ich schwätzten im Garten. Uns war so wohl, einen Augenblick allein zu sein. Das Mädchen ist so gut, täglich schätze ich sie mehr. Ihre Schwachheit an Eifersucht und ein gewisser Grad an Verzärtelung abgerechnet, wird sie gewiss das beste Weib. Als wir uns beim Kärntnertor trennten, ging ich ins Nationaltheater, wo man das „Porträt der Mutter“ gab und Bernardi als Hofrat, Bandini als Buchhalter auftrat; ersterer gefiel, letzterer missfiel ganz. Therese versprach, ins Theater zu kommen, kam aber nicht; das verdross mich sehr und machte mich für den ganzen Abend missmutig. Im Theater schwätzte ich mit dem Weidmann, dem Klimbke, Fritsch (?) und Peresutti; nach dem Theater trollte ich mich gleich nach Hause und ins Bett. Band 01 (I.), Seite 34v
Peter Prokop: Die Tagebücher des Joseph Carl Rosenbaum (ÖNB SN 194- 204) - eine Arbeitstransskription.

Die nachstehende Arbeitstransskription der in der Österreichischen Nationalbibliothek (Sammlung von Handschriften und Alten Drucken) in 11 Manuskriptbänden aufbewahrten Tagebücher des gräflich Esterházyschen Sekretärs Joseph Carl Rosenbaum (1757-1829) wurde vom Autor ursprünglich für private Zwecke als Findhilfe für architekturgeschichtliche Recherchen angefertigt, um das digitale Auffinden von Personen und Zusammenhängen zu erleichtern, die im Zusammenhang mit der Arbeit am „Architektenlexikon Wien 1770-1945“ relevant wurden. Es handelt sich demnach lediglich um eine Findhilfe, keineswegs aber um eine wissenschaftlichen Ansprüchen genügende Edition. Diesem Primärzweck entsprechend, weicht die Transskription vom Originaltext in folgenden Details ab:

  • Rosenbaums biedermeierliche Schreibweise wurde modernisiert, seine Syntax jedoch weitgehend beibehalten; seine nicht immer eindeutige Interpunktation (mittels Bindestrichen) jedoch durch die heute gebräuchliche ersetzt.
  • Innerhalb der einzelnen Tageseintragungen wurden die gelegentlich vorkommenden Wiederholungen ein und desselben Sachverhaltes zusammengezogen.
  • Die von Rosenbaum ausgeschriebenen Wochentagsnamen wurden weggelassen, da mit dem Datum des jeweiligen Tageseintrags redundant. Dieses wurde im Format Jahr / Monat / Tag wiedergegeben. Die Bezeichnungen von Feiertagen wurden beibehalten. •Die ab etwa 1816 stereotyp wiederkehrenden Notizen zum täglichen Wetter und zum jeweiligen Programm der Hoftheater und des Theaters an der Wien wurden an den Beginn des jeweiligen Tageseintrages gerückt.
  • Bei Personennamen, deren Schreibweise bei Rosenbaum nicht selten variiert, wurde eine einheitliche und möglichst dokumentarisch belegte Schreibweise angewendet.
  • Fragliche Lesungen von Personen-, Ortsnamen u. dgl. wurden durch nachgestellte Fragezeichen (?) gekennzeichnet, Rosenbaumsche Abkürzungen entweder ausgeschrieben oder ihre wahrscheinliche Ergänzung in eckige Klammern gesetzt. Abgesehen davon wurde auf möglichste inhaltliche Vollständigkeit der Textwiedergabe geachtet. Kleinere Auslassungen und Tippfehler sind bei einer manuellen Eingabe von rund 9 Millionen Zeichen trotz aller Sorgfalt nicht ganz auszuschließen. Wem aber mit der raschen Auffindbarkeit von Personen, Orten, Sachbegriffen etc. gedient ist, ist eingeladen, sich dieser Ressource zu bedienen.

Der Autor ersucht lediglich um Einhaltung der üblichen Zitierungsusancen (siehe obenstehender Titel oder abgekürzt, z B. in Fußnoten Datum des zitierten Eintrages, bzw. bei Einträgen ohne Datum mit Band und pagina).


(†) Peter Prokop, Wien, im Februar 2016

Copyright © 2024 Heraldisch-Genealogische Gesellschaft "ADLER", Wien. All Rights Reserved. Austria-1095 Wien, Postfach 7, Universitätsstraße 6/9b