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Lfd Nr Jahr Monat Tag Eintrag Namen Referenz
291 1798 5 25 Ich stand sehr früh auf und arbeitete bis 9 h, als ich zum Fürsten unterschreiben ging. Ich fand da einige entlassene Stallleute, welche den Stallmeister wegen Vorenthaltung der Trinkgelder verklagten. Als ich vom Fürsten kam, arbeitete ich bis 3 h, dann erst speiste ich beim Steindl. Brandl war auch mit, v. Kárner hielt nicht Wort und war vermutlich Gast; ich sah ihn den ganzen Tag [nicht?]. Nach Tisch tranken wir im National-Kaffeehause Kaffee, spielten Billard; ich spielte den Tauben (?), das gab viel Spaß. Später besuchte ich Therese, da gab es mit der Mutter neuen Verdruss. Im Burgtheater gab man den „Edelknaben“, welchen Wilhelmine Stephanie recht artig spielte. Therese war, auch Nina; nach dem Lustspiel gingen sie, ich blieb im Ballett „Cora“. Als ich nach Hause ging, regnete es fürchterlich. Band 01 (I.), Seite 39r
292 1798 5 26 Nach 5 h weckte mich der Stallmeister und bat mich, ihm seine Entschuldigung wegen Klagen der Stallleute zu machen, welches ich gerne tat; dann arbeitete ich bis 2 h Mittag recht fleißig. Beim Steindl aß ich mit v. Kárner und Brandl; wir waren ziemlich guten Muts und freuten uns, zusammen zu sein. Beim Brandl kaufte ich um 4 fl. ein niedliches Etui von Silber, dessen Silberwert mehr ausmachte; gab selbes wegen einer kleinen Reparation dem Freund Seiler und bat ihn, diese Mühe auf sich zu nehmen. Therese besuchte ich auf eine halbe Stunde und freute mich, das liebe Mädchen zu sehen. Sie spielte in „Pietra simpatica“ und ich ging zu Klimbke und mit selbem ins Theaterlaboratorium. Abends besuchte ich Brandl und soupierte da mit Amalie. Band 01 (I.), Seite 39r
293 1798 5 27 Ein kalter, unangenehmer Tag mit stetem Regen; ein garstiger Strich durch unsere schöne Rechnung. Ich arbeitete zu Hause von 6 bis 10 h. Dann fuhr ich in die Stadt zu Therese und mit selber ins Invalidenhaus, wo sie in einem feierlichen Amt in der Johanniskirche eine Motette sang; das Amt dauerte bis ½ 1 h. Nach Mittag fuhren wir zur Muhme Reyher (?), waren froh, gingen dann mit dem Vetter spazieren über die Linie nach Hernals durch die Felder. Der Vetter ging mit Nina, ich mit Therese und Charles allein. Es war ein angenehmer Spaziergang; der Horizont heiterte sich auf einige Stunden auf und Therese und ich unterhielten uns vortrefflich von unserem künftigen, leider so fernen Glück. Therese ist so gut und ich liebe sie mit jedem Tage mehr. Um 6 h wohnten wir dem Segen bei den Piaristen bei. Die Mutter war bei unserer Rückkunft nicht wohl und so wurde nach 7 h nach Hause gegangen. Ich soupierte da und war bis 10 h schon in meinem Zimmer. Nachts gab es ein heftiges Donnerwetter Band 01 (I.), Seite 39v
294 1798 5 28 Ein angenehmer Morgen. Früh weckte mich der Stallmeister, er erzählte mir, dass er wegen Fourage zum Siess gerufen wurde und man da sagte: „Eben geht der Rosenbaum mit der Gassmannischen im Garten vorbei !“ Auch über Kárner zog man los, eine evidente Lüge; was die Leute noch alles aussinnen werden ! Ich bin sehr traurig, düster und in hohem Grade meines Lebens satt. Es ist so wenig Hoffnung eines Besseren und man fühlt schon so viele Qualen Um 8 h ging ich zum Fürsten, dann zu Kárner und blieb bei selbem bis 10 h, als selber sich von der Fürstin beurlauben ging. Klimbke und Senestri fand ich auf der Straße. Ich schwätzte ein Weilchen mit ihnen, dann mit Walther, Fuchs und Giáy. Mittags aß ich bei Theresen. Das Diner war sehr traurig, Therese weinte den ganzen Tag. Auch sie foltert das Ungewisse unseres Schicksals und die Furcht einer Trennung. Nach Tische gingen wir zum Schanzel, fuhren über die Donau und dann in den Augarten, da blieben wir bis 6 h. Im Rückwege sahen wir ein Floß landen mit Ordensgeistlichen und Nonnen, welche sich aus der Schweiz flüchteten und nach Russland ziehen. Um 7 h waren wir zu Hause, soupierten gleich, und um 9 h schlich ich bei dem herrlichsten, angenehmsten Abend nach Hause. Band 01 (I.), Seite 39v
295 1798 5 29 Ein heiterer, angenehmer Morgen. Ich arbeitete aber mit viel Unruhe. Später ging ich zum Fürsten unterschreiben; dieser erhielt Besuch vom englischen Prinzen August. Mittags aß ich beim Brandl, nach Tische besuchte ich Therese. Ich fand alles so traurig, Therese weinend. Ich blieb da bis zur Theaterzeit, dann sah ich im Burgtheater „Lanassa“ und den „Comet“, eine elende Posse von Iffland. Ich sprach mit der Illéssy, worauf Therese eifersüchtig wurde und im Theater weinte. Eine traurige Situation, ich fühle noch dazu Ahnungen unserer Trennung. Gott ! warum musste ich geboren werden. Ich begleitete Therese nach Hause, begegnete Klimbke, der mich ins Bierhaus zum Seidl zog, wo beide Pauer (?) waren. Nach 11 h begleitete mich Klimbke halben Wegs, zur Aufmunterung sprachen wir vom Theater; dann ging ich gleich schlafen. Band 01 (I.), Seite 39v
Peter Prokop: Die Tagebücher des Joseph Carl Rosenbaum (ÖNB SN 194- 204) - eine Arbeitstransskription.

Die nachstehende Arbeitstransskription der in der Österreichischen Nationalbibliothek (Sammlung von Handschriften und Alten Drucken) in 11 Manuskriptbänden aufbewahrten Tagebücher des gräflich Esterházyschen Sekretärs Joseph Carl Rosenbaum (1757-1829) wurde vom Autor ursprünglich für private Zwecke als Findhilfe für architekturgeschichtliche Recherchen angefertigt, um das digitale Auffinden von Personen und Zusammenhängen zu erleichtern, die im Zusammenhang mit der Arbeit am „Architektenlexikon Wien 1770-1945“ relevant wurden. Es handelt sich demnach lediglich um eine Findhilfe, keineswegs aber um eine wissenschaftlichen Ansprüchen genügende Edition. Diesem Primärzweck entsprechend, weicht die Transskription vom Originaltext in folgenden Details ab:

  • Rosenbaums biedermeierliche Schreibweise wurde modernisiert, seine Syntax jedoch weitgehend beibehalten; seine nicht immer eindeutige Interpunktation (mittels Bindestrichen) jedoch durch die heute gebräuchliche ersetzt.
  • Innerhalb der einzelnen Tageseintragungen wurden die gelegentlich vorkommenden Wiederholungen ein und desselben Sachverhaltes zusammengezogen.
  • Die von Rosenbaum ausgeschriebenen Wochentagsnamen wurden weggelassen, da mit dem Datum des jeweiligen Tageseintrags redundant. Dieses wurde im Format Jahr / Monat / Tag wiedergegeben. Die Bezeichnungen von Feiertagen wurden beibehalten. •Die ab etwa 1816 stereotyp wiederkehrenden Notizen zum täglichen Wetter und zum jeweiligen Programm der Hoftheater und des Theaters an der Wien wurden an den Beginn des jeweiligen Tageseintrages gerückt.
  • Bei Personennamen, deren Schreibweise bei Rosenbaum nicht selten variiert, wurde eine einheitliche und möglichst dokumentarisch belegte Schreibweise angewendet.
  • Fragliche Lesungen von Personen-, Ortsnamen u. dgl. wurden durch nachgestellte Fragezeichen (?) gekennzeichnet, Rosenbaumsche Abkürzungen entweder ausgeschrieben oder ihre wahrscheinliche Ergänzung in eckige Klammern gesetzt. Abgesehen davon wurde auf möglichste inhaltliche Vollständigkeit der Textwiedergabe geachtet. Kleinere Auslassungen und Tippfehler sind bei einer manuellen Eingabe von rund 9 Millionen Zeichen trotz aller Sorgfalt nicht ganz auszuschließen. Wem aber mit der raschen Auffindbarkeit von Personen, Orten, Sachbegriffen etc. gedient ist, ist eingeladen, sich dieser Ressource zu bedienen.

Der Autor ersucht lediglich um Einhaltung der üblichen Zitierungsusancen (siehe obenstehender Titel oder abgekürzt, z B. in Fußnoten Datum des zitierten Eintrages, bzw. bei Einträgen ohne Datum mit Band und pagina).


(†) Peter Prokop, Wien, im Februar 2016

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