Die Tagebücher des Joseph Carl Rosenbaum [294]

294
1798
5
28
Ein angenehmer Morgen. Früh weckte mich der Stallmeister, er erzählte mir, dass er wegen Fourage zum Siess gerufen wurde und man da sagte: „Eben geht der Rosenbaum mit der Gassmannischen im Garten vorbei !“ Auch über Kárner zog man los, eine evidente Lüge; was die Leute noch alles aussinnen werden ! Ich bin sehr traurig, düster und in hohem Grade meines Lebens satt. Es ist so wenig Hoffnung eines Besseren und man fühlt schon so viele Qualen Um 8 h ging ich zum Fürsten, dann zu Kárner und blieb bei selbem bis 10 h, als selber sich von der Fürstin beurlauben ging. Klimbke und Senestri fand ich auf der Straße. Ich schwätzte ein Weilchen mit ihnen, dann mit Walther, Fuchs und Giáy. Mittags aß ich bei Theresen. Das Diner war sehr traurig, Therese weinte den ganzen Tag. Auch sie foltert das Ungewisse unseres Schicksals und die Furcht einer Trennung. Nach Tische gingen wir zum Schanzel, fuhren über die Donau und dann in den Augarten, da blieben wir bis 6 h. Im Rückwege sahen wir ein Floß landen mit Ordensgeistlichen und Nonnen, welche sich aus der Schweiz flüchteten und nach Russland ziehen. Um 7 h waren wir zu Hause, soupierten gleich, und um 9 h schlich ich bei dem herrlichsten, angenehmsten Abend nach Hause.
Band 01 (I.), Seite 39v
28.05.1798
Copyright © 2024 Heraldisch-Genealogische Gesellschaft "ADLER", Wien. All Rights Reserved. Austria-1095 Wien, Postfach 7, Universitätsstraße 6/9b