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Lfd Nr Jahr Monat Tag Eintrag Namen Referenz
236 1798 3 31 Früh fing ich um 6 h zu arbeiten an. Heute brachte mir Knittl (?) Halstücheln und frühstückte bei mir. Arbeitete mit angestrengten Kräften bis um ½ 3 h, dann ging ich zum Steindl essen, nachher mit v. Kárner bis ½ 7 h in sein Quartier; später begleitete ich ihn bis auf die Wieden. Viel Verdruss hatte ich heute schon im Dienste, und noch mehr Verdrießliches hörte ich von v. Kárner. Ich war auf alles dieses so ernst, so in hohem Grade missmutig, dass ich mit wahrem Ekel die Bürde dieses elenden Lebens fühle. Unsäglich quälen uns nur Ungewissheiten, und die abschreckenden Aussichten der Zukunft rauben uns auch noch die letzte Stütze, Hoffnung. Ich bin ein wahrer Ball des Schicksals, geschleudert von der Laune. O Gott ! Nimm mir mein Leben oder schenk mir Zufriedenheit. Meine Wünsche sind so klein, und alles hängt von ihrer Gewährung ab I Am 15. April also soll der entscheidende Tag sein ! Ist denn für mich kein frohes Dasein bestimmt ? Abends war ich bei Theresen, küssten uns innig und herzlich, und teilten uns unseren Schmerz mit. Das Mädchen ist so gut, ich liebe sie treu und innig, Trennung von ihr würde mir meine Ruhe rauben. Als ich um 10 h nach Hause ging, sah ich in der Stadt Feuer. Ich ging noch einmal zurück; es brannte im Arsenal aus einem Rauchfang, wurde bald gelöscht. Ich sprach den Ferd[inand] Mayer (?), empfahl mich und trollte mich voll innerer Wehmut nach Hause. Zu Hause arbeitete ich noch bis 1 h. Band 01 (I.), Seite 28v
237 1798 4 1 Palmsonntag. Theresens Geburtsfest. Ein stürmischer rauer Dezembertag, der sich durch starken Schnee signalisierte. Nach 6 h wurde ich geweckt, arbeitete zu Hause bis 9 h, dann ging ich zum Fürsten; der Portier gab mir einen Brief aus Rastatt von Königstein, der mich unverdient sehr beleidigte und welchen ich gleich zerriss. Ließ unterschreiben, sprach mit v. Kárner, er beruhigte mich etwas. Wir gingen mit Seitz über den Kohlmarkt, da empfahl ich mich und ging zu Theresen, welche mit Nina bei der Gräfin Traun war. Ich legte Theresen ein kleines Gedicht und ein paar Kupferstiche auf ihren Tisch und unterhielt mich mit der Mutter und Agnes. Als Therese nach Haus kam, mein kleines Angebinde las, fiel sie mir um den Hals und küsste mich innig. Mir war dies so angenehm, so teuer, dass ich ihr nur mit aller Liebe und Schätzung so viele Anhänglichkeit lohnen kann. Ich blieb bis 5 h, da ging ich ins Theater, wo zum Besten der Sozietät Haydn die „Worte der Heilands“ gab. Nina und Agnes kamen nach, mit diesen unterhielt ich mich. Haydn wurde mit dreimaligem Klatschen empfangen, und so auch am Ende begleitet. Therese sang trotz dem Katarrh sehr artig und erhielt verdienten Beifall. Nach dem Theater ging ich mit Nina nach Hause, dankte Theresen für ihren Gesang und trollte mich nach Hause. Band 01 (I.), Seite 30r
238 1798 4 2 Früh um 6 h stand ich auf, arbeitete bis nach 1 h und ging dann in die Stadt. Machte Theresen einen kleinen Besuch, speiste beim Steindl, wo auch v. Kárner, Seitz und Klimbke waren. Wir schwätzten von Verschiedenem, doch fehlte das Muntere, das Freie. Später gingen wir ein Weilchen spazieren und ich zu Therese, wo ich bis ½ 7 h blieb. Als ich wegging, begegnete ich Klimbke mit dem Eisenhändler Peresutti aus Klagenfurt. Mit diesen ging ich eine Zeitlang herum, dann zur Wildgans ins Bierhaus. Wechselseitig klagten wir uns das so höchst Unangenehme unserer Lage. Gegen 9 h ging ich ins Theater, erwartete Nina und die Duschek und begleitete sie nach Hause. Um ½ 11 h ging ich nach Hause und früh schlafen. Band 01 (I.), Seite 30r
239 1798 4 3 Früh 6 h arbeitete ich schon. Ich habe nie einen unruhigeren Morgen erlebt als den heutigen. Das Heer von Kabalen, das missliche unserer politischen und so auch meiner Existenz, die Ungewissheit meines Schicksals, der Gedanke an den Verlust eines Geschöpfs, welches sich meinem Herzen täglich teurer, täglich unentbehrlicher macht, machen mich so ernst, düster, unempfänglich und rauben mir jeden frohen Augenblick, jede frohe ruhige Stunde und kann ich mein Dasein verachten. Um 11 h ging ich zum Fürsten unterschreiben und dann nach Hause; arbeitete bis 3 h. Zum Steindl ging ich speisen, wo ich v. Kárner und Seitz fand, die ebenso missmutig waren wie ich. Kárner erzählte mir von einer Konferenz in der Babette ihrem Zimmer, welche so auffallend, als auch vielleicht unbedeutend war. Später ging ich zu Therese, dann zu Brandl, wo die Kreutzer war; ich soupierte da. Um 9 h ging ich ins Theater, wo ich Nina abholte. Fajt und ich begleiteten sie nach Hause. Um 11 h war ich zu Hause und legte mich gleich schlafen. Band 01 (I.), Seite 30v
240 1798 4 4 Früh arbeitete ich bis 9 h, dann ging ich zum Fürsten. Eisenfest besuchte mich und brachte mir vom Brandl das Zuckmesser (?). Ich ging in die Stadt und übergab „Quitos Tod (?)“ zur Aufführung; war beim Fürsten, suchte v. Kárner, ging dann auf die Bastei und zu Therese speisen. Nach Mittag suchte ich v. Kárner, ging mit selbem nach St. Peter, Michaeler und Welsche Kirche zu den Pumpermetten. Abends besuchten v. Kárner und ich die Gassmannischen, schwatzten von meiner Verbindung und verschiedenem anderen; um 10 h abends trollten wir uns nach Hause. Band 01 (I.), Seite 30v
Peter Prokop: Die Tagebücher des Joseph Carl Rosenbaum (ÖNB SN 194- 204) - eine Arbeitstransskription.

Die nachstehende Arbeitstransskription der in der Österreichischen Nationalbibliothek (Sammlung von Handschriften und Alten Drucken) in 11 Manuskriptbänden aufbewahrten Tagebücher des gräflich Esterházyschen Sekretärs Joseph Carl Rosenbaum (1757-1829) wurde vom Autor ursprünglich für private Zwecke als Findhilfe für architekturgeschichtliche Recherchen angefertigt, um das digitale Auffinden von Personen und Zusammenhängen zu erleichtern, die im Zusammenhang mit der Arbeit am „Architektenlexikon Wien 1770-1945“ relevant wurden. Es handelt sich demnach lediglich um eine Findhilfe, keineswegs aber um eine wissenschaftlichen Ansprüchen genügende Edition. Diesem Primärzweck entsprechend, weicht die Transskription vom Originaltext in folgenden Details ab:

  • Rosenbaums biedermeierliche Schreibweise wurde modernisiert, seine Syntax jedoch weitgehend beibehalten; seine nicht immer eindeutige Interpunktation (mittels Bindestrichen) jedoch durch die heute gebräuchliche ersetzt.
  • Innerhalb der einzelnen Tageseintragungen wurden die gelegentlich vorkommenden Wiederholungen ein und desselben Sachverhaltes zusammengezogen.
  • Die von Rosenbaum ausgeschriebenen Wochentagsnamen wurden weggelassen, da mit dem Datum des jeweiligen Tageseintrags redundant. Dieses wurde im Format Jahr / Monat / Tag wiedergegeben. Die Bezeichnungen von Feiertagen wurden beibehalten. •Die ab etwa 1816 stereotyp wiederkehrenden Notizen zum täglichen Wetter und zum jeweiligen Programm der Hoftheater und des Theaters an der Wien wurden an den Beginn des jeweiligen Tageseintrages gerückt.
  • Bei Personennamen, deren Schreibweise bei Rosenbaum nicht selten variiert, wurde eine einheitliche und möglichst dokumentarisch belegte Schreibweise angewendet.
  • Fragliche Lesungen von Personen-, Ortsnamen u. dgl. wurden durch nachgestellte Fragezeichen (?) gekennzeichnet, Rosenbaumsche Abkürzungen entweder ausgeschrieben oder ihre wahrscheinliche Ergänzung in eckige Klammern gesetzt. Abgesehen davon wurde auf möglichste inhaltliche Vollständigkeit der Textwiedergabe geachtet. Kleinere Auslassungen und Tippfehler sind bei einer manuellen Eingabe von rund 9 Millionen Zeichen trotz aller Sorgfalt nicht ganz auszuschließen. Wem aber mit der raschen Auffindbarkeit von Personen, Orten, Sachbegriffen etc. gedient ist, ist eingeladen, sich dieser Ressource zu bedienen.

Der Autor ersucht lediglich um Einhaltung der üblichen Zitierungsusancen (siehe obenstehender Titel oder abgekürzt, z B. in Fußnoten Datum des zitierten Eintrages, bzw. bei Einträgen ohne Datum mit Band und pagina).


(†) Peter Prokop, Wien, im Februar 2016

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