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Lfd Nr Jahr Monat Tag Eintrag Namen Referenz
201 1798 2 25 Früh arbeitete ich, dann ging ich zum Fürsten, blieb bis 10 h bei ihm, dann zu Kárner, erzählte ihm, was der Fürst befahl. Staunte mich seiner Rückkunft von Eisenstadt; er blieb nur Sonnabend aus. Mittags speiste ich bei der Gassmann und unterhielt mich mit Therese bis 4 h. Ich ging in das Wiedner Theater, Mutter und Töchter folgten. Man gab die Posse von Perinet „Eins und drei“, welche auch ziemlich gut unterhalten hat. Nach dem Theater begleitete ich selbe nach Hause und legte mich gleich ins Bette. Band 01 (I.), Seite 23v
202 1798 2 26 Ich arbeitete sehr fleißig. Mittags besuchte ich Seitz, mit welchem ich bei Brandl speiste. Nach Tische verrichtete ich meine Geschäfte, sprach v. Kárner. Abends besuchte ich die Gassmannischen, sprach Therese, das edle Mädchen. Fand da die Duschek von Prag, ging dann ins Burgtheater, wo man zum ersten Mal von Ziegler den „Lorbeerkranz“ gab. Ich schwätzte ein paar Augenblicke mit Klimbke und kam im Theater mit Weidmann und der Tapeziererin Reiss zusammen, schwätzte mit ihnen und so verging die Stunde. Das Schauspiel gefiel sehr, obwohl ich nicht beistimme, weil ich große Schmeicheleien und Idealfürsten nicht gerne höre. Es hat hübsche, herzliche Szenen, wurde vortrefflich gespielt, aber ...! Nach dem Theater begleitete ich Theresen nach Hause. Heute Nacht kam die Fürstin um das Kind und machte fausse couche. Walnefer brachte mir heute meine silbernen Löffel. Band 01 (I.), Seite 23v
203 1798 2 27 Ich arbeitete zu Hause den ganzen Tag, hielt wegen Abtrennung des Polions (?) von den Schabracken und der Stadtlivree Verhör, und alle sagten einstimmig, Kimel habe sie gestohlen. Mittags aß ich bei den Schwarzspaniern. Ich erhielt Besuch aus Eisenstadt von der Csekonics. Abends besuchte ich die Gassmannischen. Therese sprach mit Salieri wegen unserer Verbindung, dann die Mutter, endlich wurde auch ich gerufen. Es war durch die ganze Reihe meiner Lebensjahre der ernstesten Gespräche eines, das ich je erlebte. Ich fand Salieri sehr billig und klug, und freute mich mit einem so wichtigen Mann zu tun zu haben, dem das Wohlsein seiner guten Mündel so nahe am Herzen liegt. Lang, aber erwünscht für Theresen und mich war unser Gespräch. Später gingen Csekonics und ich ins Kärntnertor-Theater, wo man zum zweiten Mal den „Lorbeerkranz“ gab. Nach dem Theater gingen wir zusammen zu Kárner. Ich durchsah den Stallpersonalstand, empfahl und beurlaubte mich von der Csekonics, ging zum Lampel soupieren und dann schlafen. Heute geschah die Publikation von der Hofstatt. Band 01 (I.), Seite 23v
204 1798 2 28 Ich arbeitete teils zu Hause, teils in der Stadt. Mittags aß ich bei den Gassmannischen. Heute geschah die Publikation der Regulierung der Hofstatt und heute war die letzte Offizierstafel. Auch bekamen wir heute unseren neuen Stallpersonalstand samt Veränderungen. V[on] Kárner erzählte ich, dass ich mit Salieri und der Mutter wegen der Verbindung mit Therese sprach, dass die Mutter selbst dem Fürsten aufwarten wollte. Kárner versprach mir, sie beim Fürsten aufzuführen und war mit allem einstimmig; dies freute mich so herzlich. Nach Mittag kaufte ich Theresen einen sehr niedlichen grauen, mit weißen Rosen gestickten Schal, welcher sie ungemein freute. Abends kam ich wieder zu Therese, soupierte da und hatten recht einen frohen Abend. Mit Klimbke sprach ich ein Weilchen. Dieser erzählte mir, dass Baron Braun dem Ziegler für das neue Stück einen Lorbeerkranz und in den Blättern 50 # schickte; dem Kotzebue schenkte selber einen niedlichen Wagen, 2 Pferde samt Geschirr. Sehr schön, sehr aufmunternd gehandelt ! Band 01 (I.), Seite 24r
205 1798 3 1 Ich arbeitete zu Hause an der Einleitung der Geschäfte; früh besuchte mich Klimbke; ich hatte mit ihm einen herzlichen Dialog und freute mich meiner gemachten Freundschaft mit ihm. Er blieb lange, und wir schwatzten viel, auch von meiner Verbindung mit Therese. Mittags aß ich bei den Schwarzspaniern, wo auch Pfersmann speiste. Abends besuchte ich die Gassmannischen, dann ging ich zu Klimbke und mit selbem ins Burgtheater, wo man den „Bruderzwist“ gab. Ein sicherer Müller aus Mannheim sollte als Schiffskapitän auftreten, da aber wegen Entbindung der Kaiserin die Theater frei waren, so spielte Stephanie die Rolle. Wir waren durch einen Akt im Burgtheater, im Orchester, dann gingen wir ins Kärntnertor, wo „Contadina di spirito“ und das Ballett „Nina“ gegeben wurde, da blieben wir bis zum Ende. Der Lärm des Volks im Burgtheater war schrecklich, selbst die Schauspieler verstanden sich nicht. Da war es im Kärntnertor-Theater ruhiger. Nachdem wir auf dem Theater auch nach dem Ballett blieben, sah ich die Casentini und Vulcani, Terzaga und Bisinger (?), die übrigen Tänzer und Tänzerinnen und fanden auf der Bühne mehr Hübsches als im Parterre. Nach dem Theater gingen wir zur Rose, aßen Aal und Käse und tranken Tiroler Wein. Um 12 h gingen wir nach Hause. Band 01 (I.), Seite 24v
Peter Prokop: Die Tagebücher des Joseph Carl Rosenbaum (ÖNB SN 194- 204) - eine Arbeitstransskription.

Die nachstehende Arbeitstransskription der in der Österreichischen Nationalbibliothek (Sammlung von Handschriften und Alten Drucken) in 11 Manuskriptbänden aufbewahrten Tagebücher des gräflich Esterházyschen Sekretärs Joseph Carl Rosenbaum (1757-1829) wurde vom Autor ursprünglich für private Zwecke als Findhilfe für architekturgeschichtliche Recherchen angefertigt, um das digitale Auffinden von Personen und Zusammenhängen zu erleichtern, die im Zusammenhang mit der Arbeit am „Architektenlexikon Wien 1770-1945“ relevant wurden. Es handelt sich demnach lediglich um eine Findhilfe, keineswegs aber um eine wissenschaftlichen Ansprüchen genügende Edition. Diesem Primärzweck entsprechend, weicht die Transskription vom Originaltext in folgenden Details ab:

  • Rosenbaums biedermeierliche Schreibweise wurde modernisiert, seine Syntax jedoch weitgehend beibehalten; seine nicht immer eindeutige Interpunktation (mittels Bindestrichen) jedoch durch die heute gebräuchliche ersetzt.
  • Innerhalb der einzelnen Tageseintragungen wurden die gelegentlich vorkommenden Wiederholungen ein und desselben Sachverhaltes zusammengezogen.
  • Die von Rosenbaum ausgeschriebenen Wochentagsnamen wurden weggelassen, da mit dem Datum des jeweiligen Tageseintrags redundant. Dieses wurde im Format Jahr / Monat / Tag wiedergegeben. Die Bezeichnungen von Feiertagen wurden beibehalten. •Die ab etwa 1816 stereotyp wiederkehrenden Notizen zum täglichen Wetter und zum jeweiligen Programm der Hoftheater und des Theaters an der Wien wurden an den Beginn des jeweiligen Tageseintrages gerückt.
  • Bei Personennamen, deren Schreibweise bei Rosenbaum nicht selten variiert, wurde eine einheitliche und möglichst dokumentarisch belegte Schreibweise angewendet.
  • Fragliche Lesungen von Personen-, Ortsnamen u. dgl. wurden durch nachgestellte Fragezeichen (?) gekennzeichnet, Rosenbaumsche Abkürzungen entweder ausgeschrieben oder ihre wahrscheinliche Ergänzung in eckige Klammern gesetzt. Abgesehen davon wurde auf möglichste inhaltliche Vollständigkeit der Textwiedergabe geachtet. Kleinere Auslassungen und Tippfehler sind bei einer manuellen Eingabe von rund 9 Millionen Zeichen trotz aller Sorgfalt nicht ganz auszuschließen. Wem aber mit der raschen Auffindbarkeit von Personen, Orten, Sachbegriffen etc. gedient ist, ist eingeladen, sich dieser Ressource zu bedienen.

Der Autor ersucht lediglich um Einhaltung der üblichen Zitierungsusancen (siehe obenstehender Titel oder abgekürzt, z B. in Fußnoten Datum des zitierten Eintrages, bzw. bei Einträgen ohne Datum mit Band und pagina).


(†) Peter Prokop, Wien, im Februar 2016

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