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Lfd Nr Jahr Monat Tag Eintrag Namen Referenz
221 1798 1798 am 16. März starb der so bekannte als beliebte Dichter Aloys Blumauer. Früh um 6 h hauchte er seinen großen Geist aus. Seine „Aenaeis“ und sein Glaubensbekenntnis machen ihn unsterblich. Band 01 (I.), Seite 3r
222 1798 3 17 Ich arbeitete, ohngeachtet meine Lage sehr qualvoll ist, von 6 h früh bis mittags um 2 h mit allem Fleiße. Zum Steindl ging ich speisen, war mit v. Kárner, erzählte ihm die gestrige Geschichte mit dem Briefe. Später besuchte ich Therese, da erfuhr ich, dass sie beim Haydn waren, selber viel, und Gutes von mir sprach, und beide getröstet und beruhigt waren. Auch ich besuchte Haydn, unterhielt mich anfangs mit der Frau, dann kam auch er zu Hause. Ich erzählte ihm sehr offenherzig meine Liebe und mein Bündnis mit Theresen, und bat ihn dringend, uns da zu nützen, wo er es im Stande ist, welches er auch treulich versprach. Von ihm ging ich ins Kärntnertor-Theater, wo man den „Axur“ gab. Ich sprach Therese und ihre Mutter und erhielt von ersterer einen Brief, der mich sehr missmutig machte, da er meine Feinde (?) von Carl und Consorten sehr lebhaft vorstellte, wie sie nichts unversucht lassen, mich zu stürzen. Nach dem Theater soupierten Fajt und ich beim Jägerhorn und fanden da den Klimbke. Mit diesem schwätzte ich ein Weilchen von der Kabale gegen Kotzebue. Dann trollte ich mich bei der stürmenden Witterung nach Hause und ins Bett. Band 01 (I.), Seite 27r
223 1798 3 18 Früh arbeitete ich von 6 bis 9 h. Dann fuhr ich zum Fürsten, referierte und blieb dann mit v. Kárner bis ½ 1 h, wo wir zu Gassmann zum Diner gingen. V[on] Kárner sprach mit der Mutter über unsere Verbindung und Therese erzählte mir, dass Katter, der elende Bube, alle diese Lügen von mir erzählte und dass Graf Carl sich sehr bestrebe, mir zu schaden. Das Diner war übrigens sehr froh und wir waren bis 5 h beisammen, dann empfahlen wir uns und fuhren gratulieren. Bei v. Kárner blieben wir ein Weilchen, dann ging er zum Fürsten; ich zu Therese, begleitete sie in die „Palmira“, ging zum Spöttl, trank Tiroler Wein. Ging dann zu Therese in die Wohnung, wo ich sie erwartete, mit ihnen soupierte und dann schlafen ging. Band 01 (I.), Seite 27r
224 1798 3 19 Vor 6 h war ich auf und arbeitete. Das Dienstmädl von Therese kam, brachte mir Billetts und einen herzlichen Brief von meinem guten Mädchen. Nach 8 h fuhr ich in die Stadt zu Therese, zu Brandl und zum Grafen Carl, welcher mich sehr ernst aufnahm; dann zum Fürsten; weil aber viele Menschen waren, empfahl ich mich gleich und machte Klimbke einen Besuch. Mit ihm schwätzte ich von Katters Kühnheit und begleitete ihn endlich zum Hofrat Osswalder. Heute war beim Brandl Diner; v. Kárner, LaRoche und Frau, Pfeifer (?) und Amalia waren Gäste. Wir speisten gut, aber die gewöhnliche Munterkeit fehlte. Abends ging ich zu Therese und mit selber auf die Bastei spazieren; es war kalt und die Promenade unangenehm. Nach 9 h soupierte ich mit ihnen und empfahl mich. Heute hatten 3 Gesellen des Brandl von unbesonnenem Schweißen (?) eine Verwundung erhalten. Band 01 (I.), Seite 27r
225 1798 3 20 Ich arbeitete von 6 h bis mittags 1 h; besonders gibt mir die übernommene Futterrechnung zu tun. Nach 1 h ging ich auf die Bastei vom Schotten- bis gegen das Stubentor. Ich war ziemlich guter Laune, vor Tisch aber sagte mir Therese, dass Katter sie heiraten und Graf Carl Therese wegen meiner sprechen will. Überdies war der Bube auch noch so kühn genug, wiederholt gegen meinen Namen loszuziehen, welches mich so ärgerte, dass ich Laune, Appetit, alles verlor. Therese und Nina aßen bei der Gräfin Traun, ich war also mit der Mutter tête à tête. Bei Tische fing selbe wieder an, dass sie höre, dass der Fürst entließe so viele Diener, die Veränderungen würden so groß, ich solle kein Geld verschwenden, um ihren Mädchen Geschenke zu machen; wenn aus der Verbindung nichts würde, müsste alles zurückkommen. und mehr dergleichen mir höchst unangenehme Reden. Nach Tische brachte ich Jahn sein Konto, dann dem Kleinrath seine Schließe (?) und machte zugleich die Tour zum Wagner und Schmied. Um 5 h besuchte ich Klimbke, und erzählte ihm alles; er versprach mir, den elenden Buben durch die Weigls warnen zu lassen. Ich wollte Nina in die „Molinara“ abholen, und hörte, dass Katter da sie. Mein Herz pochte heftig, ich sprach mit Therese, ging und kam später, blieb aber nicht lange, sondern ging bald ins Theater. Nichts konnte mich aufheitern; sprach mit Nina, Fajt und Klimbke und blieb doch stets düster. Traurig schlich ich nach dem Theater nach Hause und bestimmte bei mir, dass der heutige Tag höchst unangenehm und mir der verworfenste (?) war. Wie sehr Bosheit gute Menschen zu quälen vermag, und warum ? uns Unglückliche mit dem Fluche in die Grube zu stürzen ? Band 01 (I.), Seite 27r
Peter Prokop: Die Tagebücher des Joseph Carl Rosenbaum (ÖNB SN 194- 204) - eine Arbeitstransskription.

Die nachstehende Arbeitstransskription der in der Österreichischen Nationalbibliothek (Sammlung von Handschriften und Alten Drucken) in 11 Manuskriptbänden aufbewahrten Tagebücher des gräflich Esterházyschen Sekretärs Joseph Carl Rosenbaum (1757-1829) wurde vom Autor ursprünglich für private Zwecke als Findhilfe für architekturgeschichtliche Recherchen angefertigt, um das digitale Auffinden von Personen und Zusammenhängen zu erleichtern, die im Zusammenhang mit der Arbeit am „Architektenlexikon Wien 1770-1945“ relevant wurden. Es handelt sich demnach lediglich um eine Findhilfe, keineswegs aber um eine wissenschaftlichen Ansprüchen genügende Edition. Diesem Primärzweck entsprechend, weicht die Transskription vom Originaltext in folgenden Details ab:

  • Rosenbaums biedermeierliche Schreibweise wurde modernisiert, seine Syntax jedoch weitgehend beibehalten; seine nicht immer eindeutige Interpunktation (mittels Bindestrichen) jedoch durch die heute gebräuchliche ersetzt.
  • Innerhalb der einzelnen Tageseintragungen wurden die gelegentlich vorkommenden Wiederholungen ein und desselben Sachverhaltes zusammengezogen.
  • Die von Rosenbaum ausgeschriebenen Wochentagsnamen wurden weggelassen, da mit dem Datum des jeweiligen Tageseintrags redundant. Dieses wurde im Format Jahr / Monat / Tag wiedergegeben. Die Bezeichnungen von Feiertagen wurden beibehalten. •Die ab etwa 1816 stereotyp wiederkehrenden Notizen zum täglichen Wetter und zum jeweiligen Programm der Hoftheater und des Theaters an der Wien wurden an den Beginn des jeweiligen Tageseintrages gerückt.
  • Bei Personennamen, deren Schreibweise bei Rosenbaum nicht selten variiert, wurde eine einheitliche und möglichst dokumentarisch belegte Schreibweise angewendet.
  • Fragliche Lesungen von Personen-, Ortsnamen u. dgl. wurden durch nachgestellte Fragezeichen (?) gekennzeichnet, Rosenbaumsche Abkürzungen entweder ausgeschrieben oder ihre wahrscheinliche Ergänzung in eckige Klammern gesetzt. Abgesehen davon wurde auf möglichste inhaltliche Vollständigkeit der Textwiedergabe geachtet. Kleinere Auslassungen und Tippfehler sind bei einer manuellen Eingabe von rund 9 Millionen Zeichen trotz aller Sorgfalt nicht ganz auszuschließen. Wem aber mit der raschen Auffindbarkeit von Personen, Orten, Sachbegriffen etc. gedient ist, ist eingeladen, sich dieser Ressource zu bedienen.

Der Autor ersucht lediglich um Einhaltung der üblichen Zitierungsusancen (siehe obenstehender Titel oder abgekürzt, z B. in Fußnoten Datum des zitierten Eintrages, bzw. bei Einträgen ohne Datum mit Band und pagina).


(†) Peter Prokop, Wien, im Februar 2016

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