Sprung zur TabelleSprung zum MenüSprung zur SucheHotkey Referenz
Anzeige von 231 - 235 aus 11858
Sortiere nach 
Lfd Nr Jahr Monat Tag Eintrag Namen Referenz
231 1798 3 26 Früh war ich beim Fürsten und v. Kárner, erzählte diesem, dass sein brauner Cirkassier angekommen sei und morgen englisiert wird. Dann ging ich nach Hause und arbeitete bis 1 h. Mittags aßen v. Kárner und ich beim Steindl. Abends ging ich ins Burgtheater, wo das Debutstück von Kotzebue „Die silberne Hochzeit“, ein Schauspiel in fünf Aufzügen, gegeben wurde. Ich habe nie das Theater um 5 h schon so gedrängt voll gesehen. Das Stück hat einen sehr schönen herzlichen Dialog, rührende Szenen, die ganz aus dem Herzen einer glücklichen, liebenden Familie geschrieben sind. Trotz der Menge von Schönem siegte die Kabale so weit, dass das in jedem Falle gute Stück nicht mit verdientem Beifall aufgenommen wurde. Man wollte Kotzebue sehen und es erschien Brockmann. Nach dem Theater begleitete ich Therese nach Hause und ging zum Sträußen soupieren, wo ich Klimbke fand. Band 01 (I.), Seite 28v
232 1798 3 27 Früh von 6 h bis 1 h arbeitete ich, dann ging ich zum Brandl speisen. Nach Tisch suchte ich Kárner beim Steindl und schwätzte mit ihm über Kotzebues Schauspiel, welches ihm nicht Genüge als ein Werk Kotzebues leistete. Auch er erzählte mir, dass die Fürstin gestern bei der Tafel von meiner Verbindung mit Therese gesprochen und sich für mich verwendet habe. Später ging ich zum Haydn, blieb bei 2 Stunden da und schwätzte viel von der Musik, neuen Einrichtungen des Hauses, Entlassung der Banda, von meiner Therese, die ich so innig liebe und hatte mit ihm recht herzliche Dialoge. Abends ging ich zu Therese, lernte von Nina stricken, plauderte zusammen und waren den Abend über ziemlich munter. Heute war ein sehr unangenehmer, düsterer Tag, ein stets anhaltender Platzregen, verbunden mit kaltem, heftigem Wind drohte mit Erneuerung des Winters. Band 01 (I.), Seite 28v
233 1798 3 28 Ich stand heute bei einem äußerst unangenehmen Morgen um 5 h auf, arbeitete bis gegen 10 h und ging zum Fürsten, dann zu allen Handwerkern; sprach v. Kárner und speiste bei Therese. Wir hatten bei der Gassmann sehr ein ernstes Mahl, wozu die noch dauernden beleidigenden Klatschereien den Stoff bieten. Nach Tische war ich bei v. Kárner, wir arbeiteten bis 6 h und sprachen über unsere Existenz und Verhältnisse. Den Abend brachte ich bei Therese zu; Agnes kam auch und wir waren munter. Ich soupierte, schlenderte gegen 10 h nach Hause und arbeitete bis gegen 12 h. Auch sprach ich heute mit dem Oboisten Elsler. Band 01 (I.), Seite 28v
234 1798 3 29 Früh nach 5 h stand ich auf und arbeitete den ganzen Tag mit allem Fleiße an der Bearbeitung meiner Mängel. Früh frühstückte Elsler bei mir, später besuchte mich Karl und erst nach 2 h aß ich. Abends besuchte ich Therese, v. Kárner und ging später mit Agnes ins Kärntnertor-Theater, wo man „Die edle Rache“ gab und Schulz zum letzten Mal sang. Als er am Ende ankündigte, wurde er mit vielem Klatschen empfangen. Mir ist um den Schulz sehr leid, denn er war ein angenehmer Sänger und ein großer Schauspieler. Therese sah heute im weißen Kopfputz und Kleide recht artig aus und sang ihre Arie so schön, dass ich daran ganz begeistert wurde. Die Weidmann führte mich ihrem Mann auf; mit diesem und Klimbke schwätzte ich von Theresen recht viel. Nach dem Theater führte ich die Agnes nach Hause und soupierte bei Therese. Es war sehr angenehm, sie heute zu sehen. Um ½ 9 h ging ich nach Hause und arbeitete noch bis 12 h. Band 01 (I.), Seite 28v
235 1798 3 30 Früh arbeitete ich, dann ließ mich der Fürst rufen. Ich legte zum Unterschreiben vor und ging. Da begegnete mir Agnes und Therese Seiler (?); ich begleitete sie zur Kirche der Italiener, auf die Bastei, dann empfahl ich mich, ging nach Hause arbeitete bis 2 h und ging zum Steindl essen. Nach Tisch besuchte ich Therese, freute mich innig sie zu sehen, blieb bis ½ 7 h und ging dann in die Kantate von Weigl „Gefühle meines Herzens“. Therese, Tomeoni, Willmann, Vogl und Angrisani sangen, Therese am besten. Die Cantate wurde mit verdientem Beifall aufgenommen, sie ist höchst ennuyent und missfiel auch. Nach dem Theater sprach ich mit Haydn, später mit v. Kárner, empfahl mich von beiden und soupierte bei Therese; wir waren froh und munter. Band 01 (I.), Seite 28v
Peter Prokop: Die Tagebücher des Joseph Carl Rosenbaum (ÖNB SN 194- 204) - eine Arbeitstransskription.

Die nachstehende Arbeitstransskription der in der Österreichischen Nationalbibliothek (Sammlung von Handschriften und Alten Drucken) in 11 Manuskriptbänden aufbewahrten Tagebücher des gräflich Esterházyschen Sekretärs Joseph Carl Rosenbaum (1757-1829) wurde vom Autor ursprünglich für private Zwecke als Findhilfe für architekturgeschichtliche Recherchen angefertigt, um das digitale Auffinden von Personen und Zusammenhängen zu erleichtern, die im Zusammenhang mit der Arbeit am „Architektenlexikon Wien 1770-1945“ relevant wurden. Es handelt sich demnach lediglich um eine Findhilfe, keineswegs aber um eine wissenschaftlichen Ansprüchen genügende Edition. Diesem Primärzweck entsprechend, weicht die Transskription vom Originaltext in folgenden Details ab:

  • Rosenbaums biedermeierliche Schreibweise wurde modernisiert, seine Syntax jedoch weitgehend beibehalten; seine nicht immer eindeutige Interpunktation (mittels Bindestrichen) jedoch durch die heute gebräuchliche ersetzt.
  • Innerhalb der einzelnen Tageseintragungen wurden die gelegentlich vorkommenden Wiederholungen ein und desselben Sachverhaltes zusammengezogen.
  • Die von Rosenbaum ausgeschriebenen Wochentagsnamen wurden weggelassen, da mit dem Datum des jeweiligen Tageseintrags redundant. Dieses wurde im Format Jahr / Monat / Tag wiedergegeben. Die Bezeichnungen von Feiertagen wurden beibehalten. •Die ab etwa 1816 stereotyp wiederkehrenden Notizen zum täglichen Wetter und zum jeweiligen Programm der Hoftheater und des Theaters an der Wien wurden an den Beginn des jeweiligen Tageseintrages gerückt.
  • Bei Personennamen, deren Schreibweise bei Rosenbaum nicht selten variiert, wurde eine einheitliche und möglichst dokumentarisch belegte Schreibweise angewendet.
  • Fragliche Lesungen von Personen-, Ortsnamen u. dgl. wurden durch nachgestellte Fragezeichen (?) gekennzeichnet, Rosenbaumsche Abkürzungen entweder ausgeschrieben oder ihre wahrscheinliche Ergänzung in eckige Klammern gesetzt. Abgesehen davon wurde auf möglichste inhaltliche Vollständigkeit der Textwiedergabe geachtet. Kleinere Auslassungen und Tippfehler sind bei einer manuellen Eingabe von rund 9 Millionen Zeichen trotz aller Sorgfalt nicht ganz auszuschließen. Wem aber mit der raschen Auffindbarkeit von Personen, Orten, Sachbegriffen etc. gedient ist, ist eingeladen, sich dieser Ressource zu bedienen.

Der Autor ersucht lediglich um Einhaltung der üblichen Zitierungsusancen (siehe obenstehender Titel oder abgekürzt, z B. in Fußnoten Datum des zitierten Eintrages, bzw. bei Einträgen ohne Datum mit Band und pagina).


(†) Peter Prokop, Wien, im Februar 2016

Copyright © 2024 Heraldisch-Genealogische Gesellschaft "ADLER", Wien. All Rights Reserved. Austria-1095 Wien, Postfach 7, Universitätsstraße 6/9b