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Lfd Nr Jahr Monat Tag Eintrag Namen Referenz
226 1798 3 21 Früh arbeitete ich, um 8 h ging ich wegen Unterschreiben zum Fürsten. Ihm waren alle meine Arbeiten anständig, nur fing er mit merklichem Widerwillen von meiner Verbindung mit Theresen zu reden an, wozu selber mutmaßlich von Graf Carl hinauf gestimmt wurde. Ich sagte ihm alles, was sich Gutes sagen ließ, da er aber wider das Heiraten so sehr eingenommen ist, so schwieg bis auf günstigere Umstände meine Wenigkeit, bat ihn nur, Klatschereien nicht zu glauben, ungehört niemanden zu verdammen; ging nach Hause arbeiten und blieb da bis 2 h, wo ich in Erwartung, meinen lieben v. Kárner zu treffen, zum Steindl essen ging. Da er aber wieder durch Entlaufen der Pferde etwas Schaden litt und auch die ganze Nacht fuhr, ruhte er aus. Nach Tische war ich 2 Stunden mit ihm, wir sprachen viel, sehr viel, mitunter auch von diesen schändlichen Kunstgriffen, deren man sich bediente, um mich zu stürzen und Therese und mich zu trennen. Theresen schrieb v. Kárner vor, was sie im Falle einer Zusammenkunft mit Carl sprechen soll und gab mir schriftlich alles an. Abends war ich im Kärntnertor-Theater in „Axur“; Therese, Nina und Klimbke waren auch. Klimbke und ich sprachen zusammen von meinem Benehmen in Bezug auf Mutter und Tochter, welches ich ganz von meinem eigenen System kopiert und nach dem ich sicher handeln werde. Klimbke hat Menschenkenntnis, Kopf und ist mein Freund; er stimmt mit den Gesinnungen meines lieben v. Kárner beinahe vollkommen überein. Nach dem Theater soupierte ich beim Spöttl. Band 01 (I.), Seite 27v
227 1798 3 22 Ich arbeitete zu Hause von früh 6 h bis ½ 3 h. Mich besuchte Kreutzer; mit dieser schwätzte ich vom Theater. Auch Charles war bei mir. Mittags aß ich mit meinem guten v. Kárner beim Steindl. Später besuchte ich Theresen und erfuhr wieder eine Menge Unangenehmes, welche mich ganz umstimmte. Die Bosheit hat einen tief durchdachten Plan angelegt, uns zu trennen. Gott gebe nur, dass er nicht gelingt; denn ich liebe Theresen so innig, dass ich auf meine eigene Liebe eifersüchtig bin. Abends ging ich ins Marinellische Theater, wo zum Vorteil des Dunst „Der schwarze Ritter“ von Schletter zum ersten Mal gegeben wurde. Unter den Spektakelstücken hat es entschiedenen Vorzug und doch wollte es nicht allgemein gefallen. Dunst spielte über alle Begriffe falsch und ist nun für den kleinsten Theaterkenner nicht zum Ansehen. Ich unterhielt mich mit v. Kárner und bedauerte, dass er schon nach dem 2. Aufzug ging. Band 01 (I.), Seite 28r
228 1798 3 23 Früh ging ich zum Fürsten, ließ unterschreiben, dann ging ich nach Hause und arbeitete unausgesetzt bis nach 6 h. Dann besuchte ich Therese. Wir schwätzten, lasen ein Weilchen „Die Alten – überall und nirgends (?)“. Dann wurde soupiert und um 10 h ging ich nach Hause. Es war heute ein düsterer melancholischer Tag, und hatte mit meiner Seelenlage viel Analoges. Man plagt und quält sich, muss sich aus Verhältnissen Wünsche versagen, deren Erfüllung wesentlich zu Wohl, zur Zufriedenheit des Menschen beitragen, und dies alles nicht um Bande zu trennen, deren Trennung in dem Augenblick unserer Erscheinung unseres Sieges schaden würden. O wie sklavisch sind wir an die Kette unseres Schicksals angeschmiedet, nur unser Geist wagt sich, fühlt seine Kraft, sich hoch über dies empor zu schwingen. Band 01 (I.), Seite 28r
229 1798 3 24 Ich arbeitete zu Hause, war ernst, düster und in hohem Grade missmutig. Abends besuchte ich v. Kárner, fand ihn zu Hause und unpässlich. Ich sprach ein Weilchen mit ihm von verschiedenen Gegenständen, dann kam Steinhauser (?) zum Haarschneiden; mit diesem hatten wir Spaß. Nachher ging ich ein Weilchen zu Klimbke ins Bureau, später zu Therese, wo ich bis 10 h blieb und soupierte. Wir plauderten von unserer Verbindung, von der Verleumdung des elenden Buben; die Mutter aber war sehr billig, Therese froh und so war ich besser gestimmt. Band 01 (I.), Seite 28r
230 1798 3 25 Morgens arbeitete ich, dann fuhr ich zu v. Kárner, blieb bei selbem bis 12 h. Wir waren beide traurig und teilten einer dem anderen Missmut mit. Frohe Aussichten fehlen. Ungewissheit und tausendfaches Gerede plagt uns; wie kann man da heiter sein ? Mittags war ich bei Therese, fand da Fräulein Charlotte Schmidtmayer (?); nach Tische kamen die Fräule Siccart, Regine und Charlotte, dann auch die Agnes. Wir waren zusammen lustig, hatten frohe Stunden. Ich sprach Therese Augenblicke allein und fand bei Erforschung meiner selbst, dass ich das Mädchen täglich mehr liebe; sie ist aber auch so gut ! Weil Therese in der Akademie der Ärzte (?) sang, so empfahl ich mich um 6 h und kam mit Klimbke in Taronis Kaffeehaus zusammen. Wir plauderten ein Weilchen herum. Um ½ 8 h erwartete mich Hoffmann (?); da wurde erzählt, dass nach Fünfkirchen geheiratet wird, welches mich herzlich freute. Wir schwätzten eine Stunde, dann ging ich wieder zu Klimbke, mit selbem zum Sträußen soupieren, dann nach Hause. Band 01 (I.), Seite 28r
Peter Prokop: Die Tagebücher des Joseph Carl Rosenbaum (ÖNB SN 194- 204) - eine Arbeitstransskription.

Die nachstehende Arbeitstransskription der in der Österreichischen Nationalbibliothek (Sammlung von Handschriften und Alten Drucken) in 11 Manuskriptbänden aufbewahrten Tagebücher des gräflich Esterházyschen Sekretärs Joseph Carl Rosenbaum (1757-1829) wurde vom Autor ursprünglich für private Zwecke als Findhilfe für architekturgeschichtliche Recherchen angefertigt, um das digitale Auffinden von Personen und Zusammenhängen zu erleichtern, die im Zusammenhang mit der Arbeit am „Architektenlexikon Wien 1770-1945“ relevant wurden. Es handelt sich demnach lediglich um eine Findhilfe, keineswegs aber um eine wissenschaftlichen Ansprüchen genügende Edition. Diesem Primärzweck entsprechend, weicht die Transskription vom Originaltext in folgenden Details ab:

  • Rosenbaums biedermeierliche Schreibweise wurde modernisiert, seine Syntax jedoch weitgehend beibehalten; seine nicht immer eindeutige Interpunktation (mittels Bindestrichen) jedoch durch die heute gebräuchliche ersetzt.
  • Innerhalb der einzelnen Tageseintragungen wurden die gelegentlich vorkommenden Wiederholungen ein und desselben Sachverhaltes zusammengezogen.
  • Die von Rosenbaum ausgeschriebenen Wochentagsnamen wurden weggelassen, da mit dem Datum des jeweiligen Tageseintrags redundant. Dieses wurde im Format Jahr / Monat / Tag wiedergegeben. Die Bezeichnungen von Feiertagen wurden beibehalten. •Die ab etwa 1816 stereotyp wiederkehrenden Notizen zum täglichen Wetter und zum jeweiligen Programm der Hoftheater und des Theaters an der Wien wurden an den Beginn des jeweiligen Tageseintrages gerückt.
  • Bei Personennamen, deren Schreibweise bei Rosenbaum nicht selten variiert, wurde eine einheitliche und möglichst dokumentarisch belegte Schreibweise angewendet.
  • Fragliche Lesungen von Personen-, Ortsnamen u. dgl. wurden durch nachgestellte Fragezeichen (?) gekennzeichnet, Rosenbaumsche Abkürzungen entweder ausgeschrieben oder ihre wahrscheinliche Ergänzung in eckige Klammern gesetzt. Abgesehen davon wurde auf möglichste inhaltliche Vollständigkeit der Textwiedergabe geachtet. Kleinere Auslassungen und Tippfehler sind bei einer manuellen Eingabe von rund 9 Millionen Zeichen trotz aller Sorgfalt nicht ganz auszuschließen. Wem aber mit der raschen Auffindbarkeit von Personen, Orten, Sachbegriffen etc. gedient ist, ist eingeladen, sich dieser Ressource zu bedienen.

Der Autor ersucht lediglich um Einhaltung der üblichen Zitierungsusancen (siehe obenstehender Titel oder abgekürzt, z B. in Fußnoten Datum des zitierten Eintrages, bzw. bei Einträgen ohne Datum mit Band und pagina).


(†) Peter Prokop, Wien, im Februar 2016

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