Sprung zur TabelleSprung zum MenüSprung zur SucheHotkey Referenz
Anzeige von 216 - 220 aus 11858
Sortiere nach 
Lfd Nr Jahr Monat Tag Eintrag Namen Referenz
216 1798 3 12 Ich stand um ½ 6 h auf, verfertigte eine Bittschrift um die Vermählungserlaubnis und arbeitete dann bis nach 8 h; ging zum Fürsten unterschreiben, gab ihm meine Bittschrift und stellte ihm meine Ursachen im besten Lichte vor. Auch die Fürstin bat ich, ließ sie, da sie krank war, durch die Jungfer bitten. Da der Fürst vom Heiraten so abgeneigt ist, habe ich wenig Hoffnung. Der Fürst behandelte mich weise und gnädig. Die Fürstin Witwe versprach mir, so viel es sich tun lässt, für mich zu verwenden. Ich habe auf alles überdacht, und so mich getröstet, wozu Freund Klimbke mächtig wirkte; er goss Trost und Beruhigung in mein Herz. Nachher ging ich nach Hause und arbeitete mit besonders viel Fleiß bis ½ 2 h. Später speiste ich bei der Mama und nach 5 h besuchte ich v. Kárner, der von der Reise kam und erzählte ihm alles Geschehene. Nachher ging ich wieder zur Mama, wo ich soupierte. Wir lasen, schäkerten, und Therese und ich trösteten uns mit v. Kárners Hoffnung und Klimbkes Trost. Ich blieb bis ½ 10 h, nachher trollte ich mich nach Hause. Ich bin beruhigt, wenn nur diese fatale Geschichte nicht für mich in der Zukunft von üblen Folgen ist. Band 01 (I.), Seite 26r
217 1798 3 13 Früh vor 6 h saß ich schon am Schreibtische und arbeitete bis 9 h. Da kam Burgerth wegen Abmessung des Habers. Dann besuchte mich Klimbke mit Herrn v. Rubini, Kaufmann aus Salzburg, will die Charlotte. Ich zeigte ihm alles und arbeitete dann fort. Heute arbeitete ich die Stallordnung aus. Mittags aßen Burgerth, Hoffmann und ich beim Stern, waren lustig und hatten mit seiner Babett manchen Spaß. Abends besuchte ich v. Kárner, Therese und Klimbke, mit diesem blieb ich ein paar Stunden im Kaffeehaus, dann nahm ich die Gassmann beim Theater ab, führte sie nach Hause und ging dann zu den Drei Hacken soupieren, wo der Postkontrollor und sein Sohn meiner warteten, welche bei mir schliefen. Band 01 (I.), Seite 26r
218 1798 3 14 Der Postkontrollor und sein Sohn frühstückten bei mir; dann ging ich zum Fürsten in die Stadt, ließ unterschreiben und blieb mit meinem lieben v. Kárner. Mittags um 1 h begegnete ich meine Therese samt Mutter und Schwester, und begleitete sie nach Hause. Sie erzählten mir, dass ihnen der Fürst begegnete, besonders freundlich grüßte und lächelte. Möchte er doch mit einem Lächeln zu meiner Bitte ja sagen ! Mittags aß ich mit v. Kárner beim Steindl, dann begleitete ich ihn zu Joël. Ging zu Therese und zur Kimlin. Nach 4 h ging ich wieder zu v. Kárner, und blieb bis 6 h, dann begleitete ich ihn in der Wimmerschen (?) Angelegenheit zu Joël. Besuchte Therese, soupierte und blieb bis 9 h da. Heute war der Casentini ihre Einnahme. Band 01 (I.), Seite 26v
219 1798 3 15 Ich arbeitete zu Hause, bekam Besuche von Rubini, Soor (?) und Charles. Mittags aß ich bei Therese, besuchte dann v. Kárner, der so beschäftigt ist, dass man ihn nur bedauern kann und erzählte ihm, dass selbst die Verwendung der Fürstin fruchtlos war in Bezug auf meine Verbindung. Abends begegnete ich Agnes und die Umlaufischen Schwestern. Sie gingen mit mir bis an die Wien, da trennten wir uns. Ich ging ins Wiedner Theater, wo man die „Waldmänner“ gab, Gubich (?), ein Tenorist, auftrat und mittelmäßig spielte. Therese mit Anhang, wir schwätzten zusammen; nach dem Theater begleitete ich sie nach Hause, dann trollte ich mich meiner Heimat zu. Band 01 (I.), Seite 26v
220 1798 3 16 Früh vor 6 h arbeitete ich bis ½ 9 h, dann ging ich zum Fürsten, zu Paur in Dienstangelegenheiten, zur Fürstin Witwe, wo ich eine sehr ungünstige Nachricht hörte; zum Silberarbeiter, wo ich die silbernen Zuckerstreubüchsen bekam; zu Therese, welche eben in die Probe gefahren. Bis ½ 11 h war ich zu Hause, wo ich bis 2 h arbeitete. Mittags aß ich bei der Nannerl, schwätzte mit Hoffmann über das Theater und hatte den drolligen Gedanken, dem Kotzebue bei der Aufführung der „Silbernen Hochzeit“ ein Gedicht zu machen. Bis 4 h blieb ich zu Hause, dann ging ich zu den Handwerkern, zu v. Kárner und abends zu Theresen, welche mit der Mutter im Theater war. Ich ging eine Zeitlang spazieren, nochmals zu ihnen und soupierte da. Mit dem traurigsten Prolog erzählte mir die Mama, dass sie einen anonymen Brief erhalten hat, worin ich als ausschweifender, elender Mensch, vor welchem man sie warnt, geschildert werde. Sie verbrannte den Brief, und ich konnte ihn nicht sehen. Ich blieb ruhig dabei, denn der ehrliche Mann kann sich mit dem Bewusstsein der guten Sache schützen. Warum wagt es der Bösewicht, der mit der Maske des Freundes die Ehre, den guten Ruf eines anderen brandmarkt, sich nicht zu nennen ? Ich hasse alle anonymen Beschuldigungen ! Heute früh 6 h starb Blumauer. Band 01 (I.), Seite 26v
Peter Prokop: Die Tagebücher des Joseph Carl Rosenbaum (ÖNB SN 194- 204) - eine Arbeitstransskription.

Die nachstehende Arbeitstransskription der in der Österreichischen Nationalbibliothek (Sammlung von Handschriften und Alten Drucken) in 11 Manuskriptbänden aufbewahrten Tagebücher des gräflich Esterházyschen Sekretärs Joseph Carl Rosenbaum (1757-1829) wurde vom Autor ursprünglich für private Zwecke als Findhilfe für architekturgeschichtliche Recherchen angefertigt, um das digitale Auffinden von Personen und Zusammenhängen zu erleichtern, die im Zusammenhang mit der Arbeit am „Architektenlexikon Wien 1770-1945“ relevant wurden. Es handelt sich demnach lediglich um eine Findhilfe, keineswegs aber um eine wissenschaftlichen Ansprüchen genügende Edition. Diesem Primärzweck entsprechend, weicht die Transskription vom Originaltext in folgenden Details ab:

  • Rosenbaums biedermeierliche Schreibweise wurde modernisiert, seine Syntax jedoch weitgehend beibehalten; seine nicht immer eindeutige Interpunktation (mittels Bindestrichen) jedoch durch die heute gebräuchliche ersetzt.
  • Innerhalb der einzelnen Tageseintragungen wurden die gelegentlich vorkommenden Wiederholungen ein und desselben Sachverhaltes zusammengezogen.
  • Die von Rosenbaum ausgeschriebenen Wochentagsnamen wurden weggelassen, da mit dem Datum des jeweiligen Tageseintrags redundant. Dieses wurde im Format Jahr / Monat / Tag wiedergegeben. Die Bezeichnungen von Feiertagen wurden beibehalten. •Die ab etwa 1816 stereotyp wiederkehrenden Notizen zum täglichen Wetter und zum jeweiligen Programm der Hoftheater und des Theaters an der Wien wurden an den Beginn des jeweiligen Tageseintrages gerückt.
  • Bei Personennamen, deren Schreibweise bei Rosenbaum nicht selten variiert, wurde eine einheitliche und möglichst dokumentarisch belegte Schreibweise angewendet.
  • Fragliche Lesungen von Personen-, Ortsnamen u. dgl. wurden durch nachgestellte Fragezeichen (?) gekennzeichnet, Rosenbaumsche Abkürzungen entweder ausgeschrieben oder ihre wahrscheinliche Ergänzung in eckige Klammern gesetzt. Abgesehen davon wurde auf möglichste inhaltliche Vollständigkeit der Textwiedergabe geachtet. Kleinere Auslassungen und Tippfehler sind bei einer manuellen Eingabe von rund 9 Millionen Zeichen trotz aller Sorgfalt nicht ganz auszuschließen. Wem aber mit der raschen Auffindbarkeit von Personen, Orten, Sachbegriffen etc. gedient ist, ist eingeladen, sich dieser Ressource zu bedienen.

Der Autor ersucht lediglich um Einhaltung der üblichen Zitierungsusancen (siehe obenstehender Titel oder abgekürzt, z B. in Fußnoten Datum des zitierten Eintrages, bzw. bei Einträgen ohne Datum mit Band und pagina).


(†) Peter Prokop, Wien, im Februar 2016

Copyright © 2024 Heraldisch-Genealogische Gesellschaft "ADLER", Wien. All Rights Reserved. Austria-1095 Wien, Postfach 7, Universitätsstraße 6/9b