Die Tagebücher des Joseph Carl Rosenbaum [236]

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Früh fing ich um 6 h zu arbeiten an. Heute brachte mir Knittl (?) Halstücheln und frühstückte bei mir. Arbeitete mit angestrengten Kräften bis um ½ 3 h, dann ging ich zum Steindl essen, nachher mit v. Kárner bis ½ 7 h in sein Quartier; später begleitete ich ihn bis auf die Wieden. Viel Verdruss hatte ich heute schon im Dienste, und noch mehr Verdrießliches hörte ich von v. Kárner. Ich war auf alles dieses so ernst, so in hohem Grade missmutig, dass ich mit wahrem Ekel die Bürde dieses elenden Lebens fühle. Unsäglich quälen uns nur Ungewissheiten, und die abschreckenden Aussichten der Zukunft rauben uns auch noch die letzte Stütze, Hoffnung. Ich bin ein wahrer Ball des Schicksals, geschleudert von der Laune. O Gott ! Nimm mir mein Leben oder schenk mir Zufriedenheit. Meine Wünsche sind so klein, und alles hängt von ihrer Gewährung ab I Am 15. April also soll der entscheidende Tag sein ! Ist denn für mich kein frohes Dasein bestimmt ? Abends war ich bei Theresen, küssten uns innig und herzlich, und teilten uns unseren Schmerz mit. Das Mädchen ist so gut, ich liebe sie treu und innig, Trennung von ihr würde mir meine Ruhe rauben. Als ich um 10 h nach Hause ging, sah ich in der Stadt Feuer. Ich ging noch einmal zurück; es brannte im Arsenal aus einem Rauchfang, wurde bald gelöscht. Ich sprach den Ferd[inand] Mayer (?), empfahl mich und trollte mich voll innerer Wehmut nach Hause. Zu Hause arbeitete ich noch bis 1 h.
Band 01 (I.), Seite 28v
31.03.1798
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