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Lfd Nr Jahr Monat Tag Eintrag Namen Referenz
1001 1800 5 4 Schöne Täge. Früh arbeitete ich und erwartete Klimbke mit Nachricht von Pauer. Er sagte mir, Pauer wird suchen, es dahin zu bringen, dass man sich mit den Grafen Zeugnis begnüge. Später begegnete mir Pauer selbst und machte wieder 1000 Schwierigkeiten und setzte noch bei, er habe wenig Hoffnung es durchzusetzen, umso mehr, als Dietrichstein die Protektion nicht behalten will. Dies stimmte mich sehr um. Ich ging zu Stessel; dieser sagte mir, er habe es bei Joël wenigstens soweit gebracht, dass er nicht wieder beim Fürsten handeln wird. Später ging ich zum Theater und plauderte mit Brockmann, Ziegler und Mayer über die Aufführung der „Octavia“. Um 12 h erwartete ich Therese beim Brandl, welche von der Szilinska mit der Versicherung kam, dass sie uns sowohl beim Fürsten als beim Grafen Dietrichstein empfehlen und von ersterem eine Empfehlung bewirken wird. Mittags aß ich bei Brandl, nach Mittag besuchte ich die Barany, später Therese. Ich blieb bis 7 h, begleitete sie zum Burgtheater „Tracci amanti“, sah ins Kärntnertor-Theater, wo es auch leer war; da kam ich mit Escherich zusammen. Wir plauderten vom Theater, ich begleitete ihn auf die Landstraße und ging dann langsam zurück nach Hause. Schrieb von 8 bis 10 h, dann ging’s ins Bett. Band 02 (II.), Seite 82r
1002 1800 5 5 Ich war gestern sehr missmutig und bin es auch heute in noch höherem Grade. Früh erwartete ich Klimbke und ging um 8 h mit des Grafen Rekommandation zum Grafen Dietrichstein; wirklich ging ich mit vielem Widerwillen hin. Ich musste im Vorzimmer warten, weil Institutsdeputierte beim Grafen waren, da waren mehrere vom Hause, auch der Kanzlist. Diesem wurde als Kassier des Instituts gratuliert; welche Empfindung für mich ! Ich ging zum Grafen, übergab meine Empfehlung: „Wohl gut, ich muss noch eine vom Fürsten haben.“ Damit ging ich zu Paumgarten, Stessel und Pauer. Des Fürsten Ankunft erfuhr ich gleich, auch jene der Fürstin, ich ging zur letzteren, bat um eine Empfehlung bei Dietrichstein, welche sie auch zusagte. Stessel sprach mit dem Fürsten, der sich außerordentlich weigerte, mir eine Empfehlung zu geben; dies stimmte mich ganz um. Therese begegnete ich auf dem Michaelsplatz. Ich erzählte ihr alles und sagte, nun muss und kann uns nur die Gräfin helfen. Nach Mittag war ich bei Theresen, dann ging ich ins fürstliche Haus. Sprach mit dem Fürsten, eine ganze Stunde und bat ihn um eine schriftliche Empfehlung. Er war sehr gnädig, trug mir an, mich wieder nach Eisenstadt zu geben, welches ich aus Liebe zu Theresen nicht annehmen kann. „Haben Sie diese Kinderei noch im Kopfe ? Welcher kluge Mann wird sich an ein Weib hängen !“ Mit dieser Erklärung musste ich gehen; ging zur Fürstin, die ich nochmals bitten ließ, mich bei Dietrichstein zu empfehlen. Ich war sehr missmutig, ging ins Kärntnertor-Theater „Octavia“, dann ins Burgtheater „Soliman“, hörte das Finale im 1. Akt und die Arie Theresens im 2. Akt, welche sie sehr hübsch sang. Nach dem Theater ging ich nach Hause, aß etwas, schlief aber nicht gut. Band 02 (II.), Seite 82r
1003 1800 5 6 Früh ging ich zu Stessel, zur Barany, zur Fürstin und erfuhr, dass sie den Giáy zum Dietrichstein schicken wird, um mich zu empfehlen. Bix war bei mir und holte seine vesprochenen Bouteille Slivovitza ab. Therese war bei der Gräfin Hadik, geborener Althan, Schwester der Traun, diese und die Szilinska versprachen, sich bei Dietrichstein zu verwenden. Möchte doch diese fatale Geschichte einmal enden ! Stessel sagte mir, dass der Fürst ungehalten war, dass ich den wiederholten Antrag meiner Anstellung in Eisenstadt nicht annahm, dass er aber nicht ganz verzweifle, dass der Fürst unterschreiben wird. Nach Mittag fuhr er nach Eisenstadt. Ich ging zur Fürstin, sprach selbst mit ihr, sie war sehr gnädig und versicherte wieder, dass sie mich bei Dietrichstein empfehlen wird. Deses erzählte ich Theresen, dann schrieb ich zu Hause dem Grafen alles Geschehene. Abends ging ich ins Wiedner Theater, um die „Modesitten“ des Gewey zu sehen; ein Stück voll Laune, voll Witz, voll treffender Sätze; es gefiel sehr. Ich fand Scheiger; nach dem Theater soupierte ich mit ihm in dem so eleganten von Neumann möblierten Gastzimmer beim Löwen (?). Band 02 (II.), Seite 82v
1004 1800 5 7 Sehr ahnend (?) kühl. Bis 9 h arbeitete ich zu Hause, dann ging ich zu Giáy, zu hören, was Dietrichstein sagte. Er sagte mir, er könne ohne schriftliche Empfehlung des Fürsten nichts tun, doch wolle er bis Sonntag warten, bis der Fürst kommt, um mit ihm mündlich zu reden. Dann ging ich wegen Abstellung der Lizitation am Sonnabend zu Bernhuber, begegnete Gewey; mit diesem plauderte ich den ganzen Vormittag vom Theater. Er rezitierte mir 2 Akte von seiner „Erwine von Steinheim“, welche er travestierte. Mittags aßen wir zusammen bei Trattner. Nach Mittag besuchte ich Therese, ging nach Hause arbeiten. Abends in den Schwarzenberg-Garten, um Therese abzuholen. Ich begleitete sie nach dem Burgtheater „Pilger“; ich ging zum Scheiger soupieren. Band 02 (II.), Seite 82v
1005 1800 5 8 Früh nach 7 h ging ich zu Dietrichstein, sagte ihm alles, was zwischen mir und dem Fürsten vorfiel; er sagte mir, die Fürstin habe mich empfohlen, er wolle nun bis Sonntag warten, mit dem Fürsten selbst zu reden suchen und sich mit einer mündlichen Empfehlung begnügen. Dies alles schrieb ich gleich dem Stessel und bat für mich zu wirken. Um 10 h ging ich in den Trattnerhof, mit dem Störr Quartier anzusehen. Mittags aß ich bei Scheiger. Nach Mittag schrieb ich dem Grafen alles was vorging, und dass ich im Kaisersteinschen Hause für ihn ein passendes Quartier fand. Abends besuchte ich Therese, welche in der „Griselda“ spielte; dann ging ich ins Kärntnertor-Theater „Das Verständnis“, danach ein Ballett von Viganò „Die vom Zufall beglückten Liebenden“. Das Ballett missfiel ganz und die Verwandlungen gingen äußerst schlecht. Band 02 (II.), Seite 82v
Peter Prokop: Die Tagebücher des Joseph Carl Rosenbaum (ÖNB SN 194- 204) - eine Arbeitstransskription.

Die nachstehende Arbeitstransskription der in der Österreichischen Nationalbibliothek (Sammlung von Handschriften und Alten Drucken) in 11 Manuskriptbänden aufbewahrten Tagebücher des gräflich Esterházyschen Sekretärs Joseph Carl Rosenbaum (1757-1829) wurde vom Autor ursprünglich für private Zwecke als Findhilfe für architekturgeschichtliche Recherchen angefertigt, um das digitale Auffinden von Personen und Zusammenhängen zu erleichtern, die im Zusammenhang mit der Arbeit am „Architektenlexikon Wien 1770-1945“ relevant wurden. Es handelt sich demnach lediglich um eine Findhilfe, keineswegs aber um eine wissenschaftlichen Ansprüchen genügende Edition. Diesem Primärzweck entsprechend, weicht die Transskription vom Originaltext in folgenden Details ab:

  • Rosenbaums biedermeierliche Schreibweise wurde modernisiert, seine Syntax jedoch weitgehend beibehalten; seine nicht immer eindeutige Interpunktation (mittels Bindestrichen) jedoch durch die heute gebräuchliche ersetzt.
  • Innerhalb der einzelnen Tageseintragungen wurden die gelegentlich vorkommenden Wiederholungen ein und desselben Sachverhaltes zusammengezogen.
  • Die von Rosenbaum ausgeschriebenen Wochentagsnamen wurden weggelassen, da mit dem Datum des jeweiligen Tageseintrags redundant. Dieses wurde im Format Jahr / Monat / Tag wiedergegeben. Die Bezeichnungen von Feiertagen wurden beibehalten. •Die ab etwa 1816 stereotyp wiederkehrenden Notizen zum täglichen Wetter und zum jeweiligen Programm der Hoftheater und des Theaters an der Wien wurden an den Beginn des jeweiligen Tageseintrages gerückt.
  • Bei Personennamen, deren Schreibweise bei Rosenbaum nicht selten variiert, wurde eine einheitliche und möglichst dokumentarisch belegte Schreibweise angewendet.
  • Fragliche Lesungen von Personen-, Ortsnamen u. dgl. wurden durch nachgestellte Fragezeichen (?) gekennzeichnet, Rosenbaumsche Abkürzungen entweder ausgeschrieben oder ihre wahrscheinliche Ergänzung in eckige Klammern gesetzt. Abgesehen davon wurde auf möglichste inhaltliche Vollständigkeit der Textwiedergabe geachtet. Kleinere Auslassungen und Tippfehler sind bei einer manuellen Eingabe von rund 9 Millionen Zeichen trotz aller Sorgfalt nicht ganz auszuschließen. Wem aber mit der raschen Auffindbarkeit von Personen, Orten, Sachbegriffen etc. gedient ist, ist eingeladen, sich dieser Ressource zu bedienen.

Der Autor ersucht lediglich um Einhaltung der üblichen Zitierungsusancen (siehe obenstehender Titel oder abgekürzt, z B. in Fußnoten Datum des zitierten Eintrages, bzw. bei Einträgen ohne Datum mit Band und pagina).


(†) Peter Prokop, Wien, im Februar 2016

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