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Lfd Nr Jahr Monat Tag Eintrag Namen Referenz
1046 1800 6 18 Witterung wie gestern. Um 7 h ging ich zu Eckhart, er verordnete mir. Dann ging ich zum Grafen, arbeitete in seinen Rechnungen bis 12 h, dann ging ich mit ihm Quartier sehen. Bei Callenberg wartete ich seiner; er ließ mich vergebens warten. Ich ging nach Hause, Fiedler (?) isst bei uns. Kutschersfeld, der Elende, Undankbare, lästerte mich beim Grafen und log wegen dem Fürsten so viel vor, dass selber auf mich unwillig wurde; dies stimmte mich eine Weile um. Nach Mittag sprach ich mit Wiederkomm (?) von Eisenstadt, welcher mir viel Neues erzählte. Ich lud ihn für morgen zum Frühstück. Um 4 h ging ich zum Grafen, um 6 h nach Haus, arbeitete. Wr blieben allein, um 8 h legte ich mich ins Bett. Ich habe Schnupfen und Alteration in hohem Grad. Band 02 (II.), Seite 89r
1047 1800 6 19 Kalt; meine Alteration mehrt sich. Wiederkomm und Brandmayer frühstückten bei mir. Therese wartete um ½ 11 h auf dem Michaelsplatz; Koch, Roose und Frau und ein fremder Maler machten durch die Gefälligkeit des Cronenberg um 11 h einen Gang ins fürstlich Liechtensteinsche alte Palais, um die Kunstgalerie zu sehen, die eine vortreffliche Auswahl und zahlreiche Sammlung besitzt. Sie besteht in dem großen Saal und 15 Zimmern. Besonders sind von einem neuen Meister, Franceschini, sehr schöne große Tableaux und Ovids Verwandlungen vorhanden. Von da gingen wir in das neue Palais von Aloys Liechtenstein, sahen die Reitschule, die prächtige Bibliothek, die mich außerordentlich überraschte, das niedliche, gut eingerichtete Theater, das bequeme Bad des Fürsten, dann die mit wahrhaft orientalischem Glanz und Pracht verzierten Zimmer des Fürsten, die das so seltene Verdienst haben, dass sowohl Ausführung und Erfindung Österreichs Künstlern und Fabriken gebührt, die hier wirklich – da Geschmack, und Neuheit um den Vorzug streiten – ihren Ruhm krönten. Die ganze Gesellschaft zeichnete sich in das Bibliotheksprotokoll ein, wo wir auch Kotzebues Namen lasen. Ich fühlte die Last außerordentlich, dass ich um 3 h schon wieder zum Siegel (?) und Brandmayer fahren musste; bis 5 h war ich mit dem Grafen beschäftigt. Zu Hause fand ich die Scheiger, Albert kam auch. Ich legte mich auf’s Bett; alle weckten mich und kitzelten mich so sehr, dass ich rasende Kopfschmerzen und brennende Hitze bekam. Um 8 h ging die Hausfrau, bald darauf schlief ich ein, aber nicht ruhig; der Kopf schmerzte mich sehr. Mein gutes Weib ist so sehr um mich besorgt und deshalb wünschte ich mir noch bälder Genesung. Band 02 (II.), Seite 91r
1048 1800 6 20 Früh ging ich zum Grafen; er fuhr um 10 h nach Preßburg, von wo er auf seine Güter reist. Er gab mir 25 fl., welche ich gleich Theresen übergab. Zu Hause fand ich die so fatale Mutter, die uns mit Geschäften von der Monarchin bis 12 h ennuyierte und zugleich sagte, dass sie wegen der Audienz erst am künftigen Mittwoch nach Baden fahren wird. Dies verschlimmerte mein Fieber. Mittags aß ich sehr wenig, um 4 h legte ich mich. Therese sang im Burgtheater in „Soliman“ und erhielt im Terzett außerordentlichen Beifall; während des Theaters schlief ich. Scheiger besuchte mich, war im Schlafzimmer und ich erwachte nicht. Um 11 h legte sich Therese; wir plauderten noch lange, bis wir einschliefen. Ich habe brennende Hitze und viel Kopfweh. Band 02 (II.), Seite 89r
1049 1800 6 21 Sehr matt und voll Schmerzen befinde ich mich heute, frühstückte und aß mittags nichts. Nach Mittag besuchte mich Eckhart, versprach Montag wieder zu kommen. Später überraschte uns Rochus Hoffmann, der wegen der Vermählung seines Bruders hier ist. Abends änderte sich meine Krankheit plötzlich; wie sehr freute sich mein liebes Weib ! Ich fühlte etwas Lust zum Essen, trank Gerstenschleim, aß ein paar Eier. Blieb außer Bett bis 8 h, mit kaum merkbarer Alteration und schlief in der Nacht ziemlich gut. Band 02 (II.), Seite 89v
1050 1800 6 22 Regen und sehr schwüle Luft. Sehr viel befinde ich mich heute besser. Um 12 h ging mein Weib in die Kirche, dann zu Scheiger, welche indessen zu uns kamen, aber bald wieder gingen, um Therese nicht zu versäumen. Mit gutem Appetit aß ich zu Mittag; wie sehr dies Therese beruhigt ! Nach Tisch gab’s Verdruss, wozu der Mutter zu große Gefälligkeit der Anlass war, welcher sich aber mit einer herzlichen Versöhnung schloss. Therese ging ins Burgtheater, 2. Akt „Contadina“, sang sehr hübsch, zog das weiß atlassene Kleid an, wodurch sie außerordentlich Figur machte. Um 8 h kam sie nach Hause; wir soupierten, dann ging’s ins Bett. Mein Schlaf ist noch immer nicht ganz ruhig und immer schwitze ich. Band 02 (II.), Seite 89v
Peter Prokop: Die Tagebücher des Joseph Carl Rosenbaum (ÖNB SN 194- 204) - eine Arbeitstransskription.

Die nachstehende Arbeitstransskription der in der Österreichischen Nationalbibliothek (Sammlung von Handschriften und Alten Drucken) in 11 Manuskriptbänden aufbewahrten Tagebücher des gräflich Esterházyschen Sekretärs Joseph Carl Rosenbaum (1757-1829) wurde vom Autor ursprünglich für private Zwecke als Findhilfe für architekturgeschichtliche Recherchen angefertigt, um das digitale Auffinden von Personen und Zusammenhängen zu erleichtern, die im Zusammenhang mit der Arbeit am „Architektenlexikon Wien 1770-1945“ relevant wurden. Es handelt sich demnach lediglich um eine Findhilfe, keineswegs aber um eine wissenschaftlichen Ansprüchen genügende Edition. Diesem Primärzweck entsprechend, weicht die Transskription vom Originaltext in folgenden Details ab:

  • Rosenbaums biedermeierliche Schreibweise wurde modernisiert, seine Syntax jedoch weitgehend beibehalten; seine nicht immer eindeutige Interpunktation (mittels Bindestrichen) jedoch durch die heute gebräuchliche ersetzt.
  • Innerhalb der einzelnen Tageseintragungen wurden die gelegentlich vorkommenden Wiederholungen ein und desselben Sachverhaltes zusammengezogen.
  • Die von Rosenbaum ausgeschriebenen Wochentagsnamen wurden weggelassen, da mit dem Datum des jeweiligen Tageseintrags redundant. Dieses wurde im Format Jahr / Monat / Tag wiedergegeben. Die Bezeichnungen von Feiertagen wurden beibehalten. •Die ab etwa 1816 stereotyp wiederkehrenden Notizen zum täglichen Wetter und zum jeweiligen Programm der Hoftheater und des Theaters an der Wien wurden an den Beginn des jeweiligen Tageseintrages gerückt.
  • Bei Personennamen, deren Schreibweise bei Rosenbaum nicht selten variiert, wurde eine einheitliche und möglichst dokumentarisch belegte Schreibweise angewendet.
  • Fragliche Lesungen von Personen-, Ortsnamen u. dgl. wurden durch nachgestellte Fragezeichen (?) gekennzeichnet, Rosenbaumsche Abkürzungen entweder ausgeschrieben oder ihre wahrscheinliche Ergänzung in eckige Klammern gesetzt. Abgesehen davon wurde auf möglichste inhaltliche Vollständigkeit der Textwiedergabe geachtet. Kleinere Auslassungen und Tippfehler sind bei einer manuellen Eingabe von rund 9 Millionen Zeichen trotz aller Sorgfalt nicht ganz auszuschließen. Wem aber mit der raschen Auffindbarkeit von Personen, Orten, Sachbegriffen etc. gedient ist, ist eingeladen, sich dieser Ressource zu bedienen.

Der Autor ersucht lediglich um Einhaltung der üblichen Zitierungsusancen (siehe obenstehender Titel oder abgekürzt, z B. in Fußnoten Datum des zitierten Eintrages, bzw. bei Einträgen ohne Datum mit Band und pagina).


(†) Peter Prokop, Wien, im Februar 2016

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