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Lfd Nr Jahr Monat Tag Eintrag Namen Referenz
1011 1800 5 14 Trübe, kühl und Regen. Früh arbeitete ich bis 9 h, dann ging ich wegen des Grafen Lizitation zu Bernhuber und machte alle notwendigen Anstalten; es war Lizitation von Porzellan auf der Mehlgrube, wo ich ihn fand. Frühstückte mit Scheiger; gegen 12 h hielt ich eine Weile Kolloquium auf dem Theaterbankl. Ging nach Hause und arbeitete bis ½ 3 h. Im Trattnerhof speiste ich mit Gewey. Nach Mittag erfuhr ich von Therese, dass die Szilinska ihr versicherte, der Fürst habe mich dem Dietrichstein sicher gut empfohlen. Von da ging ich in des Grafen Haus, um von Kaunitz die Möbel alle zu übernehmen. Beim Hause machte ich erneut Bekanntschaft mit einem alten Schulkameraden, dem Kothmayer (?), welches mich freute. Abends war ich bei Therese, die Urbainschen waren auch da. Um 9 h ging ich nach Haus. Band 02 (II.), Seite 83v
1012 1800 5 15 Trübe mit Regen. Früh arbeitete ich, um 9 h ging ich auf die Mehlgrube, um von Bernhuber den Lizitationstag bestimmt zu erfahren, dann zu Stellwag, mit selbem fuhr ich wegen einer Kalesch zu Brandmayers Schupfen in die Roßau. Dann nach Hause, um 12 h in die Theaterkanzlei und zu Klingmann speisen. Während des Essens entstand ein fürchterliches Donnerwetter. Nach 3 h ging ich nach Hause, da kam eben mein Graf an. Ich plauderte mit ihm bis gegen 5 h und bat ihn, im Theater mit Dietrichstein zu reden. Ich besuchte einen Augenblick Theresen, ging dann ins Kärntnertor-Theater „Schreiner“ und „Orosko und Marilli (?)“. Der Graf und Dietrichstein saßen schon richtig zusammen. Beim Hinausgehen sagte mir der Graf: „Gehen Sie gleich zu Therese und sagen Sie ihr, alles ist richtig, das Dekret ist schon unterschrieben.“ Ich freute mich, aber es war schon zu spät, um zu Therese zu gehen. Im Hause gab mir der Portier schon das Dekret vom Dietrichstein unterschrieben, mit dessen großem Hauptkanzlei-Sigill unterdruckt und sehr schmeichelhaft abgefasst. Groß und innig war meine Freude; ich schrieb noch in der Nacht an Stessel und trug meinem Bruder auf, meiner Mutter und dem Geyersperg diese frohe Nachricht gleich zu schreiben. Wenig schlief ich in dieser Nacht; ich war sehr zufrieden. Band 02 (II.), Seite 83v
1013 1800 5 16 Ein unangenehmer Tag mit stillem Regen. Um 7 h ging ich zu Theresen, um ihr die frohe Nachricht zu sagen und ihr das schmeichelhafte Dekret lesen zu lassen; alle freuten sich mit mir. Von da ging ich zum Grafen, zum Brandl, wo ich Zehetner traf; auch diesen ließ ich das Dekret lesen. Nach 9 h war ich zu Schönfeld gebeten, mit diesem sprach ich wegen Übernahme der Kassa. Dann besuchte ich Pauer im Bureau. Klimbke, Pfersmann; alle ließ ich das so ehrenvolle Dekret lesen. Bis ½ 12 h arbeitete ich zu Haus, dann ging ich zu Brandl speisen. Nach Mittag war ich beim Grafen, dann bei Theresen, wo wir das kleine Zimmer rangierten und von unserer Einrichtung sprachen. Abends war ich beim Hausherrn und um 10 h ging ich ins Bett. Band 02 (II.), Seite 84r
1014 1800 5 17 Ein schöner, heiterer Morgen. Nach 7 h ging ich zum Grafen, später zum Dietrichstein und vor 9 h in die Institutskanzlei wegen Übernahme der Kassa und Ausfertigung der Quittungen. Der Graf empfing mich überraschend gütig, und war sehr schmeichelhaft in dem Kompliment, welches mir selber wegen meinem Dank über Erhaltung des Dekrets [machte ?]. Die Übergabe geschah in Anwesenheit von Seiten des Grafen dessen Sekretär Wokurka, 2 Ausschussmänner, Mayer und Schönfeld, und des Sekretärs Klimkowsky. Um 11 h ging ich aus der Kanzlei und zum Grafen Carl, erzählte ihm alles was vorging. Er fragte mich, ob ich auch einlegen würde. „Ja, gleich.“ „Wieviel ?“ „ Einlage und Nachtrag auf ein Jahr, 120 fl.“ Er ging zu seiner Schatulle und gab mir aus selber 120 fl. „Nehmen Sie dieses von mir als eine kleine Haussteuer.“ Wie mich das überraschte, freute, konnte ich nur fühlen. Mit ihm ging ich das Quartier zu sehen im Kaisersteinschen Haus, welches ihm gefiel. Dann ging ich mit dem Bernhuber zu sprechen auf die Mehlgrube, kaufte Kassabücher, besuchte Therese. Nur die Mutter fand ich, alles erzählte ich ihr. Sie freute sich, ich musste bei Tisch bleiben und Theresen erwarten. Nach Mittag 3 h sprach ich noch mit dem Grafen, ging mit Bernhuber die Möbel schätzen und schätzte sie auf etwas über 200 fl. Im Hereinspazieren jausneten wir im Bierhaus beim Ziegler, dann ging ich ins Kärntnertor-Theater, um dem Grafen die Schätzung zu sagen, worüber er ganz erschrak, böse wurde, und mir sagte: „Ich bin böse auf Sie, weil Sie den Pferden vom Stellwag von meinem Heu und Stroh geben ließen“. Das stimmte mich ganz um, obwohl ich mich vollständig entschuldigte. Dann ging ich ins Burgtheater „Soliman“. Therese sang sehr hübsch; ich blieb aber nur bis zur Entführungsszene. Ging nach Hause, plauderte mit meinem Hausherrn, dann ins Bett. Band 02 (II.), Seite 84r
1015 1800 5 18 Trübe, Regen und kühl. Früh arbeitete ich an der Einrichtung der Kassabücher. Um 9 h ging ich zum Grafen, sprach mit ihm wegen der Lizitation, ging zum Brandl, wo mich Therese erwartete, welche mir sagte, dass Salieri gestern alles gut aufnahm; dies freute mich. Dann ging ich zu Dr. Paumgartner, in die Theaterkanzlei, zum Brandl speisen. Nach Mittag arbeitete ich wieder in den Kassabüchern. Abends besuchte ich Theresen, wir sprachen von unserer Verbindung. Sie spielte in „Molinara“; ich ging ins Kärntnertor-Theater „Landsturm“. Scheiger war auch da. Nach dem Theater nach Hause und ins Bett. Band 02 (II.), Seite 84v
Peter Prokop: Die Tagebücher des Joseph Carl Rosenbaum (ÖNB SN 194- 204) - eine Arbeitstransskription.

Die nachstehende Arbeitstransskription der in der Österreichischen Nationalbibliothek (Sammlung von Handschriften und Alten Drucken) in 11 Manuskriptbänden aufbewahrten Tagebücher des gräflich Esterházyschen Sekretärs Joseph Carl Rosenbaum (1757-1829) wurde vom Autor ursprünglich für private Zwecke als Findhilfe für architekturgeschichtliche Recherchen angefertigt, um das digitale Auffinden von Personen und Zusammenhängen zu erleichtern, die im Zusammenhang mit der Arbeit am „Architektenlexikon Wien 1770-1945“ relevant wurden. Es handelt sich demnach lediglich um eine Findhilfe, keineswegs aber um eine wissenschaftlichen Ansprüchen genügende Edition. Diesem Primärzweck entsprechend, weicht die Transskription vom Originaltext in folgenden Details ab:

  • Rosenbaums biedermeierliche Schreibweise wurde modernisiert, seine Syntax jedoch weitgehend beibehalten; seine nicht immer eindeutige Interpunktation (mittels Bindestrichen) jedoch durch die heute gebräuchliche ersetzt.
  • Innerhalb der einzelnen Tageseintragungen wurden die gelegentlich vorkommenden Wiederholungen ein und desselben Sachverhaltes zusammengezogen.
  • Die von Rosenbaum ausgeschriebenen Wochentagsnamen wurden weggelassen, da mit dem Datum des jeweiligen Tageseintrags redundant. Dieses wurde im Format Jahr / Monat / Tag wiedergegeben. Die Bezeichnungen von Feiertagen wurden beibehalten. •Die ab etwa 1816 stereotyp wiederkehrenden Notizen zum täglichen Wetter und zum jeweiligen Programm der Hoftheater und des Theaters an der Wien wurden an den Beginn des jeweiligen Tageseintrages gerückt.
  • Bei Personennamen, deren Schreibweise bei Rosenbaum nicht selten variiert, wurde eine einheitliche und möglichst dokumentarisch belegte Schreibweise angewendet.
  • Fragliche Lesungen von Personen-, Ortsnamen u. dgl. wurden durch nachgestellte Fragezeichen (?) gekennzeichnet, Rosenbaumsche Abkürzungen entweder ausgeschrieben oder ihre wahrscheinliche Ergänzung in eckige Klammern gesetzt. Abgesehen davon wurde auf möglichste inhaltliche Vollständigkeit der Textwiedergabe geachtet. Kleinere Auslassungen und Tippfehler sind bei einer manuellen Eingabe von rund 9 Millionen Zeichen trotz aller Sorgfalt nicht ganz auszuschließen. Wem aber mit der raschen Auffindbarkeit von Personen, Orten, Sachbegriffen etc. gedient ist, ist eingeladen, sich dieser Ressource zu bedienen.

Der Autor ersucht lediglich um Einhaltung der üblichen Zitierungsusancen (siehe obenstehender Titel oder abgekürzt, z B. in Fußnoten Datum des zitierten Eintrages, bzw. bei Einträgen ohne Datum mit Band und pagina).


(†) Peter Prokop, Wien, im Februar 2016

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