Die Tagebücher des Joseph Carl Rosenbaum [1014]

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Ein schöner, heiterer Morgen. Nach 7 h ging ich zum Grafen, später zum Dietrichstein und vor 9 h in die Institutskanzlei wegen Übernahme der Kassa und Ausfertigung der Quittungen. Der Graf empfing mich überraschend gütig, und war sehr schmeichelhaft in dem Kompliment, welches mir selber wegen meinem Dank über Erhaltung des Dekrets [machte ?]. Die Übergabe geschah in Anwesenheit von Seiten des Grafen dessen Sekretär Wokurka, 2 Ausschussmänner, Mayer und Schönfeld, und des Sekretärs Klimkowsky. Um 11 h ging ich aus der Kanzlei und zum Grafen Carl, erzählte ihm alles was vorging. Er fragte mich, ob ich auch einlegen würde. „Ja, gleich.“ „Wieviel ?“ „ Einlage und Nachtrag auf ein Jahr, 120 fl.“ Er ging zu seiner Schatulle und gab mir aus selber 120 fl. „Nehmen Sie dieses von mir als eine kleine Haussteuer.“ Wie mich das überraschte, freute, konnte ich nur fühlen. Mit ihm ging ich das Quartier zu sehen im Kaisersteinschen Haus, welches ihm gefiel. Dann ging ich mit dem Bernhuber zu sprechen auf die Mehlgrube, kaufte Kassabücher, besuchte Therese. Nur die Mutter fand ich, alles erzählte ich ihr. Sie freute sich, ich musste bei Tisch bleiben und Theresen erwarten. Nach Mittag 3 h sprach ich noch mit dem Grafen, ging mit Bernhuber die Möbel schätzen und schätzte sie auf etwas über 200 fl. Im Hereinspazieren jausneten wir im Bierhaus beim Ziegler, dann ging ich ins Kärntnertor-Theater, um dem Grafen die Schätzung zu sagen, worüber er ganz erschrak, böse wurde, und mir sagte: „Ich bin böse auf Sie, weil Sie den Pferden vom Stellwag von meinem Heu und Stroh geben ließen“. Das stimmte mich ganz um, obwohl ich mich vollständig entschuldigte. Dann ging ich ins Burgtheater „Soliman“. Therese sang sehr hübsch; ich blieb aber nur bis zur Entführungsszene. Ging nach Hause, plauderte mit meinem Hausherrn, dann ins Bett.
Band 02 (II.), Seite 84r
17.05.1800
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