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Lfd Nr Jahr Monat Tag Eintrag Namen Referenz
1036 1800 6 8 Regen und kühl. Bis 8 h lag ich im Bette. Timlich (?) besuchte mich, bei welchem Billetts für uns zu stechen bestellte. Um 9 h ging ich in den Stall des Quarin. Dann frühstücken, las die Zeitungen und fand die Bestätigung, dass des Feindes Annäherung nicht unwahr ist. Die Magazine in der Stadt werden angefüllt mit Früchten, das Aufgebot wird publiziert: lauter selige (?) Vorboten des nahen Feindes. Brockmann, Frankstein, Mayer standen vor dem Theater und plauderten bis nach 12 h. Dann begegnete ich Grünwald und Grübel (?), mit diesen speiste ich in der Kugel. Nach Mittag ging ich zu Barany, dann zu Therese; gegen 6 h ins Kärntnertor-Theater „Ciabattino“ und „Alcina“. Die Viganò wurde jäh krank, nun sollte „Alcina“ nicht gegeben werden; man fand die Muzarelli, welche gleich die „Alcina“ spielte; nach der Oper kündigte dies der Hornung dem Publikum an, welche diese Gefälligkeit der Muzarelli mit allgemeinem Klatschen aufnahm, und so auch im Ballett. Ich bin neugierig, bei des Brauns Ankunft hierüber eine Äußerung zu hören. Im Theater plauderte ich unaufhörlich mit Mayer, seiner Frau und Tochter, und unterhielt mich recht gut. Band 02 (II.), Seite 87r
1037 1800 6 9 Heiter aber kühl. Früh sah ich wegen Theresens Brautschmuck nach, frühstückte im Bureau, brachte Wokurka, Dauer (?) und Klimkowsky jedem eine Bouteille Slivovitza. Um 11 h ging ich zu Therese. Ich schrieb dem Grafen, mittags aß ich auf der Mehlgrube. Nach Mittag besuchte mich Mayer. Abends ging ich mit Therese spazieren, dann ins Burgtheater „Hausfrieden“, Beck aus Weimar als Fabrizius, aber ohne Beifall. Der Graf kam von Baden, ließ mich schon an allen Ecken suchen. Im Parterre noble sprachen wir uns. Es war wegen Quartier und ich ging nochmals zu Attems. Band 02 (II.), Seite 87v
1038 1800 6 10 Ein angenehmer Tag. Früh ging ich beichten. Beinahe den ganzen Tag war ich mit dem Grafen beschäftigt wegen dem Quartier und anderen Kommissionen. Mittags aß ich bei meinem Hausherrn; da bekam ich das Fermoir und beide Ohrrngeln von Brillanten. Nach Tische machten Therese und ich dem Quarin einen Besuch, der uns sehr freundschaftlich empfing. Dann bat ich Salieri nochmals für morgen. War bei Mayer und in der Leopoldstadt „Teufelsmühle“. Es regnete außerordentlich stark. Band 02 (II.), Seite 87v
1039 1800 6 11 Tag unserer Vermählung; kalt und Regen. Schon um 4 h war ich wach, um 5 h kam Scheurich, um ¾ auf 6 ging ich mit allem bepackt zu meiner lieben Therese, gab ihr den besten Morgen und freute mich königlich, mit meinem Geschenk eine überraschende Freude zu machen, welche Freude auch mir über alle Wünsche ward. Nach 6 h gingen dann Baron Seltenhof, Salieri, Nina, Therese und ich zur Trauung nach St. Stephan in die Churkirche. Albert wartete schon unser als Priester im Messkleid. Er las die Messe, nach selber war die Trauung. Unter der Trauung und nach selber weinte die Mutter ganz erschrecklich. Um 7 h waren wir schon wieder zu Hause. Es wurde pompös gefrühstückt. Den Vormittag brachten wir mit dem Arrangieren der Möbel und Kleider zu, welche aus meiner vorigen Wohnung kamen. Wir hatten ein Familienmahl, Albert allein war unser Gast, wir speisten von unserem Silber. Nach Mittag fuhren wir nach Nussdorf; es heiterte sich aus, doch war es trübe und kotig. Bei Albert stiegen wir ab, der angenehme zwei Zimmer und eine niedliche Einrichtung hat, sahen den Pfarrgarten und gingen dann nach Heiligenstadt, das Badhaus und den Garten anzusehen. Nach Rückkehr jausneten wir beim Albert, ich schenkte ihm als Haussteuer ein Schreibpult, welches zum Stehen eingerichtet ist. Nach 7 h fuhren wir zurück, ich ging noch ins Burgtheater „Ähnlichkeit“ und Pas de deux mit der Brandi, sprach noch mit Julio Viganò wegen der Comtesse Lisi, und mit Mayer. Nach 8 h kam ich erst nach Hause, als die Mutter Theresen segnete, wovon ich auch bekam. Um 9 h lagen wir schon im Bette, und um ¾ auf 10 war der Jungfernraub schon begangen. Er kostete viel Blut. Die ganze Nacht schliefen wir wenig, Therese fast gar nichts. Nun, so endete sich dieser merkwürdige Tag, und schuf mich zum Ehemann. Band 02 (II.), Seite 87r
1040 1800 6 12 Um 6 h kam Scheurich und um 7 h stand ich auf, schrieb in meinem Tagebuch. Therese schlief bis 8 h, da weckte ich sie und wir frühstückten zusammen. Um 9 h führte ich sie zu Braunmüller, dann ging ich ins Burgtheater, wo mich Mayer und Klimbke erwarteten. Später kam auch noch Brockmann zu uns und wir gingen zusammen zur Frau v. Mayer (?), Wappenmalerin, hielten uns aber nicht auf, sondern Mayer und ich gingen auf den Hohen Markt, die Feierlichkeiten zu sehen, nachher nach Haus. Mittags aß ich mit Klimbke auf der Mehlgrube. Nach Mittag holte ich Theresen bei Braunmüller ab, wir gingen zu Salieri und mit selbem, den wir zu Hause fanden, nachher zur Cavalieri, zu Weidmann, wo wir uns mit der Frau unterhielten und sie baten, auch den Gemahl zu bitten, nächstens auf den Komödienzettel „Mme. Rosenbaum, geborene Gassmann“ drucken zu lassen. Sie schenkte Theresen ein Paar Seidenstrümpfe und seidene Strumpfbänder. Um 7 h waren wir schon zu Hause. Therese schrieb Braun nach Karlsbad. Die Mama und Nina waren in Baden. Um 8 h kamen sie zurück und aßen mit uns Suppe, dann ging’s ins Bett. Abends regnete es und wurde kalt. Band 02 (II.), Seite 88r
Peter Prokop: Die Tagebücher des Joseph Carl Rosenbaum (ÖNB SN 194- 204) - eine Arbeitstransskription.

Die nachstehende Arbeitstransskription der in der Österreichischen Nationalbibliothek (Sammlung von Handschriften und Alten Drucken) in 11 Manuskriptbänden aufbewahrten Tagebücher des gräflich Esterházyschen Sekretärs Joseph Carl Rosenbaum (1757-1829) wurde vom Autor ursprünglich für private Zwecke als Findhilfe für architekturgeschichtliche Recherchen angefertigt, um das digitale Auffinden von Personen und Zusammenhängen zu erleichtern, die im Zusammenhang mit der Arbeit am „Architektenlexikon Wien 1770-1945“ relevant wurden. Es handelt sich demnach lediglich um eine Findhilfe, keineswegs aber um eine wissenschaftlichen Ansprüchen genügende Edition. Diesem Primärzweck entsprechend, weicht die Transskription vom Originaltext in folgenden Details ab:

  • Rosenbaums biedermeierliche Schreibweise wurde modernisiert, seine Syntax jedoch weitgehend beibehalten; seine nicht immer eindeutige Interpunktation (mittels Bindestrichen) jedoch durch die heute gebräuchliche ersetzt.
  • Innerhalb der einzelnen Tageseintragungen wurden die gelegentlich vorkommenden Wiederholungen ein und desselben Sachverhaltes zusammengezogen.
  • Die von Rosenbaum ausgeschriebenen Wochentagsnamen wurden weggelassen, da mit dem Datum des jeweiligen Tageseintrags redundant. Dieses wurde im Format Jahr / Monat / Tag wiedergegeben. Die Bezeichnungen von Feiertagen wurden beibehalten. •Die ab etwa 1816 stereotyp wiederkehrenden Notizen zum täglichen Wetter und zum jeweiligen Programm der Hoftheater und des Theaters an der Wien wurden an den Beginn des jeweiligen Tageseintrages gerückt.
  • Bei Personennamen, deren Schreibweise bei Rosenbaum nicht selten variiert, wurde eine einheitliche und möglichst dokumentarisch belegte Schreibweise angewendet.
  • Fragliche Lesungen von Personen-, Ortsnamen u. dgl. wurden durch nachgestellte Fragezeichen (?) gekennzeichnet, Rosenbaumsche Abkürzungen entweder ausgeschrieben oder ihre wahrscheinliche Ergänzung in eckige Klammern gesetzt. Abgesehen davon wurde auf möglichste inhaltliche Vollständigkeit der Textwiedergabe geachtet. Kleinere Auslassungen und Tippfehler sind bei einer manuellen Eingabe von rund 9 Millionen Zeichen trotz aller Sorgfalt nicht ganz auszuschließen. Wem aber mit der raschen Auffindbarkeit von Personen, Orten, Sachbegriffen etc. gedient ist, ist eingeladen, sich dieser Ressource zu bedienen.

Der Autor ersucht lediglich um Einhaltung der üblichen Zitierungsusancen (siehe obenstehender Titel oder abgekürzt, z B. in Fußnoten Datum des zitierten Eintrages, bzw. bei Einträgen ohne Datum mit Band und pagina).


(†) Peter Prokop, Wien, im Februar 2016

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