Die Tagebücher des Joseph Carl Rosenbaum [1039]

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Tag unserer Vermählung; kalt und Regen. Schon um 4 h war ich wach, um 5 h kam Scheurich, um ¾ auf 6 ging ich mit allem bepackt zu meiner lieben Therese, gab ihr den besten Morgen und freute mich königlich, mit meinem Geschenk eine überraschende Freude zu machen, welche Freude auch mir über alle Wünsche ward. Nach 6 h gingen dann Baron Seltenhof, Salieri, Nina, Therese und ich zur Trauung nach St. Stephan in die Churkirche. Albert wartete schon unser als Priester im Messkleid. Er las die Messe, nach selber war die Trauung. Unter der Trauung und nach selber weinte die Mutter ganz erschrecklich. Um 7 h waren wir schon wieder zu Hause. Es wurde pompös gefrühstückt. Den Vormittag brachten wir mit dem Arrangieren der Möbel und Kleider zu, welche aus meiner vorigen Wohnung kamen. Wir hatten ein Familienmahl, Albert allein war unser Gast, wir speisten von unserem Silber. Nach Mittag fuhren wir nach Nussdorf; es heiterte sich aus, doch war es trübe und kotig. Bei Albert stiegen wir ab, der angenehme zwei Zimmer und eine niedliche Einrichtung hat, sahen den Pfarrgarten und gingen dann nach Heiligenstadt, das Badhaus und den Garten anzusehen. Nach Rückkehr jausneten wir beim Albert, ich schenkte ihm als Haussteuer ein Schreibpult, welches zum Stehen eingerichtet ist. Nach 7 h fuhren wir zurück, ich ging noch ins Burgtheater „Ähnlichkeit“ und Pas de deux mit der Brandi, sprach noch mit Julio Viganò wegen der Comtesse Lisi, und mit Mayer. Nach 8 h kam ich erst nach Hause, als die Mutter Theresen segnete, wovon ich auch bekam. Um 9 h lagen wir schon im Bette, und um ¾ auf 10 war der Jungfernraub schon begangen. Er kostete viel Blut. Die ganze Nacht schliefen wir wenig, Therese fast gar nichts. Nun, so endete sich dieser merkwürdige Tag, und schuf mich zum Ehemann.
Band 02 (II.), Seite 87r
11.06.1800
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