Die Tagebücher des Joseph Carl Rosenbaum [1047]

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Kalt; meine Alteration mehrt sich. Wiederkomm und Brandmayer frühstückten bei mir. Therese wartete um ½ 11 h auf dem Michaelsplatz; Koch, Roose und Frau und ein fremder Maler machten durch die Gefälligkeit des Cronenberg um 11 h einen Gang ins fürstlich Liechtensteinsche alte Palais, um die Kunstgalerie zu sehen, die eine vortreffliche Auswahl und zahlreiche Sammlung besitzt. Sie besteht in dem großen Saal und 15 Zimmern. Besonders sind von einem neuen Meister, Franceschini, sehr schöne große Tableaux und Ovids Verwandlungen vorhanden. Von da gingen wir in das neue Palais von Aloys Liechtenstein, sahen die Reitschule, die prächtige Bibliothek, die mich außerordentlich überraschte, das niedliche, gut eingerichtete Theater, das bequeme Bad des Fürsten, dann die mit wahrhaft orientalischem Glanz und Pracht verzierten Zimmer des Fürsten, die das so seltene Verdienst haben, dass sowohl Ausführung und Erfindung Österreichs Künstlern und Fabriken gebührt, die hier wirklich – da Geschmack, und Neuheit um den Vorzug streiten – ihren Ruhm krönten. Die ganze Gesellschaft zeichnete sich in das Bibliotheksprotokoll ein, wo wir auch Kotzebues Namen lasen. Ich fühlte die Last außerordentlich, dass ich um 3 h schon wieder zum Siegel (?) und Brandmayer fahren musste; bis 5 h war ich mit dem Grafen beschäftigt. Zu Hause fand ich die Scheiger, Albert kam auch. Ich legte mich auf’s Bett; alle weckten mich und kitzelten mich so sehr, dass ich rasende Kopfschmerzen und brennende Hitze bekam. Um 8 h ging die Hausfrau, bald darauf schlief ich ein, aber nicht ruhig; der Kopf schmerzte mich sehr. Mein gutes Weib ist so sehr um mich besorgt und deshalb wünschte ich mir noch bälder Genesung.
Band 02 (II.), Seite 91r
19.06.1800
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