Die Tagebücher des Joseph Carl Rosenbaum [1002]

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Ich war gestern sehr missmutig und bin es auch heute in noch höherem Grade. Früh erwartete ich Klimbke und ging um 8 h mit des Grafen Rekommandation zum Grafen Dietrichstein; wirklich ging ich mit vielem Widerwillen hin. Ich musste im Vorzimmer warten, weil Institutsdeputierte beim Grafen waren, da waren mehrere vom Hause, auch der Kanzlist. Diesem wurde als Kassier des Instituts gratuliert; welche Empfindung für mich ! Ich ging zum Grafen, übergab meine Empfehlung: „Wohl gut, ich muss noch eine vom Fürsten haben.“ Damit ging ich zu Paumgarten, Stessel und Pauer. Des Fürsten Ankunft erfuhr ich gleich, auch jene der Fürstin, ich ging zur letzteren, bat um eine Empfehlung bei Dietrichstein, welche sie auch zusagte. Stessel sprach mit dem Fürsten, der sich außerordentlich weigerte, mir eine Empfehlung zu geben; dies stimmte mich ganz um. Therese begegnete ich auf dem Michaelsplatz. Ich erzählte ihr alles und sagte, nun muss und kann uns nur die Gräfin helfen. Nach Mittag war ich bei Theresen, dann ging ich ins fürstliche Haus. Sprach mit dem Fürsten, eine ganze Stunde und bat ihn um eine schriftliche Empfehlung. Er war sehr gnädig, trug mir an, mich wieder nach Eisenstadt zu geben, welches ich aus Liebe zu Theresen nicht annehmen kann. „Haben Sie diese Kinderei noch im Kopfe ? Welcher kluge Mann wird sich an ein Weib hängen !“ Mit dieser Erklärung musste ich gehen; ging zur Fürstin, die ich nochmals bitten ließ, mich bei Dietrichstein zu empfehlen. Ich war sehr missmutig, ging ins Kärntnertor-Theater „Octavia“, dann ins Burgtheater „Soliman“, hörte das Finale im 1. Akt und die Arie Theresens im 2. Akt, welche sie sehr hübsch sang. Nach dem Theater ging ich nach Hause, aß etwas, schlief aber nicht gut.
Band 02 (II.), Seite 82r
05.05.1800
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