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Anzeige von 936 - 940 aus 11858
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Lfd Nr Jahr Monat Tag Eintrag Namen Referenz
936 1800 2 28 Sehr kalt und windig. Früh rechnete ich meine ganze Einrichtung zusammen und brachte die Summe vom 1304 fl. 12 x zusammen. Dann kam Kutschersfeld, da wurde wieder über unser Schicksal nachgedacht; die übrige Zeit arbeitete ich. Um 12 h ging ich zu Kampf, um ½ 2 h speisen. Therese war noch in der Probe. Wir aßen Schill, welcher gestern im fürstlichen Hause gekauft wurde, und besonders der guten Therese vortrefflich schmeckte. Nach Mittag blieb ich bis 6 h, begleitete sie zum Baron Müller, wo sie den Abend zubrachte. Ich ging ins fürstliche Haus; da waren Giáy und Walther, dann zu Lampl. Im Kaffeehaus kamen der Bruder und ich zusammen. Er brachte mir einen Brief von Siess, welcher mich etwas beruhigte, von der Mutter und Pointner. Meine Nacht war unruhig. Band 02 (II.), Seite 69v
937 1800 3 1 Früh fing die Übergabe der neuen Sattelkammer an den Stalldirektor Hauter an. Paur übergibt. Kutschersfeld war bei mir bis ½ 8 h, und ging dann in die Stadt. Ich arbeitete fort; um 10 h schickte ich durch meinen Bruder Theresen die gestern erhaltenen Briefe mit einem Billett, schrieb ihr auch, dass man mich zur Übergabe nicht rufte. Um 12 h kam Kutschersfeld und sagte mir, dass ich um 3 h zur Übergabe zu Hause sein soll. Bei Klimbke war ich eine Weile; dann ging ich zur Gassmann; die sagte mir, ich solle zu der Schönfeld (?) kommen, Kutschersfeld erwartete mich. Ich lief hin und vergebens. Etwas aß ich bei der Mama, mein Bruder war auch da; Therese war in der Probe, Nina bei Smitmer (?). Da kam um 2 h der Wagen, um mich abzuholen. Im Hause wartete ich auf die sogenannten Übergabsmänner, wann sie mich rufen würden. Sie kamen, ließen mich in die Reitschule rufen, trugen mir einen Sessel an und Sekretär Burgerth hielt in Gegenwart des versammelten Stallpersonals eine feierliche Vorstellung des neuen Stalldirektors Valentin Hauter. Dann schritt man zur Übergabe der Wägen, welche bis auf ein paar Anstände richtig waren. Außerst beleidigend betrug man sich gegen mich, welches wirklich mich in eine Art Wut brachte. Nach 5 h fuhren sie fort. Ich ging ins Kärntnertor-Theater: zum ersten Mal „Weiber von ehemals, Mädchen von heute“, Lustspiel von Müller (?) in Erlangen; es gefiel so halb. Therese mit Anhang war da. Diesen erzählte ich meine traurige Lage; ich war in einer rasenden Stimmung. Nach dem Theater ging ich ins Haus; da fand ich Stessel. Mit diesem plauderte ich über meine Lage bis 11 h. Dann ging ich nach Hause und hatte eine fürchterliche Nacht. Band 02 (II.), Seite 70r
938 1800 3 2 Kalt und Schnee. Schlaflos brachte ich die Nacht zu. Früh arbeitete ich an meiner Futterrechnung, weil sie gestern den Bestand zu wissen verlangten; vermutlich zielt es dahin, um sie einem anderen zu übergeben. Später kam Kutschersfeld; er trug mir an, wegen dem Wagen zur Fürstin Witwe zu gehen, welches ich für keinen Preis tun würde. Ich rangierte meine Sachen, weil ich mein Schlafzimmer dem neuen Stalldirektor überlassen muss. Mit Kutschersfeld sprach ich im Taroni wegen Batard der Fürstin Witwe, welchen samt dem Schwimmer vom Graffenburg (?) der Brandmayer hat. Beim Gönner war ich auch, nur Bedauern, und sonst nichts. Mittags sprach ich mit Stessel; noch wusste er nichts. Bei Tische fehlte Nina, sie war bei Braunmüller. Nach Mittag hatte ich wieder mit der Alten unausstehlichen Verdruss. Ich leide ohne Ende. Sie verbot mir, gegen das Mädchen meiner Seele Du zu sagen, war äußerst grob. Am Ende erklärte ich ihr mit Anstand, dass wir in den Jahren, in den Verhältnissen sind, wo der hohe Begriff der Ehre uns ewig heilig sei, darum würden wir den bisher mit Hoffnung einer Erlösung erlittenen Zwang ablegen, werden zusammen Theater besuchen, Spaziergänge machen und überall da erscheinen, wo Sittlichkeit und Wohlstand es erlauben. Das brachte die boshafte Alte beinahe in Wut. Nina erschien; ich ging in der traurigsten Stimmung ins Kärntnertor-Theater. Zum ersten Male „Paul und Virginie“, eine mittelmäßige Oper, welche ganz durchfiel und am Ende zum ersten Mal ganz ausgezischt wurde. Simoni prellte sich beim Herabspringen vom Felsen den Fuß, dies machte sie noch geschwinder enden. Therese bat ich zu schreiben, da sie im 1. Akt frei ist. Sie schrieb und schickte nichts; in meiner Situation kränkte mich dies außerordentlich. Nach dem Theater sprach ich mit ihr auf der Bühne. Ihre knechtische Furcht vor ihrer bösen Mutter, ihr Wollen, und nicht Wollen brachte mich voll um den Verstand. Ich sagte ihr, dass sie mich ganz opfere, dass ich ihr fluchen müsste, dass ich sie nicht sehen kann und morgen nicht komme. So schied ich von dem besten, aber auch schwächsten Mädchen. Zu Hause erzählte mir Stessel, dass Joël ihm sagte, ich hätte Haber verkauft, und da ich hier ganz unnötig bin, werde man mich hinab auf Eisenstadt geben. Hauter versicherte ihm, dass er keinen Rechnungsführer brauche, keinen neben sich duldete und dass ich sicher weg muss. Noch sagte Joël, dass meine Rechnungen von 1798 und 1799 nochmals würden revidiert; welch schändliches Misstrauen ! Bei Gott ! Zuviel Qual auch für die leichtsinnigste Kreatur. Ich fürchte all dem Elend zu unterliegen. Elend und in Verzweiflung brachte ich die Nacht zu. Band 02 (II.), Seite 70r
939 1800 3 3 Noch war es finster, und ich war aus dem Bette. Von Theresen erhoffte ich doch früh, aber vergebens ein Billett. Auch sie verlässt mich ! Mich martert alles; alle Leiden haben einen Bund gemacht, mich zu morden ! Ich untersuchte und schloss meine Futterrechnung ab. Hauter ließ mir das Quartier absagen; wie froh bin ich, er wohnt bei seiner Kreatur, dem undankbaren Sattelknecht. Heute dankte ich auch meinen Friseur ab. Kutschersfeld kam mit dem Zettel von der Stadt wegen Berichtigung der Wägen, welches mich etwas beruhigte. Jetzt ist es ½ 10 h und noch kamen die großen Männer nicht. Wenn doch nur dieses Geschäft vorüber wäre ! Ein Sturm verjagt den anderen. Um 10 h kamen die großen Namen, um ½ 12 h war alles geendet, und besser, als ich hoffen konnte. Ich ging in die Stadt, ins Haus, zu Klimbke. Da wurde verabredet, dass morgen bei Kllimbke in Gesellschaft von Pfersmann, Brockmann, Mayer, Roose und meinem Bruder der von mir verlorene Schill gegessen wird. Ich zahlte, werde dabei sein, aber mit welchem Mut ! Mit Roose aß ich im Schenken(?)-Bierhaus, nach Mittag ging ich mit Klimbke [ins] Kaffeehaus. Mein Bruder kam und sagte mir, Kutschersfeld wäre bei Gassmann und erzählte, dass ich morgen Rechnung ablegen und nach Eisenstadt wandern müsste; setzte aber hinzu. „Er geht nicht.“; da sagte die alte Bestie: „Warum nicht ? Es ist doch besser als gar nichts.“ Im Hause war ich bei der Babett. Hauter begegnete mir und sah mich gar nicht an. Stessel wünschte ich zu sehen, fand ihn aber nicht. Abends war ich eine Weile im Theater; dann bei Lampl; nie war ich in einer traurigeren Stimmung; jetzt ist alles auf dem Spiel. Kutschersfeld wollte ich sprechen und fand ihn nirgends. Von Theresen sah und hörte ich nichts den ganzen Tag. Band 02 (II.), Seite 70v
940 1800 3 4 Kalt, aber heiter. Früh ließ mir der Sattelknecht sagen, dass ich um 10 h zum Sekretär Burgerth kommen möchte, Hauter, Sattelknecht und Pfau müssen erscheinen; vermutlich die Übergabe meiner Rechnung. Auch heute ließ mir Therese nichts sagen; auch sie kränkt mich auf’s Äußerste. Das Schicksal bürdet mir mehr auf, als ich tragen kann; ein Schlag noch und ich unterliege und bin nicht mehr. Um 9 h ging ich zum Stessel, da erfuhr ich, dass wegen Haberverkauf und einer Passierung wegen Insurrektions-Schabracken Untersuchung sei. Um 10 h ging ich zu Burgerth, wo also alles untersucht und nichts gefunden wurde. Ich ärgerte mich außerordentlich, denn tief kränkte mich der schändliche Verdacht. Um 12 h ging ich weg, da begegnete mir Joël und forderte mich zu einem Geständnis auf, wozu ich gar nichts weiß, dies antwortete ich ihm trocken. Mittags war heute bei Klimbke die von mir verlorene Schill-Tafel; mit welchem Mute ich da saß, lässt sich leicht denken. Nach Mittag ging ich ins Rote Haus um meine Handbücher, weil ich nach Mittag wieder hier sein sollte. Sprach beim Theater mit Kutschersfeld, dann mit Stessel, endlich zu Burgerth. Er hatte vom Fürsten Beschäftigung und so unterblieb‘s heute. Im Hause wartete ich bis 5 h dem Husaren, er kam nicht. Paur sprach ich in Angelegenheiten, dann war ich bei Lampl. Ich hatte wieder eine schreckliche Nacht. Band 02 (II.), Seite 71r
Peter Prokop: Die Tagebücher des Joseph Carl Rosenbaum (ÖNB SN 194- 204) - eine Arbeitstransskription.

Die nachstehende Arbeitstransskription der in der Österreichischen Nationalbibliothek (Sammlung von Handschriften und Alten Drucken) in 11 Manuskriptbänden aufbewahrten Tagebücher des gräflich Esterházyschen Sekretärs Joseph Carl Rosenbaum (1757-1829) wurde vom Autor ursprünglich für private Zwecke als Findhilfe für architekturgeschichtliche Recherchen angefertigt, um das digitale Auffinden von Personen und Zusammenhängen zu erleichtern, die im Zusammenhang mit der Arbeit am „Architektenlexikon Wien 1770-1945“ relevant wurden. Es handelt sich demnach lediglich um eine Findhilfe, keineswegs aber um eine wissenschaftlichen Ansprüchen genügende Edition. Diesem Primärzweck entsprechend, weicht die Transskription vom Originaltext in folgenden Details ab:

  • Rosenbaums biedermeierliche Schreibweise wurde modernisiert, seine Syntax jedoch weitgehend beibehalten; seine nicht immer eindeutige Interpunktation (mittels Bindestrichen) jedoch durch die heute gebräuchliche ersetzt.
  • Innerhalb der einzelnen Tageseintragungen wurden die gelegentlich vorkommenden Wiederholungen ein und desselben Sachverhaltes zusammengezogen.
  • Die von Rosenbaum ausgeschriebenen Wochentagsnamen wurden weggelassen, da mit dem Datum des jeweiligen Tageseintrags redundant. Dieses wurde im Format Jahr / Monat / Tag wiedergegeben. Die Bezeichnungen von Feiertagen wurden beibehalten. •Die ab etwa 1816 stereotyp wiederkehrenden Notizen zum täglichen Wetter und zum jeweiligen Programm der Hoftheater und des Theaters an der Wien wurden an den Beginn des jeweiligen Tageseintrages gerückt.
  • Bei Personennamen, deren Schreibweise bei Rosenbaum nicht selten variiert, wurde eine einheitliche und möglichst dokumentarisch belegte Schreibweise angewendet.
  • Fragliche Lesungen von Personen-, Ortsnamen u. dgl. wurden durch nachgestellte Fragezeichen (?) gekennzeichnet, Rosenbaumsche Abkürzungen entweder ausgeschrieben oder ihre wahrscheinliche Ergänzung in eckige Klammern gesetzt. Abgesehen davon wurde auf möglichste inhaltliche Vollständigkeit der Textwiedergabe geachtet. Kleinere Auslassungen und Tippfehler sind bei einer manuellen Eingabe von rund 9 Millionen Zeichen trotz aller Sorgfalt nicht ganz auszuschließen. Wem aber mit der raschen Auffindbarkeit von Personen, Orten, Sachbegriffen etc. gedient ist, ist eingeladen, sich dieser Ressource zu bedienen.

Der Autor ersucht lediglich um Einhaltung der üblichen Zitierungsusancen (siehe obenstehender Titel oder abgekürzt, z B. in Fußnoten Datum des zitierten Eintrages, bzw. bei Einträgen ohne Datum mit Band und pagina).


(†) Peter Prokop, Wien, im Februar 2016

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