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Lfd Nr Jahr Monat Tag Eintrag Namen Referenz
916 1800 2 8 Früh und mittags arbeitete ich ununterbrochen. Ich machte auch Kutschersfeld eine Erklärung, weil er die Gelder von den verkauften Pferden zurückhielt. Klimbke besuchte mich, seinem Bruder schickte ich ein englisches Pferdedeckerl. Mittags sprach ich mit Stessel, erfuhr aber nichts Neues. Nach Mittag 4 h ging ich wegen der Steinkohlenwaage zu Brandl, dann auch zur Gruber. Abends ging ich in die Theaterkanzlei, dann ins Burgtheater. Man gab „Leichtsinn und gutes Herz“ und die „Seltsame Audienz“. Therese mit Anhang waren auch da; wir plauderten. Nach dem Theater ging ein jeder gleich nach Hause. Früh bemerkte ich im Genick und an der rechten Schulter eine Verrenkung, die mich den ganzen Tag sehr genierte. Band 02 (II.), Seite 66r
917 1800 2 9 Kalt und gefroren. Schon um 6 h früh kam Kutschersfeld und jammerte, dass der Graf ihn gestern besuchte und sagte, dass es um unser beider Entlassung angetragen sei. Mich erschütterte dies nicht sehr, weil ich schon gewohnt, gerade das Gegegenteil von dem erdulden zu müssen, was mein Herz wünscht, und ich mich Recht fordern kann. Bis 10 h arbeitete ich, dann ging ich ins Haus, wo ich Theresens Redoutebillett erhielt und selbes dem Kampf brachte; jenes vom Klingmann gab ich gestern dem Geyersperg. Auch zu den Jungfern ging ich, um etwas Angenehmes zu erfahren, erfuhr nichts. Die Fürstin aber kam heraus, ich oder Therese möchte suchen, mit der Kammerfrau Ducrez (?) der Kaiserin bekannt zu werden, dass sie im Namen der Kaiserin zum Stephan Zichy sagte, der Fürst möchte die Heirat doch erlauben, die Kaiserin ist der Gassmann gewogen und sähe es gern. Die Fürstin glaubt, auf diese Art ginge es gewiss. Mittags sagte ich es Therese. Morgen wird sie zur Traun gehen und sie bitten. Ich zweifle an allem guten Erfolg. Kutschersfeld ließ mich nach 11 h an allen Orten suchen, man fand mich im Hause und ich ging zur Huber. Da hörte ich den Spektakel, welchen der Schwester ihr Mann mit noch 2 anderen Männern anfing. Dringend bat man mich, zur Polizei zu gehen und um Genugtuung zu bitten; das Weib ging mit. Klimbke war mein Führer. Ich schämte mich außerordentlich, als ich erfuhr, dass sie bei der Polizei schon lange als eine Canaille bekannt sei; in welchem Lichte mag ich wohl vor Löwenau (?) und Hofer (?) erschienen sein ! Dieses Streichs will ich ewig gedenken ! Bei Tische war ich sehr ernst. Nach Mittag spielte ich mit der Mama. Abends war ich bei Czech und Lampl; da hörte ich auch Gewinsel und Jammern; so ist mein Leben eine Kette von Elend. Abends nach 9 h ging ich nach Hause und ins Bett; ich schlief so ziemlich gut. Band 02 (II.), Seite 66r
918 1800 2 10 Kalt und trocken. Früh plauderte ich mit Kutschersfeld über unsere Leiden, dann arbeitete ich bis Mittag. Mein Bruder schlief nicht zu Hause und war im Ball. Zu Hause habe ich die summarischen Kosten von 1799 ausgearbeitet. Mittags 12 h ging ich zu Klimbke. Therese fand ich mit Nina und Rosalie auf der Bastei, wohin Klimbke, Klingmann und ich gingen; wir spazierten zusammen. Therese war bei der Traun; sie will sich Mühe geben, sie mit der Ducrez bekannt zu machen und so den von der Fürstin vorgeschlagenen Weg einzuleiten. Ich habe keine gute Hoffnung; wir können und werden nicht glücklich sein. Da wir nach Hause kamen, machte die Alte wieder Übungen in ihrer Bosheit und verbitterte mir das Essen. Nach Tisch ging ich gleich, auch Therese und Nina gingen zu Quarin; ich begleitete die Mädchen zu ihm. Im Tor begegnete mir der Lewenczer Inspektor Fábrinyi, welcher mir von Siess einen Brief brachte, worin er mich anwies, den Kauf von zwei Schiffen zu berichtigen; dann ging ich gleich zum Wilden Mann in seine Wohnung und fuhr mit ihm zum Schiffmeister Seiler in die Leopoldstadt. Der Akkord wurde geschlossen. Wir fuhren zurück und am Gasthof begegnete mir Czech. Mit diesem fuhr ich nochmals in die Leopoldstadt, um Quartier anzusehen, welches aber nichts taugt. Den Abend blieb ich da und nach 9 h ging ich nach Hause und ins Bett. Therese schickte ich heute Bärenpratzen. Band 02 (II.), Seite 66v
919 1800 2 11 Sehr kalt. Früh plauderte ich mit Kutschersfeld, dann kam ein Schiffsknecht vom Seiler und brachte die Nachricht, dass sein Herr die 2 Schiffe nicht anders als für 1400 fl. liefern könnte. Gleich schickte ich ihn mit der Nachricht zu Fábrinyi, er konnte aber nichts unternehmen ohne die Genehmigung vom Siess, welchem ich auch nach Mittag schrieb. Mittags ging ich zu Klimbke, dann zum Speisen, wo alles sehr verdrießlich war. Gleich nach Mittag besuchte ich Fábrinyi, dann Brandl, mit diesem Gottlieb, Gruber. Ging ins Marinellische Theater; man gab „Die Jakobiner in Deutschland“. Beim 1. Akt kam Kutschersfeld und mein Bruder, ruften mich weg, sagten mir den Tod der Huber; und bat mich wegen Vollziehung des Testaments. Ich ging hinauf; sie lag schon auf dem Laden. Ich nahm das Testament und die Versatzzetteln und ging in die Sattlerei, wo mich Kutschersfeld erwartete. Ich erzählte ihm die Streiche der Mutter und Schwester; gingen zusammen ins Kärntnertor-Theater; man gab zum ersten Mal „Das Billett“. Barany und Mädl waren mit dem Bruder da. Nach dem Theater gingen wir nach Hause. Band 02 (II.), Seite 66v
920 1800 2 12 Sehr kalt. Die ganze Nacht konnte ich nicht schlafen; ich träumte über den Tod der Huber. Früh debattierte ich mit Kutschersfeld wegen der Leiche und Testament. Später kam auch Klimbke und brachte das Testament um 10 h ging ich in die Stadt zur Huber und machte Anstalten zur Leiche. Kutschersfeld machte mir ein Präsent mit dem blau lackierten Tisch. Dann ging ich zu Fábrinyi, zu Klimbke, der mich in den Redoutensaal führte, wo ich die Probe zum Fahnentanze und die Zubereitungen zum Feste der Kaiserin zum Geburtstage ihres Gemahls ansah. Mittags war ich äußerst über Theresens Schwatzhaftigkeit aufgebracht; die stimmt meine düstere Laune ganz um. Nach Mittag ging ich ins Haus und hörte da den Verlust der freien Apotheke. Dies kränkte mich sehr. Ein trauriger Vorbote, dem noch … vielleicht gar der Verlust des Dienstes folgen werden. Abends war ich noch bei Czech und erfuhr die Bestellung des Quartiers der Barany, welches mir angenehm war. Brandl machte mir auch einen Besuch. Abends war ich im Burgtheater, Kutschersfeld, Therese und Anhang waren auch da. Man gab zum zweiten Mal das „Billett“ und zum ersten Mal „Das Gedicht“ von Falk. Etwas Schlechteres hat man noch nie gehört, aber auch mir hat etwas so im äußersten Grade missfallen. Therese machte mir auch Verdruss und so hatte ich einen sehr traurigen Abend. Band 02 (II.), Seite 67r
Peter Prokop: Die Tagebücher des Joseph Carl Rosenbaum (ÖNB SN 194- 204) - eine Arbeitstransskription.

Die nachstehende Arbeitstransskription der in der Österreichischen Nationalbibliothek (Sammlung von Handschriften und Alten Drucken) in 11 Manuskriptbänden aufbewahrten Tagebücher des gräflich Esterházyschen Sekretärs Joseph Carl Rosenbaum (1757-1829) wurde vom Autor ursprünglich für private Zwecke als Findhilfe für architekturgeschichtliche Recherchen angefertigt, um das digitale Auffinden von Personen und Zusammenhängen zu erleichtern, die im Zusammenhang mit der Arbeit am „Architektenlexikon Wien 1770-1945“ relevant wurden. Es handelt sich demnach lediglich um eine Findhilfe, keineswegs aber um eine wissenschaftlichen Ansprüchen genügende Edition. Diesem Primärzweck entsprechend, weicht die Transskription vom Originaltext in folgenden Details ab:

  • Rosenbaums biedermeierliche Schreibweise wurde modernisiert, seine Syntax jedoch weitgehend beibehalten; seine nicht immer eindeutige Interpunktation (mittels Bindestrichen) jedoch durch die heute gebräuchliche ersetzt.
  • Innerhalb der einzelnen Tageseintragungen wurden die gelegentlich vorkommenden Wiederholungen ein und desselben Sachverhaltes zusammengezogen.
  • Die von Rosenbaum ausgeschriebenen Wochentagsnamen wurden weggelassen, da mit dem Datum des jeweiligen Tageseintrags redundant. Dieses wurde im Format Jahr / Monat / Tag wiedergegeben. Die Bezeichnungen von Feiertagen wurden beibehalten. •Die ab etwa 1816 stereotyp wiederkehrenden Notizen zum täglichen Wetter und zum jeweiligen Programm der Hoftheater und des Theaters an der Wien wurden an den Beginn des jeweiligen Tageseintrages gerückt.
  • Bei Personennamen, deren Schreibweise bei Rosenbaum nicht selten variiert, wurde eine einheitliche und möglichst dokumentarisch belegte Schreibweise angewendet.
  • Fragliche Lesungen von Personen-, Ortsnamen u. dgl. wurden durch nachgestellte Fragezeichen (?) gekennzeichnet, Rosenbaumsche Abkürzungen entweder ausgeschrieben oder ihre wahrscheinliche Ergänzung in eckige Klammern gesetzt. Abgesehen davon wurde auf möglichste inhaltliche Vollständigkeit der Textwiedergabe geachtet. Kleinere Auslassungen und Tippfehler sind bei einer manuellen Eingabe von rund 9 Millionen Zeichen trotz aller Sorgfalt nicht ganz auszuschließen. Wem aber mit der raschen Auffindbarkeit von Personen, Orten, Sachbegriffen etc. gedient ist, ist eingeladen, sich dieser Ressource zu bedienen.

Der Autor ersucht lediglich um Einhaltung der üblichen Zitierungsusancen (siehe obenstehender Titel oder abgekürzt, z B. in Fußnoten Datum des zitierten Eintrages, bzw. bei Einträgen ohne Datum mit Band und pagina).


(†) Peter Prokop, Wien, im Februar 2016

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