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Lfd Nr Jahr Monat Tag Eintrag Namen Referenz
911 1800 2 3 Mir ist gar nicht wohl. Nach 6 h kam Kutschersfeld und verlangte, ich sollte für seinen Buben eine Bittschrift zur Erhaltung der Steinkohlenverrechnung verfertigen, welches ich auch tat. Ich aber schrieb gleich hierüber dem Siess; überall Kränkung, nirgends frohe Aussicht in die Zukunft. Siess schrieb ich auch, dass es für mich die äußerste Kränkung und Herabwürdigung wäre, wenn man ein in der Folge wichtiges Geschäft einem ungebildeten Knaben oder fälligem Greise überließe. Therese war bei der Traun und erhielt die Antwort, dass man Zeit lassen möchte und die Szilinska würde es gewiss bewirken. Nach Mittag ging ich zu Stessel, war lange mit ihm, Joël und Burgerth kamen auch. Wir plauderten von neuen Einschränkungen, Joël machte den Vorwurf, dass der Stall im Jahre 1799 20.000 fl .kostete, was ich rechtfertigte. Heute kam der zweite neue Wäschekasten Band 02 (II.), Seite 65r
912 1800 2 4 Früh kam Kutschersfeld und sagte mir, dass ihn die Szilinska versicherte, dass der Fürst meine Vermählung erlaube, nur möchte man ihm aus wichtigen Gründen Zeit lassen: dann plauderten wir vom Hauswesen und unseren Einrichtungen: ich arbeitete bis 12 h und ging dann zum Vetter Uhrmacher wegen Mehl, schickte dasselbe in 4 Teile und erntete damit Zufriedenheit. Im Hause ließ mich die Babett rufen und sagte mir, die Fürstin hätte ihr den Auftrag gemacht, Therese rufen zu lassen, und sie versichern zu lassen, dass wir die Heiratserlaubnis in einigen Tagen sicher erhalten werden; nur Versicherungen, die wir leider schon so oft erhielten. Dann ging ich zu Klimbke; zum Speisen; da gab’s wieder Sturm, und die Alte lag im Bette. Wir aßen und blieben den Nachmittag bis 5 h allein; die Fritzi (?) und mein Bruder kamen auch, wir waren so ziemlich gelaunt. Abends suchte ich Stessel vergebens. War eine Weile bei Lampl, dann ging ich ins Burgtheater. Man gab „Molinara“; Therese war nicht besonders bei Stimme. Ich begleitete sie zum Wagen und ging dann nochmals, den Pas de deux zu sehen, weil es mir zu früh war. Um ½ 11 h, ich lag und schlief schon halb, pochte Kutschersfeld und kam mit einem Gewinsel, und klagte, dass die Huber sterbe, und vielleicht gar schon tot sei; er bat mich, mit ihm eilends hinein zu gehen. Ich raffte mich zusammen und ging mit ihm hinein. Es war ein grässlicher Anblick, die Sterbende zu sehen. Ich fand den Herbeck (?), er verschrieb ihr etwas und sie erholte sich. Unten wartete meiner Kutschersfeld. Bis ¼ auf 1 h blieben wir, dann gingen wir nach Hause; aber ich schlief wenig. Kutschersfeld dachte ich mir so traurig, als ich ihn kniend und in Tränen sah. Band 02 (II.), Seite 65v
913 1800 2 5 Beim Erwachen war ich sehr matt. Schon um 6 h kam Kutschersfeld, bei mir erwartete er die Nachricht des Besserbefindens. Ich machte ihm den Aufsatz zu einem Testament und ging dann damit um 11 h in die Stadt, unterschrieb aber nicht. Dann ging ich zu Stessel, plauderte mit ihm bis ½ 2 h; dann ging ich zum Speisen. Köstler schickte mir einen Rosenkranz, sehr klein, und ein Herz von Schildkrot, welches in Gold gefasst ist. Beides schenkte ich Theresen; ihre Freude darüber machte mir Freude. Nach Mittag besuchte ich Klob, wurde aber durch die Sepherl gleich weggerufen, weil mich Kutschersfeld zur Huber bitten ließ. Ich fand sie wieder schlechter, der Substitut vom Herbeck war da. Ich persuadierte selbe zu unterzeichnen und es gelang mir auch. Wir unterschrieben als Zeugen und so ward auch das geendigt. Dann bestellte ich für Kutschersfeld einige Kommissionen, ging zu Klimbke und gegen 7 h zu Lampl, wo ich den Abend war. Nach 9 h wartete Kutschersfeld meiner, auch des Bruders, und zusammen gingen wir nach Haus. Band 02 (II.), Seite 65v
914 1800 2 6 Es schneit sehr stark. Früh 6 h fing ich zum Arbeiten an, um 8 h fuhr ich mit Kutschersfeld zum Fürsten, um unterschreiben zu lassen; der Fürst bestellte mich auf morgen. Ich ging mit Kutschersfeld zur Huber, sie hatte sich etwas erholt. Dann blieb ich im Hause, plauderte eine Weile mit Stessel, ging zu Klimbke und ließ mir 6 Pfund Schokolade holen. Bei Tisch war ich sehr ernst und äußerst übel gestimmt. Nach Mittag ging ich ins Dorotheer-Kaffeehaus, fand den Klimbke und mit selbem in die Kanzlei. Wir arbeiteten zusammen an der Einrichtung der Hausrechnung des Grafen (?) Laconky (?). Nach 6 h ging ich ins Haus, nahm Gefrorenes mit und ging zu Lampl, wo ich den Abend war. Kutschersfeld und Bruder warteten meiner und um ½ 10 h gingen wir nach Hause. Mir war nicht ganz wohl und ich schlief unruhig. Band 02 (II.), Seite 65v
915 1800 2 7 Gestern feierte man die Exequien Pius' VI. bei St. Stephan. Er war über 80 Jahre alt und 25 Jahre weniger 6 Monate Papst; seit dem ersten Papst trug er den Hirtenstab am längsten. Um 8 h fuhren Kutschersfeld und ich zum Fürsten, ich ließ unterschreiben, er sprach von meinen Angelegenheiten kein Wort. Von da ging ich zu Stessel, er versicherte mir, dass bei der Session bestimmt wurde, dass ich vermutlich den von jährlich 15.000 fl. ausfallenden Betrag empfangen und dann alle Auszügeln selbst auszahlen werde; dies wäre mir sehr angenehm, und eben weil ich es wünschte, wird es nicht geschehen. Beim Gönner war ich auch, er empfing mich sehr gnädig und fragte mich, ob ich zu ihm dürfe, da ich mit mehreren anderen beim Fürsten als sein Anhänger angeklagt bin. Stessel kam auch, und als dieser ging, ging ich mit. Später machte ich einen Besuch bei Klimbke, dann ging ich speisen. Es war als Gast die Hofwäscheverwahrerin Rodler (?) da; ich konnte das Essen nicht einmal mehr auswarten, ging zu Stessel, wo ich den meisten Teil des Tages war. Abends war ich bei Czech (?), dann ging ich ins Kärntnertor-Theater, wo ich Therese, Nina und Mama fand. Es war sehr voll und sie machten mir Platz. Man gab „Emilia Galotti“, die Toldt (?) spielte die Emilia und wirklich nicht ohne verdienten Beifall. Sie wurde ausgerufen, hielt aber wie bei ihrer ersten Erscheinung einen albernen Epilog. Band 02 (II.), Seite 65v
Peter Prokop: Die Tagebücher des Joseph Carl Rosenbaum (ÖNB SN 194- 204) - eine Arbeitstransskription.

Die nachstehende Arbeitstransskription der in der Österreichischen Nationalbibliothek (Sammlung von Handschriften und Alten Drucken) in 11 Manuskriptbänden aufbewahrten Tagebücher des gräflich Esterházyschen Sekretärs Joseph Carl Rosenbaum (1757-1829) wurde vom Autor ursprünglich für private Zwecke als Findhilfe für architekturgeschichtliche Recherchen angefertigt, um das digitale Auffinden von Personen und Zusammenhängen zu erleichtern, die im Zusammenhang mit der Arbeit am „Architektenlexikon Wien 1770-1945“ relevant wurden. Es handelt sich demnach lediglich um eine Findhilfe, keineswegs aber um eine wissenschaftlichen Ansprüchen genügende Edition. Diesem Primärzweck entsprechend, weicht die Transskription vom Originaltext in folgenden Details ab:

  • Rosenbaums biedermeierliche Schreibweise wurde modernisiert, seine Syntax jedoch weitgehend beibehalten; seine nicht immer eindeutige Interpunktation (mittels Bindestrichen) jedoch durch die heute gebräuchliche ersetzt.
  • Innerhalb der einzelnen Tageseintragungen wurden die gelegentlich vorkommenden Wiederholungen ein und desselben Sachverhaltes zusammengezogen.
  • Die von Rosenbaum ausgeschriebenen Wochentagsnamen wurden weggelassen, da mit dem Datum des jeweiligen Tageseintrags redundant. Dieses wurde im Format Jahr / Monat / Tag wiedergegeben. Die Bezeichnungen von Feiertagen wurden beibehalten. •Die ab etwa 1816 stereotyp wiederkehrenden Notizen zum täglichen Wetter und zum jeweiligen Programm der Hoftheater und des Theaters an der Wien wurden an den Beginn des jeweiligen Tageseintrages gerückt.
  • Bei Personennamen, deren Schreibweise bei Rosenbaum nicht selten variiert, wurde eine einheitliche und möglichst dokumentarisch belegte Schreibweise angewendet.
  • Fragliche Lesungen von Personen-, Ortsnamen u. dgl. wurden durch nachgestellte Fragezeichen (?) gekennzeichnet, Rosenbaumsche Abkürzungen entweder ausgeschrieben oder ihre wahrscheinliche Ergänzung in eckige Klammern gesetzt. Abgesehen davon wurde auf möglichste inhaltliche Vollständigkeit der Textwiedergabe geachtet. Kleinere Auslassungen und Tippfehler sind bei einer manuellen Eingabe von rund 9 Millionen Zeichen trotz aller Sorgfalt nicht ganz auszuschließen. Wem aber mit der raschen Auffindbarkeit von Personen, Orten, Sachbegriffen etc. gedient ist, ist eingeladen, sich dieser Ressource zu bedienen.

Der Autor ersucht lediglich um Einhaltung der üblichen Zitierungsusancen (siehe obenstehender Titel oder abgekürzt, z B. in Fußnoten Datum des zitierten Eintrages, bzw. bei Einträgen ohne Datum mit Band und pagina).


(†) Peter Prokop, Wien, im Februar 2016

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