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Lfd Nr Jahr Monat Tag Eintrag Namen Referenz
931 1800 2 23 Um 6 h kam Kutschersfeld, ging aber gleich in die Stadt. Mit meinem Bruder habe ich viel Sorgen, der Bursche ist so nachlässig, unordentlich und vergessen, dass ich mich fürchte, ihn gut fortzubringen. Gegen 9 h kam Klimbke, als ich schon im Ausgehen war; er begleitete mich ins Haus und zum Gönner. Beim Gönner blieb ich lange, er zahlte mir die Fourage und sagte, seine Pferde kämen morgen aus dem Hause. In der Kanzlei erhielt ich von Mayer 2 und von Pfersmann 1 Redoute-Billetts, welche ich dem Fajt und dem Patsch gab. Klimbke besuchte ich, blieb bis 12 h, machten eine Promenade, ging dann zum Speisen. Therese fand ich allein; sie war bei der Traun, welche ihr gar nichts Tröstliches sagte. Alles stürmt auf mich ein, ich bin täglich düsterer. Bei Tisch gab’s mit der Mama Geschichten. Ich erklärte Theresen, dass ich in der schlechtesten Stimmung bin. Im Hause sprach ich mit Kampf, der mich bat seine Rechnungen nachzusehen. Nach Mittag fuhren wir zum Schiffmeister Seiler und ließen den Kontrakt unterschreiben. Abends war ich mit Klimbke im Kärntnertor-Theater „Hausdoktor“ und Pas de deux von Viganò und Frau. Nicht froh, aber wenigstens ruhiger war ich. Röschen (?) war wieder da, welche man begleitete und dann nach Hause ging. Band 02 (II.), Seite 69r
932 1800 2 24 Kalt und trübe. Früh schickte mir Kutschersfeld ein Billett, worin er wieder eine Menge Verdacht äußerte. Dies ärgerte mich umso mehr, da er mir doch so viel zu verdanken hat und ich seinetwegen so unendlich leide. Ich arbeitete bis 10 h, dann ging ich zur Regierung, wegen dem Steinkohlenbescheid; schon war es 12 h und noch schickte man mich von einer Kanzlei zur anderen, endlich erhielt ich selben, ging zu François, da schrieb ich gleich an Siess, kopierte den Bescheid und schloss ihn bei. Das Original trug ich selbst zum Fürsten, welches ihm ganz anständig war. Das heutige Geschäft beruhigte mich etwas. Dann ging ich mit Klimbke auf die Bastei und um ½ 2 h zur Barany speisen; bei Tische war es ziemlich munter. Um 4 h ging ich ins Haus, zu Klimbke, dann zu Therese, da blieb ich bis 6 h. Albert kam auch. Ich verabredete mich mit ihm, morgen nach Klosterneuburg zu fahren; welches ich aber bei reiferem Nachdenken unmöglich fand. Abends war ich im Kärntnertor-Theater. „Schachmaschine“ wurde mittelmäßig gegeben; Lippert als Graf Balken war ein elender Ersatz für das meisterhafte Spiel des Schütz. Nach dem Theater kam ich mit Liebisch zusammen, welcher mir den angenehmen Antrag machte, mein Geld auf Wechselskontierung auf 12% zu bringen. Band 02 (II.), Seite 69r
933 1800 2 25 Schon früh kam Tonerl mit einem Zettel vom Vater, worin er mir ein zahlenden Tag versichert und verlangt, ich solle ihm schreiben, was er mir schuldig ist; dies trübte mir schon den Morgen. Ich unterließ ihm ein Billett, in dem ich ihm derb die Wahrheit schrieb. Um 10 h ging ich zum Liebisch, brachte ihm 500 fl. auf meine Spekulation; möchte sie doch glücklich ausfallen ! Welche Beruhigung wäre das für mich !. Beim Hofmeister arbeitete ich in seinen Rechnungen; dann ging ich in die Kanzlei, wo ich mit dem Mayer eine Wette um einen Schill zu 6 Pfund machte, dass in diesen 15 Faschingsredouten nicht 30.000 fl. einkommen, welche ich – da ich näher nachdachte – sicher verlieren werde. Bei Tische war es so ziemlich erträglich. Nach Mittag besuchte ich die Petrowitz, dann ging ich ins Kärntnertor-Theater „Dorfbarbier“; Therese kam auch. Nach der Oper gingen wir ins Burgtheater „Findelkind“, dann zu Hause soupieren. Mein Bruder kam auch zur Gassmann. Nch 10 h waren wir zu Hause. Band 02 (II.), Seite 69r
934 1800 2 26 Schnee und nasskalt, ein unangenehmer Tag. Bis 10 h arbeitete ich, dann ging ich zum Hofmeister, wo ich speiste und bis 5 h in seinen Rechnungen arbeitete. Bei Tische wurde eine Menge Unangenehmes von Kutschersfeld gesprochen, Verkaufung der Wägen, der Räder und dergleichen, welches mir das Essen sehr verbitterte. Abends war es bei Therese düster und traurig. Dann beim Lampl; um 9 h ging ich nach Hause und ins Bett. Ein heftiger, kalter Wind, von Schnee und Regen begleitet, dann ein außerordentlicher Kot machten das Nachhause gehen sehr widrig. Ich schlief schlecht und musste sehr viel husten. Band 02 (II.), Seite 69v
935 1800 2 27 Regen und Schnee mit Sturmwind. Früh kam Kutschersfeld; ich habe widrige Empfindungen, wenn ich den Mann sehe, da ich seinetwegen so viel dulde. In hohem Grade melancholisch, habe ich für nichts Gefühl. Bis 12 h arbeitete ich, ging zu Brandl, wo wir über Kutschersfelds Fall sprachen. Dann ins Haus, in die Theaterkanzlei; es war Probe von „Weiber von ehmals“. Wir sprachen von unserer Schill-Wette. Dann ging ich zum Gönner, mit welchem ich über unsere häuslichen Angelegenheiten redete. Beim Speisen wurde wenig gesprochen. Nach Mittag gingen Nina und Therese zu Maurer, wo ich ihn zum ersten Mal sah. Wir zusammen, plauderten von unserer Lage, von der Übernahme meiner Einrichtung, von der Interessierung derselben und des künftigen Lebens, und was ich im schlimmsten Falle zu tun bestimmt habe. Die Mädchen machten mir sehr herzliche Vorschläge, die mich wirklich freuten und beruhigten. Zu Hause machten sie der Alten die Vorschläge, welche sehr Einwendungen und tausend Geschichten machte. Dies kränkte mich tief; ich sagte es Theresen im Herabgehen. Ich begleitete sie zum Wagen; sie fuhr ins Kärntnertor-Theater „Drei Sultaninnen“. Ich ging auch dahin, war aber den ganzen Abend sehr traurig. Der Alten Habsucht und Despotie machen meine Lage noch trauriger und beleidigen meinen Stolz, meine Ehre. Band 02 (II.), Seite 69v
Peter Prokop: Die Tagebücher des Joseph Carl Rosenbaum (ÖNB SN 194- 204) - eine Arbeitstransskription.

Die nachstehende Arbeitstransskription der in der Österreichischen Nationalbibliothek (Sammlung von Handschriften und Alten Drucken) in 11 Manuskriptbänden aufbewahrten Tagebücher des gräflich Esterházyschen Sekretärs Joseph Carl Rosenbaum (1757-1829) wurde vom Autor ursprünglich für private Zwecke als Findhilfe für architekturgeschichtliche Recherchen angefertigt, um das digitale Auffinden von Personen und Zusammenhängen zu erleichtern, die im Zusammenhang mit der Arbeit am „Architektenlexikon Wien 1770-1945“ relevant wurden. Es handelt sich demnach lediglich um eine Findhilfe, keineswegs aber um eine wissenschaftlichen Ansprüchen genügende Edition. Diesem Primärzweck entsprechend, weicht die Transskription vom Originaltext in folgenden Details ab:

  • Rosenbaums biedermeierliche Schreibweise wurde modernisiert, seine Syntax jedoch weitgehend beibehalten; seine nicht immer eindeutige Interpunktation (mittels Bindestrichen) jedoch durch die heute gebräuchliche ersetzt.
  • Innerhalb der einzelnen Tageseintragungen wurden die gelegentlich vorkommenden Wiederholungen ein und desselben Sachverhaltes zusammengezogen.
  • Die von Rosenbaum ausgeschriebenen Wochentagsnamen wurden weggelassen, da mit dem Datum des jeweiligen Tageseintrags redundant. Dieses wurde im Format Jahr / Monat / Tag wiedergegeben. Die Bezeichnungen von Feiertagen wurden beibehalten. •Die ab etwa 1816 stereotyp wiederkehrenden Notizen zum täglichen Wetter und zum jeweiligen Programm der Hoftheater und des Theaters an der Wien wurden an den Beginn des jeweiligen Tageseintrages gerückt.
  • Bei Personennamen, deren Schreibweise bei Rosenbaum nicht selten variiert, wurde eine einheitliche und möglichst dokumentarisch belegte Schreibweise angewendet.
  • Fragliche Lesungen von Personen-, Ortsnamen u. dgl. wurden durch nachgestellte Fragezeichen (?) gekennzeichnet, Rosenbaumsche Abkürzungen entweder ausgeschrieben oder ihre wahrscheinliche Ergänzung in eckige Klammern gesetzt. Abgesehen davon wurde auf möglichste inhaltliche Vollständigkeit der Textwiedergabe geachtet. Kleinere Auslassungen und Tippfehler sind bei einer manuellen Eingabe von rund 9 Millionen Zeichen trotz aller Sorgfalt nicht ganz auszuschließen. Wem aber mit der raschen Auffindbarkeit von Personen, Orten, Sachbegriffen etc. gedient ist, ist eingeladen, sich dieser Ressource zu bedienen.

Der Autor ersucht lediglich um Einhaltung der üblichen Zitierungsusancen (siehe obenstehender Titel oder abgekürzt, z B. in Fußnoten Datum des zitierten Eintrages, bzw. bei Einträgen ohne Datum mit Band und pagina).


(†) Peter Prokop, Wien, im Februar 2016

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