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Lfd Nr Jahr Monat Tag Eintrag Namen Referenz
941 1800 3 5 Sepherl brachte mir einen Brief voller Vorwürfe von Therese, welchen ich gleich beantwortete; auch sie kränkt mich ! Bis 9 h arbeitete ich, dann ging ich zum Joël. Er empfing mich kalt, wurde aber dann besser und adressierte mich an Zichy, wo ich Stessel fand. Zichy war mit mir anfangs strenge, dann kam Joël und ein Kavalier, den ich nicht kannte, so ziemlich nahmen sie sich meiner an; wenn sie es auch nur beim Fürsten tun ! Der Fürst war gestimmt gegen mich, ziemlich ungnädig, ich bat ihn nur um Billigkeit und ging dann zu Paur, mit ihm in Rücksicht der Wägen zu reden. Mittags ging ich zu Theresen, die Alte war nicht zu Hause. Froh und herzlich war unser Wiedersehen; ich liebe das edle Mädchen gewiss mit ganzer Seele. Ich konnte nur wenig essen. Bei Theresen schrieb ich an Kárner und bat um zwei Zeugnisse, eines wegen Übergabe der Boden(?)schlüssel an Kutschersfeld in meiner Abwesenheit, und dass ich wegen Kutschersfeld 2 Anzeigen an den Fürsten machte. Nachmittag 4 h war der Beschluss des so großen Verhörs, welches für mich so ehrenvoll endete. Ich sagte ihnen, dass sie es meiner Ehre und Billigkeit schuldig sind, dem Fürsten zu sagen, dass alle Rechnungsführer vor meiner enormen Abgang hatten, und dass keiner seine Rechnungen so ordentlich führte als ich, auch keiner einen Überschuss, welcher bei 700 fl. ausmacht, ausweisen kann als ich. Abends ging ich ins Kärntnertor-Theater „Graf von Burgund“. Toldt spielte die Elsbeth und wurde vorgerufen. Klimbke, Barany waren da. Bei Klapper soupierte ich etwas und um ½ 11 h lag ich im Bette. Band 02 (II.), Seite 71r
942 1800 3 6 Etwas heiterer stand ich auf. Früh arbeitete ich wegen Abgang der Wägen, ließ auch meinen Bruder das Inventarium der Wägen abschreiben, schrieb an Siess und meine Mutter. Übernahm die Haferlieferung und ging gegen 12 h zu Liebisch. Er zahlte mir meine kleinen Auslagen und gab mir für 500 fl einen Wechsel zu 12 % auf zwei Monate bis zum 1. Mai. Im Hause fand ich von meiner Mutter 12 Pfund Käse; diese Aufmerksamkeit freute mich außerordentlich. Der Lärm im Hause wegen aller dieser Geschäfte und Verhöre ist unerträglich, ich schäme mich, hineinzugehen. Bei Klimbke in der Kanzlei plauderten wir von den so fatalen Geschäften, die ich schon übersatt bin. Bei Tische wurde wenig geredet; die Alte entfernte sich gleich. Nach Mittag arbeitete ich ein Weilchen, dann ging ich ins Kaffeehaus, plauderte mit Klimbke, hatte Spaß mit dem Chaudeau, welches er zahlte. Dem Gönner machte ich auch einen Besuch und erzählte ihm von den Schikanen; dann sprach ich mit Stessel. Nach 5 h ging ich wieder zur Session und erfuhr, dass Pfau ein Schurke ohnegleichen ist. Ich musste sogar noch einmal meine Handbücher holen und kam voll Schweiß zu der Blutkommission zurück, welche bis 8 h dauerte. Abgemattet und voll Wut kam ich zur Barany, die sich wunderte, mich so zu sehen. Ich erklärte ihr, wie ich mein Geld nutzen wollte. Sie lachte und sagte, sie wisse einen Plan, selbes mehr als doppelt so gut zu nutzen. Den Vorschlag fand ich vortrefflich, ich dankte ihr herzlich und ging beruhigt schlafen. Mit Kutschersfeld sprach ich im Bette und schilderte ihm die Schurken, die so undankbar an uns handeln und so schändlich verleumden. Vor Zorn und Wut schlief ich gar nichts. Band 02 (II.), Seite 71v
943 1800 3 7 Kalt. Früh besuchte mich der Willmein (?) von Hütteldorf; dem gab ich Slivovitza; dann trug ich einige Sachen zur Barany. Übrigens arbeitete ich. Um 11 h ging ich zu Czech, zu Brandl, dann zu Klimbke; wir redeten von der so widrigen Geschichte, in der immer das Recht mein bleiben muss. Zu Mittag machte mir Therese Verdruss, sagte mir in Bezug auf mein Engagement und Anordnung meines künftigen Lebens, in Bezug auf meine Forderung an sie so viel Unangenehmes, was mir sehr unerwartet kam. Nach Mittag besuchte sie Kutschersfeld; wir sprachen von unseren Angelegenheiten. Dann ging ich zu Klimbke und ins Kärntnertor-Theater „Jolantha“. Ging zu Czech und übergab ihm meine goldenen Ketten zum Verkauf. Abends erhielt ich von der Direktion die Steinkohlenmanipulation, welche mich vordem gefreut haben würde, jetzt aber sehr lästig ist. Csekonics schickte mir zum Angebinde ein Paar weißseidene Handschuhe, von ihr selbst verfertigt; in meiner traurigen Lage machte es mir wenig Freude. Einen düsteren Tag verlebte [ich]. Band 02 (II.), Seite 71v
944 1800 3 8 Kalt. Früh nach 6 h brachte mir der Sattelknecht einen offenen Zettel – wie beleidigend ! – von Paur, dass ich um 8 h zu ihm kommen und bei ihm auf des Fürsten Befehl die Rechnung abschließen; wie lange wollen sie mich noch quälen ! Ich ordnete meine Sachen und ging. Barany schickte ich durch den Bruder 20 fl.. Im Tor begegnete ich dem Paur; ich sagte ihm die Beleidigung mir einen offenen Zettel zu schicken. Er ging mit mir zurück und zum Hauter. Kurz nachher ließen sie mich zum Hauter rufen und konfrontierten mich mit den Schurken Pfau und Strohschneider; ich sagte ihm nur, dass ich diesen Schurkenstreich verweisen werde. Hauter war sehr grob zu mir, ich erwiderte alles. Bis 12 h arbeitete ich in meinen Rechnungen, schloss mit Brandmayer sein Konto; ging dann zu Klimbke, wo eben Probe zu „Fiesko“ war. Klimbke war bei mir, als ich vor einigen Wochen dem Pfau für einen Schober Stroh 3 fl. zahlte; dies verlangte ich von ihm schriftlich, sehr gern gab er‘s. Bei Tische ging es mürrisch zu; nach Tisch kam ich im Kaffeehaus mit Fuchs zusammen; er riet mir, den Schurken Pfau zu klagen, welches ich auch tun will. In der Absicht ging ich zu Burgerth und bat um den Protokollauszug zu Pfaus Aussage, welches er mir ohne des Fürsten Einwilligung versagte. Er soll es dem Fürsten melden. Von Klimbkes Attestat ließ ich ihm eine Abschrift zurück, um selbes dem Fürsten zu zeigen. Für Csekonics ließ ich ein Petschierstöckl machen. Abends war ich bei Lampl und im Kärntnertor-Theater „Soliman“. Therese schickte mir ein Billett und ein Laibchen Milchbrot; unendlich freute mich dies. Band 02 (II.), Seite 71v
945 1800 3 9 Kalt. Früh beantwortete ich die mir von Paur gegebenen Punkte über meine Rechnungen, und ließ selbe von Kutschersfeld attestieren. Um 9 h ging ich zu Burgerth und begehrte die Aussage von Pfau, welche der Fürst mir verweigerte. Ich muss also bis zum Ausgang der Sache noch schweigen. Mit Stessel sprach ich über meine Angelegenheiten und ließ ihn die Beantwortung der Mängel lesen, auch Fritsch fand sie sehr gut. Mittags war ich bei Brandl, wohin auch Therese am Nachmittag kam. Wir plauderten zusammen über unser Arrangement; sie erklärte mir, dass sie mit 1. April die 12% für meine 1400 fl. bekommt; dann sagte ich, bleibe ich von der Kost weg. Später ging ich zu ihr; die Alte lag im Bett. Dann ging ich ins Kärntnertor-Theater „Weiber von ehmals“, nachher ins Ballett im Burgtheater „Die nächtliche Trommel (?)“; gefiel mir gar nicht. Nach dem Theater ging ich gleich ins Bett. Band 02 (II.), Seite 72r
Peter Prokop: Die Tagebücher des Joseph Carl Rosenbaum (ÖNB SN 194- 204) - eine Arbeitstransskription.

Die nachstehende Arbeitstransskription der in der Österreichischen Nationalbibliothek (Sammlung von Handschriften und Alten Drucken) in 11 Manuskriptbänden aufbewahrten Tagebücher des gräflich Esterházyschen Sekretärs Joseph Carl Rosenbaum (1757-1829) wurde vom Autor ursprünglich für private Zwecke als Findhilfe für architekturgeschichtliche Recherchen angefertigt, um das digitale Auffinden von Personen und Zusammenhängen zu erleichtern, die im Zusammenhang mit der Arbeit am „Architektenlexikon Wien 1770-1945“ relevant wurden. Es handelt sich demnach lediglich um eine Findhilfe, keineswegs aber um eine wissenschaftlichen Ansprüchen genügende Edition. Diesem Primärzweck entsprechend, weicht die Transskription vom Originaltext in folgenden Details ab:

  • Rosenbaums biedermeierliche Schreibweise wurde modernisiert, seine Syntax jedoch weitgehend beibehalten; seine nicht immer eindeutige Interpunktation (mittels Bindestrichen) jedoch durch die heute gebräuchliche ersetzt.
  • Innerhalb der einzelnen Tageseintragungen wurden die gelegentlich vorkommenden Wiederholungen ein und desselben Sachverhaltes zusammengezogen.
  • Die von Rosenbaum ausgeschriebenen Wochentagsnamen wurden weggelassen, da mit dem Datum des jeweiligen Tageseintrags redundant. Dieses wurde im Format Jahr / Monat / Tag wiedergegeben. Die Bezeichnungen von Feiertagen wurden beibehalten. •Die ab etwa 1816 stereotyp wiederkehrenden Notizen zum täglichen Wetter und zum jeweiligen Programm der Hoftheater und des Theaters an der Wien wurden an den Beginn des jeweiligen Tageseintrages gerückt.
  • Bei Personennamen, deren Schreibweise bei Rosenbaum nicht selten variiert, wurde eine einheitliche und möglichst dokumentarisch belegte Schreibweise angewendet.
  • Fragliche Lesungen von Personen-, Ortsnamen u. dgl. wurden durch nachgestellte Fragezeichen (?) gekennzeichnet, Rosenbaumsche Abkürzungen entweder ausgeschrieben oder ihre wahrscheinliche Ergänzung in eckige Klammern gesetzt. Abgesehen davon wurde auf möglichste inhaltliche Vollständigkeit der Textwiedergabe geachtet. Kleinere Auslassungen und Tippfehler sind bei einer manuellen Eingabe von rund 9 Millionen Zeichen trotz aller Sorgfalt nicht ganz auszuschließen. Wem aber mit der raschen Auffindbarkeit von Personen, Orten, Sachbegriffen etc. gedient ist, ist eingeladen, sich dieser Ressource zu bedienen.

Der Autor ersucht lediglich um Einhaltung der üblichen Zitierungsusancen (siehe obenstehender Titel oder abgekürzt, z B. in Fußnoten Datum des zitierten Eintrages, bzw. bei Einträgen ohne Datum mit Band und pagina).


(†) Peter Prokop, Wien, im Februar 2016

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