Die Tagebücher des Joseph Carl Rosenbaum [942]

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Etwas heiterer stand ich auf. Früh arbeitete ich wegen Abgang der Wägen, ließ auch meinen Bruder das Inventarium der Wägen abschreiben, schrieb an Siess und meine Mutter. Übernahm die Haferlieferung und ging gegen 12 h zu Liebisch. Er zahlte mir meine kleinen Auslagen und gab mir für 500 fl einen Wechsel zu 12 % auf zwei Monate bis zum 1. Mai. Im Hause fand ich von meiner Mutter 12 Pfund Käse; diese Aufmerksamkeit freute mich außerordentlich. Der Lärm im Hause wegen aller dieser Geschäfte und Verhöre ist unerträglich, ich schäme mich, hineinzugehen. Bei Klimbke in der Kanzlei plauderten wir von den so fatalen Geschäften, die ich schon übersatt bin. Bei Tische wurde wenig geredet; die Alte entfernte sich gleich. Nach Mittag arbeitete ich ein Weilchen, dann ging ich ins Kaffeehaus, plauderte mit Klimbke, hatte Spaß mit dem Chaudeau, welches er zahlte. Dem Gönner machte ich auch einen Besuch und erzählte ihm von den Schikanen; dann sprach ich mit Stessel. Nach 5 h ging ich wieder zur Session und erfuhr, dass Pfau ein Schurke ohnegleichen ist. Ich musste sogar noch einmal meine Handbücher holen und kam voll Schweiß zu der Blutkommission zurück, welche bis 8 h dauerte. Abgemattet und voll Wut kam ich zur Barany, die sich wunderte, mich so zu sehen. Ich erklärte ihr, wie ich mein Geld nutzen wollte. Sie lachte und sagte, sie wisse einen Plan, selbes mehr als doppelt so gut zu nutzen. Den Vorschlag fand ich vortrefflich, ich dankte ihr herzlich und ging beruhigt schlafen. Mit Kutschersfeld sprach ich im Bette und schilderte ihm die Schurken, die so undankbar an uns handeln und so schändlich verleumden. Vor Zorn und Wut schlief ich gar nichts.
Band 02 (II.), Seite 71v
06.03.1800
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