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Anzeige von 921 - 925 aus 11858
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Lfd Nr Jahr Monat Tag Eintrag Namen Referenz
921 1800 2 13 Strenge Kälte. Früh kam Kutschersfeld, wir plauderten ein Weilchen, dann besuchte mich Artner, welcher mir eine Menge von Einsparungen, Entlassungen und Veränderungen erzählte, lauter Pläne des Carl Zichy. Um 10 h ging ich zur Huber, dann zu Fábrinyi, welcher morgen abreist und dessen Sohn bei Johann Liechtenstein als Kadett schon assentiert ist. Ich bat ihn, mir Käse und Slivovitza zu schicken, welches er mir zusagte. Ging zu Klimbke und bekam durch die Rodler (?) ein Billett von Therese, worin sie mir von dem Sturme schrieb, welchen sie wieder mit ihrer bösen Mutter hatte. Ich schrieb ihr und empfahl ihr Mut und Selbständigkeit. Dann schrieb ich Kárner durch Artner nach Preßburg, dass hier die Sage ist, dass der Fürst nach Preßburg sei, um mit ihm wegen seiner Rückkehr zu traktieren. Nach Mittag war ich bei Maurer, dann ging ich ins Kärntnertor-Theater. Man gab „Glück bessert Torheit“; Kutschersfeld, Fábrinyi und mehrere Bekannte waren da. Nach dem Theater gingen Tonerl und ich gleich in die Redoute. Man gab einen Marinari-Tanz mit Fahnen, von Viganò ein Solo, welcher auch mit der Casentini einen Pas de deux tanzte. Am Ende figurierten sie ein Seeschiff. Das ganze war artig. Nina war mit Rodler und der Salieri, auch Albert war darin. Wir gingen ein Weilchen herum, ich unterhielt mich sehr schlecht und war auch immer missmutig Um 2 h gingen wir nach Haus und ins Bett. Band 02 (II.), Seite 67r
922 1800 2 14 Bis 10 h schlief ich, dann arbeitete ich; ging zum Lackierer, wohin ich den erhaltenen blauen Tisch zur Ausbesserung schickte. Um 12 h ging ich in die Stadt, Liebisch begleitete mich; heute erhielt ich von ihm das grünliche Tuch zum Mantel, welches mir sehr gefällt. Ging ins Haus, dann zu Klimbke. Bei Tische war es sehr ernst. Nach Mittag war ich im Kaffeehaus, sprach mit LaCasa (?). Dann beim Burgerth um Auskunft des Kurschmieds, beim Brandl wegen der Waage. Um 9 h ging ich nach Hause und gleich ins Bett. Band 02 (II.), Seite 67r
923 1800 2 15 Früh brachte mir Kutschersfeld den Rest vom gestickten Musselin. Ich arbeitete dem Morgen und Vormittag mit aller Anstrengung. Um 12 h ging ich ins Haus, zu Klimbke, dann zu Klingmann um ihn bei seiner Frau wegen der Neustädter Reise zu entschuldigen. Bei Tische war die Rodler. Nach selbem gingen wir auf die Glacis spazieren. Ich war äußerst missmutig, nichts kann mich aufheitern. Bei Czech war ich eine Stunde; dann ging ich ins Kärntnertor-Theater „Neues Jahrhundert“ und „Alcina“; Kutschersfeld und Klimbke waren da. Im Burgtheater gab man „Griselda“. Vom Parterre noble warf einer mit Steinen auf die Hofloge, worin der Großherzog saß. Man arretierte ihn; mehr hoffe ich morgen zu erfahren. Nach dem Theater ging ich gleich nach Hause und hatte eine sehr unruhige Nacht. Band 02 (II.), Seite 67r
924 1800 2 16 Viel Schnee und sehr kotig. Früh kam die Sepherl und fragte mich um die Nachricht von dem gestrigen Theaterauftritt. Bis 8 h arbeitete ich, dann fuhr ich in die Stadt, zum Fürsten unterschreiben; wegen dem Jahresextrakt und Abgang in der Sattelkammer war er äußerst beleidigend. Länger als eine Stunde hatte ich mit ihm zu tun; Kränkungen ohne Ende machen mir das Leben verhasst. Kutschersfeld wartete meiner im Vorzimmer, wir gingen zusammen zum Gönner. Er war auch ziemlich kalt; ich wusste mir keine Aufheiterung. Ging in die Theaterkanzlei, da erzählte man mir, dass der gestrige Werfer ein schon einmal gewesener Narr und Sohn eines Baumeisters aus Lichtenthal sei . Von da ging ich zu Brandl; ich erwartete Therese; wir plauderten bis ½ 1 h, dann begleitete ich sie zu Braunmüller. Speiste bei Brandl; nach Mittag erwartete ich Therese vergebens, sie versprach zu kommen und kam nicht. Ich spielte mit Brandl Mariage, berechnete eine Weile ihre Konten. Ging um 7 h zu Lampl, dann nach Hause. Ich hatte eine schreckliche, schlaflose Nacht. Band 02 (II.), Seite 67v
925 1800 2 17 Sehr kotig. Um 6 h kam Sepherl mit einem Entschuldigungsbillett von Therese wegen gestrigem Nichtkommen; ich bin sehr traurig. Bis 12 h arbeitete ich ununterbrochen, ging dann zu Klimbke, zum Speisen, wo Albert und Schwester waren. Nach Tische machten wir eine Promenade um die Glacis. Therese und ich plauderten von unserem Schicksal. Ich stellte ihr, im Falle der Fürst von hier weggeben wollte, dann meine Lage vor, wenn meine Barschaft zu Ende ginge. Da antwortete sie mit dem edelsten Anstande: „Dann teile ich mit dir, was ich habe.“ Wie mich das rührte und wie mich dieser edle Zug ihres vortrefflichen Herzens unauflöslich an sie kettet, kann nur ein dankbarer Mensch fühlen, und dankbar bin ich gewiss. Dieser Spaziergang wird meinem Herzen ewig teuer und unvergesslich bleiben. Auf dem Michaelsplatz schieden wir; ich ging zum Sekretär Burgerth wegen dem Schiffseinkauf zu verabreden, dann zu Czech und abends ins Burgtheater „Rettung für Rettung“. Therese war da und ich hatte recht einen seligen Abend. Ich begleitete sie nach Hause. Ein heftiger Husten und Schnupfen quälten mich den ganzen Abend. Band 02 (II.), Seite 67v
Peter Prokop: Die Tagebücher des Joseph Carl Rosenbaum (ÖNB SN 194- 204) - eine Arbeitstransskription.

Die nachstehende Arbeitstransskription der in der Österreichischen Nationalbibliothek (Sammlung von Handschriften und Alten Drucken) in 11 Manuskriptbänden aufbewahrten Tagebücher des gräflich Esterházyschen Sekretärs Joseph Carl Rosenbaum (1757-1829) wurde vom Autor ursprünglich für private Zwecke als Findhilfe für architekturgeschichtliche Recherchen angefertigt, um das digitale Auffinden von Personen und Zusammenhängen zu erleichtern, die im Zusammenhang mit der Arbeit am „Architektenlexikon Wien 1770-1945“ relevant wurden. Es handelt sich demnach lediglich um eine Findhilfe, keineswegs aber um eine wissenschaftlichen Ansprüchen genügende Edition. Diesem Primärzweck entsprechend, weicht die Transskription vom Originaltext in folgenden Details ab:

  • Rosenbaums biedermeierliche Schreibweise wurde modernisiert, seine Syntax jedoch weitgehend beibehalten; seine nicht immer eindeutige Interpunktation (mittels Bindestrichen) jedoch durch die heute gebräuchliche ersetzt.
  • Innerhalb der einzelnen Tageseintragungen wurden die gelegentlich vorkommenden Wiederholungen ein und desselben Sachverhaltes zusammengezogen.
  • Die von Rosenbaum ausgeschriebenen Wochentagsnamen wurden weggelassen, da mit dem Datum des jeweiligen Tageseintrags redundant. Dieses wurde im Format Jahr / Monat / Tag wiedergegeben. Die Bezeichnungen von Feiertagen wurden beibehalten. •Die ab etwa 1816 stereotyp wiederkehrenden Notizen zum täglichen Wetter und zum jeweiligen Programm der Hoftheater und des Theaters an der Wien wurden an den Beginn des jeweiligen Tageseintrages gerückt.
  • Bei Personennamen, deren Schreibweise bei Rosenbaum nicht selten variiert, wurde eine einheitliche und möglichst dokumentarisch belegte Schreibweise angewendet.
  • Fragliche Lesungen von Personen-, Ortsnamen u. dgl. wurden durch nachgestellte Fragezeichen (?) gekennzeichnet, Rosenbaumsche Abkürzungen entweder ausgeschrieben oder ihre wahrscheinliche Ergänzung in eckige Klammern gesetzt. Abgesehen davon wurde auf möglichste inhaltliche Vollständigkeit der Textwiedergabe geachtet. Kleinere Auslassungen und Tippfehler sind bei einer manuellen Eingabe von rund 9 Millionen Zeichen trotz aller Sorgfalt nicht ganz auszuschließen. Wem aber mit der raschen Auffindbarkeit von Personen, Orten, Sachbegriffen etc. gedient ist, ist eingeladen, sich dieser Ressource zu bedienen.

Der Autor ersucht lediglich um Einhaltung der üblichen Zitierungsusancen (siehe obenstehender Titel oder abgekürzt, z B. in Fußnoten Datum des zitierten Eintrages, bzw. bei Einträgen ohne Datum mit Band und pagina).


(†) Peter Prokop, Wien, im Februar 2016

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