Die Tagebücher des Joseph Carl Rosenbaum [915]

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1800
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Gestern feierte man die Exequien Pius' VI. bei St. Stephan. Er war über 80 Jahre alt und 25 Jahre weniger 6 Monate Papst; seit dem ersten Papst trug er den Hirtenstab am längsten. Um 8 h fuhren Kutschersfeld und ich zum Fürsten, ich ließ unterschreiben, er sprach von meinen Angelegenheiten kein Wort. Von da ging ich zu Stessel, er versicherte mir, dass bei der Session bestimmt wurde, dass ich vermutlich den von jährlich 15.000 fl. ausfallenden Betrag empfangen und dann alle Auszügeln selbst auszahlen werde; dies wäre mir sehr angenehm, und eben weil ich es wünschte, wird es nicht geschehen. Beim Gönner war ich auch, er empfing mich sehr gnädig und fragte mich, ob ich zu ihm dürfe, da ich mit mehreren anderen beim Fürsten als sein Anhänger angeklagt bin. Stessel kam auch, und als dieser ging, ging ich mit. Später machte ich einen Besuch bei Klimbke, dann ging ich speisen. Es war als Gast die Hofwäscheverwahrerin Rodler (?) da; ich konnte das Essen nicht einmal mehr auswarten, ging zu Stessel, wo ich den meisten Teil des Tages war. Abends war ich bei Czech (?), dann ging ich ins Kärntnertor-Theater, wo ich Therese, Nina und Mama fand. Es war sehr voll und sie machten mir Platz. Man gab „Emilia Galotti“, die Toldt (?) spielte die Emilia und wirklich nicht ohne verdienten Beifall. Sie wurde ausgerufen, hielt aber wie bei ihrer ersten Erscheinung einen albernen Epilog.
Band 02 (II.), Seite 65v
07.02.1800
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