Die Tagebücher des Joseph Carl Rosenbaum [912]

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Früh kam Kutschersfeld und sagte mir, dass ihn die Szilinska versicherte, dass der Fürst meine Vermählung erlaube, nur möchte man ihm aus wichtigen Gründen Zeit lassen: dann plauderten wir vom Hauswesen und unseren Einrichtungen: ich arbeitete bis 12 h und ging dann zum Vetter Uhrmacher wegen Mehl, schickte dasselbe in 4 Teile und erntete damit Zufriedenheit. Im Hause ließ mich die Babett rufen und sagte mir, die Fürstin hätte ihr den Auftrag gemacht, Therese rufen zu lassen, und sie versichern zu lassen, dass wir die Heiratserlaubnis in einigen Tagen sicher erhalten werden; nur Versicherungen, die wir leider schon so oft erhielten. Dann ging ich zu Klimbke; zum Speisen; da gab’s wieder Sturm, und die Alte lag im Bette. Wir aßen und blieben den Nachmittag bis 5 h allein; die Fritzi (?) und mein Bruder kamen auch, wir waren so ziemlich gelaunt. Abends suchte ich Stessel vergebens. War eine Weile bei Lampl, dann ging ich ins Burgtheater. Man gab „Molinara“; Therese war nicht besonders bei Stimme. Ich begleitete sie zum Wagen und ging dann nochmals, den Pas de deux zu sehen, weil es mir zu früh war. Um ½ 11 h, ich lag und schlief schon halb, pochte Kutschersfeld und kam mit einem Gewinsel, und klagte, dass die Huber sterbe, und vielleicht gar schon tot sei; er bat mich, mit ihm eilends hinein zu gehen. Ich raffte mich zusammen und ging mit ihm hinein. Es war ein grässlicher Anblick, die Sterbende zu sehen. Ich fand den Herbeck (?), er verschrieb ihr etwas und sie erholte sich. Unten wartete meiner Kutschersfeld. Bis ¼ auf 1 h blieben wir, dann gingen wir nach Hause; aber ich schlief wenig. Kutschersfeld dachte ich mir so traurig, als ich ihn kniend und in Tränen sah.
Band 02 (II.), Seite 65v
04.02.1800
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